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Der komplizierte Geschlechtsticker
Ein aktueller Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ greift die Frage auf, wie sich Geschlechterbilder verändert haben und ob sich Geschlecht und Sexualität in der heutigen Zeit noch angemessen beschreiben lassen. Wo es früher nur „männlich“ oder „weiblich“ gab und die Sexualität damit zumindest offiziell geklärt war, hat sich in den 70er Jahren die LGBT-Kultur (Lesbian, Gay, Bisexual und Transsexual) gebildet. Das reine „Mann oder Frau“ wird durch die sexuelle Orientierung ergänzt. Transgender-Personen fühlen sich aber auch davon nicht repräsentiert. Immer noch zu eindimensional, immer noch zu pauschal, immer noch nicht ausreichend.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Mann, Frau, homo, hetero - wer kann das schon immer so genau sagen?
Ein Autor der „New York Times“ schrieb deswegen bereits über die „Generation LGBTQIA“. Hier kommen drei weiter Beschreibungen hinzu: „Queer“ oder „Questioning“ für „fraglich oder in Frage gestellt“, „Intersex“ für „nicht eindeutig männlich oder weiblich“ und „Ally“ oder „Asexual“ für „von keinem Geschlecht sexuell angezogen“. Doch wie viele Begriffe man auch hinzunimmt, wird Geschlecht und Sexualität nicht immer zu individuell und zu differenziert sein, um es mit einem Wort zu beschreiben und dem Ganzen einen Stempel aufzudrücken? Was ist wenn jemand einen Penis hat, sonst aber sehr frauliche Körperzüge, sich selbst als Frau sieht, aber keine Geschlechtsumwandlung vornimmt und sowohl auf Männer als auch auf Frauen steht? Hinzukommen all die – vielleicht widersprüchlichen – persönlichen Einstellungen und Ansichten, die die Person definieren. Gibt es dafür wirklich ein Wort, dass alles beinhaltet? Was, wenn jemand sagt, seine Vagina ist männlich? Welcher Begriff umschreibt das?
In der FAZ wird ein visuelles Schema vorgestellt, das eine differenzierte Beschreibung von Geschlecht und Sexualität ermöglichen soll. Drei Kästen stehen für „Organe“, „Psychologisches Geschlecht“ und „Hingezogen zu“. Die linke obere Ecke bedeutet „männlich“, die rechte untere „weiblich“. Ein roter Punkt in jedem Kasten zeigt, wo man sich in jeder Kategorie steht und kann jede beliebige Abstufung anzeigen. Ein Mann im ganz klassischen Sinne hätte den Punkt bei „Organ“ und „Psychologisches Geschlecht“ also ganz oben links und bei „Hingezogen zu“ ganz unten rechts. Wäre der gleiche Mann bisexuell ohne Präferenzen für das eine oder andere Geschlecht wäre der letzte Punkt genau in der Mitte.
Diese Idee der stufen- und ausnahmslosen Einordnung der Geschlechter ist zwar wünschenswert und würde jedem gerecht werden, sie ist jedoch viel zu kompliziert, als dass sie im Alltag möglich wären. Doch wie ist dieses Problem zu lösen? Gibst du dich damit zufrieden, Mann oder Frau, homo oder hetero zu sein? Findest du dich in einer so einfachen Beschreibung wieder, auch wenn du weißt, dass alle anderen sie auch benutzen, obwohl sie völlig anders aussehen und ganz andere Vorlieben haben als du? Oder hältst du deine Sexualität für individueller? Sollte man vielleicht komplett aufhören in Geschlechterbildern zu denken?
Text: teresa-fries - Foto: Nerd1 / photocase.com