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Brille auf! - Der dreidimensionale Ticker

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Eigentlich bin ich extrem allergisch auf Kulturpessimismus. Wenn mir irgendjemand mit „heutzutage geht alles zu schnell", „keiner liest mehr Bücher" und „Smartphones zerstören die zwischenmenschliche Kommunikation" kommt, krieg ich am ganzen Körper Pusteln, zumindest gefühlt. Aber trotzdem gibt es eine Sache, die mich an der schönen neuen Technikwelt nervt: Filme in 3D.

Ja, ich weiß, 3D ist schon seit „Avatar" 2009 in der Kinowelt angekommen. Aber seitdem ist es immer mehr geworden und langsam schleicht sich dieses Mainstream-Gefühl ein. Denn es sind ja jetzt nicht mehr nur die avatarigen, extra auf 3D ausgelegten Animationsfilme, die dieses Format bedienen. Immer öfter kommt es vor, dass man gerne einen Film sehen möchte und dann an der Kinokasse eine Brille ausgehändigt bekommt. Das war zum Beispiel beim zweiten Teil des siebten „Harry Potter"-Films und beim „Hobbit" so. Da gab es im Vorfeld dann auch fast nur Vorschau für andere Filme und sogar Kinowerbung in 3D. Gerade läuft „Life of Pi", den ich gerne sehen möchte, aber ich denke ernsthaft darüber nach, es zu lassen. Weil er in 3D ist.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Auch die Queen setzt auf 3D: Ihre Weihnachtsbotschaft 2012 wurde im dreidimensionalen Format gefilmt und sie sah sie sich anschließend mit (ihrer eigenen, strassbesetzten) 3D-Brille an.

Ich halte 3D für Quatsch. Erstens, weil ich nicht dauernd diese blöde Brille tragen möchte. Zweitens, weil der Eintritt überteuert ist. Drittens, weil meinen Gefühl nach dadurch viel mehr auf effektreiche Szenen gesetzt wird als vorher. Und viertens, weil ich die Leinwand als Grenze zwischen mir und dem Filmgeschehen sehr schätze. Ich möchte einfach nicht, dass eine Riesenschlange oder irgendein Geschoss auf mich zurast und ich das Gefühl haben muss, gleich gefressen oder getroffen zu werden. Das alte Prinzip der „vierten Wand" aus der Theatertheorie ist meiner Meinung nach eines, das man beibehalten sollte. Seit es 3D gibt, mache ich im Kino immer die Augen zu, wenn sich ein Schreckmoment ankündigt.

Es kann gut sein, dass ich mich daran gewöhne und irgendwann nicht mehr erschrecke, wie ich mir das Erschrecken auch in 2D beinahe abgewöhnt habe. Und es kann auch sein, dass sich die Preise an der Kinokasse normalisieren, bald jeder eine schicke eigene 3D-Brille hat und es ganz normal wird, dass jeder Film, auch ohne Action, dreidimensional ist. Im Moment wünsche ich mir allerdings, dass das nicht passiert und es auch in Zukunft noch Blockbuster in 2D geben wird.

Was hältst du von den 3D-Filmen, die bis heute auf „Avatar" gefolgt sind? Schaust du sie dir gerne an oder nerven dich Dreidimensionalität, Riesenbrille und hohe Eintrittspreise? Glaubst du, dass die Kinozukunft dreidimensional sein ist oder sich der Hype darum irgendwann wieder legt? 

Text: nadja-schlueter - Foto: Reuters

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