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Der Vorverurteilungs-Ticker

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Sechs Seiten, schwarz auf weiß – der Verteidigungsminister hat sie am 6. Dezember 2012 bekommen, er hat den Erhalt dieser sechs Seiten quittiert, deshalb ist anzunehmen, dass er sie auch gelesen hat. Thomas de Maizière war viel früher schriftlich über die Risiken bei der Zulassung der Drohne informiert als bisher zugegeben wurde.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Glaubwürdig oder nicht? Der Verteidigungsminister

Wenn ich solche Meldungen lese wie sie derzeit über de Maiszière zu lesen sind, überkommt mich jedes Mal ein Déjà-vu-Gefühl: ein Politiker, dem nachgewiesen wird, was er zuvor dementiert hat – das hat es ein paar Mal gegeben in den vergangenen Jahren. Meistens sprach Merkel den beschuldigten Politikern ihr vollstes Vertrauen aus, meistens traten sie dann kurze Zeit darauf zurück.  

Deshalb hat mein Déjà-vu-Gefühl einen Begleiter: Die Vorverurteilung. Einem Politiker, der mit Vorwürfen konfrontiert wird und sagt, er habe nichts gewusst oder nichts getan, nehme ich diese Aussage nicht ab. Ich weiß, dass das höchst ungerecht ist. Man sollte an die Unschuld glauben, bis die Schuld bewiesen ist, auch wenn der Boulevard längst in grellem Rot „Skandal!“ auf die Titelseiten druckt.  

Aber es geht hier um Vertrauen und Glaubwürdigkeit, und diese Dinge beinhalten nun mal gewisse irrationale Komponenten. Deshalb kann ich mich nicht dagegen wehren, ziemlich misstrauisch zu werden, sobald ein Politiker einen Vorwurf dementiert. Guttenberg, Schavan – zu oft schon hat man erlebt, dass Politiker nur zugeben, was ihnen ohnehin schon nachgewiesen werden kann. Andererseits: Es wird auch gerne skandalisiert, nicht jeder Vorwurf lässt sich halten. Von den strafrechtlich relevanten Anschuldigungen gegen Christian Wulff zum Beispiel blieb am Ende nicht viel übrig.   

Wie ist es um dein Skandalverhalten bestellt? Neigst du zu Vorverurteilungen? Schreibst du Politiker schon ab, sobald ihnen ein Fehlverhalten vorgeworfen wird? Oder glaubst du ihren Unschuldsbekundungen?

Text: eric-mauerle - Foto: rtr

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