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Die Timeline zum Frühstück
Eine Zeitlang hörte ich jeden Morgen beim Frühstück Radio. Dann kaufte ich mir ein Smartphone, und mit den „Informationen am Morgen“ im Deutschlandradio war es vorbei. Um kurz nach sechs scrollte ich die Facebook-Timeline rauf und runter. In der einen Hand den Löffel, in der anderen das Handy: Nachrichten-Seiten, Facebook, Mails. Mein Blick zuckte immer vom Display zurück zur Schüssel und ab und zu auf mein T-Shirt, um nicht zu kleckern.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Verspeist wird hoffentlich nur das Imitat - doch parallel können auf dem Smartphone die Nachrichten und Statusmeldungen gelesen werden
Das gleichzeitige Futtern meines Müslis und der Konsum von Neuigkeiten aus der Nacht lehrten mich das Multi-Tasking. Und doch dachte ich oft, dass ich bestimmt einer der wenigen Irren sei, die sich nicht einfach Zeit nehmen und in Ruhe essen. Ohne Ablenkung. Ohne Smartphone. Einfach nur Nahrungsaufnahme.
Jetzt weiß ich: Eine irrige Annahme, ich bin nicht allein! Eine Studie, die ein großer Energiekonzern in Auftrag gegeben hat, besagt: 70 Prozent der Menschen unter 30 verwenden das Smartphone, wenn sie allein essen. Im Restaurant, im Café oder eben zu Hause. Wahrscheinlich schreiben wir gerade dann besonders viel auf Whatsapp hin und her, wenn wir alleine essen. (Die Studie sagt dazu leider nichts genaueres.)
Das Chatten und Nachrichten-Checken während des Essens ist mittlerweile für mich zur Angewohnheit geworden. Zuerst die Newsletter checken, dann persönliche Mails. Anschließend auf die Facebook-Nachrichten antworten und sehen, was gepostet wurde, während ich schlief. Zu guter Letzt noch ein Blick aufs Wetter – und dann ist die Müslischüssel in der Regel auch schon leer.
Wie ist das bei dir? Fällt es dir schwer, die Suppe zu löffeln, wenn du parallel das Handy hältst? Welche Apps benutzt du, während du isst? Oder findest du, Handy bei Tisch - das geht gar nicht?
Text: tim-kummert - Text: Tim Kummert; Foto: afp