Edward Snowden soll in Deutschland mit zahlreichen Ehrentiteln bedacht werden. Aber sind das gute Aktionen oder nur Zeichen eines kollektiven schlechten Gewissens?
charlotte-haunhorst
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Jetzt also Rostock. Die Philosophie-Fakulät der dortigen Uni hat gestern Abend entschieden, dem Whistleblower Edward Snowden die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Die endgültige Entscheidung muss zwar noch der Universitätsrektor Wolfgang Schareck, fällen, der 22-köpfige Fakultätsrat befand aber bereits: Das wäre ein gutes Zeichen. Snowden habe mit seiner Aufdeckung der Arbeit der NSA die Rolle eines klassischen Aufklärers gespielt und deshalb die Doktorwürde verdient, so die offizielle Argumentation. Kritiker sagen zwar, der 30-jährige Amerikaner habe gar nicht die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen erbracht, die man für so einen Ehrendoktor eigentlich braucht, aber bei einer guten Sache nimmt man das wohl nicht so genau.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Rostock ist zwar die erste Stadt, die Snowden die Ehrendoktorwürde verleiht, aber nicht die erste, die mit Snowden-Aktionen auf sich aufmerksam macht. Erst im vergangenen Herbst forderten mehrere Stadtrat-Mitglieder in Göttingen die Ehrenbürgerschaft für Snowden. Ihre Begründung? Der US-Amerikaner habe sich für die Stärkung der Bürgerrechte eingesetzt und damit auch für die Bürger der Stadt Göttingen. Auch in Bonn und Leipzig gibt es Initiativen, die die Ehrenbürgerschaft für den Hacker fordern.
Was hältst du von solchen Aktionen? Machen die betroffenen Städte das aus Stadtmarketing-Gründen? Weil sie ein schlechtes Gewissen haben, dass man Snowden weder Asyl gibt noch ihn für den NSA-Untersuchungsausschuss vorlädt? Oder siehst du dahinter ernsthafte politische Absichten? Und vor allem: Glaubst du, es ändert irgendwas, wenn Snowden Göttingens Ehrenbürger oder Rostocks Ehrendoktor wird?