Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Das ist ja pinteressant...

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Zur Zeit sprechen alle über Pinterest und manche probieren es sogar aus. Pinterest funktioniert wie eine Pinnwand, an die man das, was man den anderen Menschen zeigen möchte, anheftet. Sich die Ergebnisse dieses Netzwerkes anzuschauen ist ungefähr so, wie ein wirklich hübsches Magazin durchzublättern oder durch einen total schicken Laden zu gehen: Alles sieht unfassbar schön aus. Es gibt schöne Kunst, schöne Möbel, schöne Frisuren, schöne Klamotten, schöne Reisefotos, schönes Essen und sogar extraniedlichschöne Katzenbilder. Man kann scrollen und klicken und gucken, bis die Sonne auf- und wieder untergegangen ist und noch darüber hinaus.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Aber bevor es diese Art von Pinnwand gab, gab es an den Wänden dieser Welt auch schon welche, aus Kork oder mit Magneten. Ich wage zu behaupten, dass diese trotz der Digitalisierung des Lebens noch nicht ausgestorben sind. Ich habe auch eine. Sie hängt ganz klassisch über meinem Schreibtisch und ich pinne Arzttermine, Postkarten, Flyer, das WLAN-Kennwort (falls ein Gast es mal braucht) und Fotos daran fest. Alles, was klein ist, nicht verloren gehen darf und von einer Nadel durchstochen werden kann, hängt dort. Alles, was ich gerne anschaue, hängt dort. Die Pinnwand ist nicht nur ein nützlicher, sondern wie ich finde auch ein recht dekorativer Gegenstand. Manchmal schaue ich mir an, was dort hängt und erkenne mich darin wieder oder denke an etwas oder jemanden, das oder den ich mag. An das schöne Antiquariat in Bonn zum Beispiel, weil unten links noch diese stilvolle Visitenkarten hängt, die die Besitzerin mir zugesteckt hat. Oder an meine Mutter, weil oben rechts ein Passbild von ihr festgesteckt ist, auf dem sie Anfang zwanzig und wahnsinnig hübsch ist. Manchmal erinnere ich mich aber auch bloß daran, dass ich mal wieder zum Zahnarzt muss, weil ich vergessen habe, den Zettel mit dem letzten Termin darauf wegzuwerfen und das Datum verdächtig lange her ist. Oder etwas passt mir gar nicht mehr in den Kram, dann nehme ich es herunter und werfe es in den Müll oder eine Kiste und fühle mich danach manchmal, als hätte ich auch innerlich etwas umgeordnet oder aufgeräumt.

Hast du auch eine Pinnwand? Wo hängt sie und was pinnst du daran fest? Bedeuten dir die Dinge, die dort hängen, etwas, oder sind es nur Notizen und Erinnerungen? Betrachtest du deine Pinnwand einfach als Gebrauchsgegenstand oder findest du sie schön? 

Text: nadja-schlueter - Foto: AndreasF. /photocase.com

  • teilen
  • schließen