Leider waren auf dem Sparbuch nur 3,95 Euro. Nachdem sich die Enttäuschung, die die große Freude abgelöst hatte, wieder gelegt hatte, fing mein Gehirn wieder normal zu funktionieren an. Fragen tauchten auf. Ich konnte mich nicht erinnern, dieses blaue Sparbuch von der Postbank jemals gesehen zu haben. Ebenso wenig war mir bekannt, dass ich mal in eine Postbank-Filiale gelaufen bin, um mein Geld in ein Sparbuch zu investieren.
Überhaupt, dachte ich, ist so ein Sparbuch doch ein Utensil aus einer anderen Zeit. Es passt nicht in die Ära von Börsenspekulation, EC-Karten und TAN-Nummern, die auf das Handy verschickt werden, sobald man beim Online-Banking den „Überweisen“-Button gedrückt hat. Mit einem Sparbuch muss man zur Bank gehen, um etwas einzuzahlen oder abzuheben, die Transaktion wird dann tatsächlich in diesem Büchlein vermerkt, so richtig mit Druckertinte auf Papier. Macht doch keiner mehr, dachte ich, nicht ohne einen Anflug von Nostalgie.
Anscheinend, so erfuhr ich jetzt, sieht es ganz anders aus. Nach einer Studie eines Düsseldorfer Finanzexperten (hier der ausführliche SZ-Artikel dazu) legen die Deutschen ziemlich viel Geld auf Sparbüchern ab, obwohl die Zinsen wesentlich höher wären, wenn sie es auf einem Tagesgeldkonto anlegen würden. In den vergangenen zehn Jahren sind so insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro verloren gegangen. Laut Bundesbank sind derzeit etwa 102 Milliarden Euro auf deutschen Sparbüchern geparkt!
Deswegen muss ich jetzt mal nachfragen: Hast du auch ein Sparbuch? Sind darin auch noch die ersten Einträge in D-Mark wie bei mir? Wenn du jetzt Geld anlegen wolltest, würdest du zur Bank gehen und nach einem Sparbuch verlangen?
Text: christian-helten - Foto: jonasj / photocase.com