Eine fehlende Geschichtsepoche, ein fremdgebliebener Musikheld oder das Nichtmitsingenkönnen der eigenen Nationalhymne - eine Bildungslücke kann viele Gesichter haben. Welches hat deine?
mariel-mclaughlin
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Die Geschichte von meiner Bildungslücke ist kurz, schmucklos und hochgradig peinlich: Als ich das erste Mal von den gefallenen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki hörte, war ich 18 und saß in meinem Politikgrundkurs.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Ich, die fleißig Atomkraftbefürworter missionierte oder sich das zumindest in den Kopf gesetzt hatte, sah sich mit dieser (Nicht-) Information zur Königin des Halbwissens gekrönt. Im Zuge meines Vorhaben hatte ich sicher schon einige Flatterheftchen von Umweltschutzorganisationen in die Finger bekommen und mir den Wikipedia-Eintrag zum Atomkraftwerk und vielleicht sogar den zum Castor durchgelesen, trotzdem hatte ich noch nie etwas von diesem Ereignis gehört, gesehen oder es sonst irgendwie in die Nähe meiner Wahrnehmungsrezeptoren bekommen.
Meinem Lehrer, der mir meine Irritation wohl anzumerken schien, hatte ich in diesem Moment auch nicht mehr als ein müdes Schlucken entgegenzubringen.
Wie ist das bei dir? Welche Information hat sich an dir über Jahre in einem perfekten Slalom vorbeigeschlängelt? Bei welcher Sache hast du die 300 Gelegenheiten verpasst, die sich einem normalen Bürger wahrscheinlich bieten, um jene Information in seinen Allgemeinwissensschatz aufzunehmen?