Erst Banker-Boni, dann Manager-Abzocker: Seit ein paar Tagen diskutiert Europa über Geld, Gier und Gerechtigkeit. Apropos: Was ist für dich der gerechte Lohn für deine Arbeit? Und was heißt eigentlich Reichtum?
jan-stremmel
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Am Sonntag stimmten bei einer Volksabstimmung in der Schweiz über zwei Drittel für eine Initiative "gegen die Abzockerei": Die Gehälter von Managern in börsennotierten Unternehmen sollen künftig nicht mehr hinter den verschlossenen Türen der Verwaltungsräte ausgehandelt werden, sondern von den Aktionären – und zwar jedes Jahr neu. Funkelnde Begrüßungs- und Abtritts-Boni sollen verboten werden.
Einer der Gründe für das überraschend klare Votum soll die Empörung rund um den Fall eines Pharma-Vorstands sein, der nach seiner Kündigung 60 Millionen Euro bekommen sollte – allein für die Garantie, sechs Jahre lang nicht zur Konkurrenz zu gehen.
Im September können die Schweizer gleich noch eine Entscheidung treffen, die die Gehälter von Wirtschaftsbossen eindampfen soll: Dann stimmen sie für oder gegen die sogenannte "1:12-Initiative". Die verlangt, dass der Meistverdienende in einem Unternehmen höchstens zwölfmal so viel Gehalt bekommt wie der am wenigsten Verdienende. Das Monatsgehalt des Chefs dürfte dann also nicht höher sein als das Jahresgehalt seiner Sekretärin. Zum Vergleich: Heute verdient ein Schweizer Top-Manager im Schnitt das 73-fache des geringsten Lohns.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Ist das schon unanständiger Luxus oder noch wohlverdienter Lohn?
Falls es demnächst auch in der EU ein Gesetz nach dem Schweizer Vorbild gibt (wie am Montag von der EU-Kommission angekündigt), könnte es auch bei uns irgendwann nur noch Spitzengehälter geben, die zuvor von den Aktionären für angemessen befunden wurden.
Die Frage ist also: Welches Verhältnis zwischen Verantwortung und Entlohnung ist gerecht? Kann die Leistung eines Managers wirklich 73-mal wertvoller sein als die eines Angestellten? Wenn ja, ist dann die Reduzierung auf das Zwölffache des Sekretärinnengehalts schon Lohndumping?
Mal angenommen, du könntest deinen eigenen Lohn bestimmen: Welchen monetären Gegenwert würdest du deiner Leistung zuweisen? Gibt es einen Betrag, bei dem du anstandshalber sagen würdest: Nö, lass mal, das reicht mir jetzt? Überhaupt: Was bedeutet für dich "reich", und kann es davon jemals genug geben?