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Bildchen, Kakteen, Moderne Kunst - was sammelst du?
Seit ein paar Tagen kann man auf jetzt.de EM-Bilder sammeln. Und, so wenig man auch auf das Sujet Fußball gibt, wenn man einmal damit angefangen hat, stellt er sich doch wieder ein, dieser Reiz des Erwerbens und Einsortierens, Aufhebens und Ergatterns – des Sammelns eben. Das hatte man ja irgendwann in seiner Kindheit schon mal begonnen, mit Versteinerungen vielleicht oder Überraschungsei-Figuren, mit Kakteen oder sogar Briefmarken, weil es Opa auch gemacht hat. Da hat man also gesammelt, Schrankfächer und Alben angelegt und darin sorgfältig einen Schatz gehütet, der seinen Wert meist erst daraus bezog, dass man ihn damit versah. Weil jedes neue Stück für die Sammlung Aufmerksamkeit und Freude bekam, weil man nummerieren, etikettieren und vergleichen konnte. Irgendwann gingen diese Sammlungen in oberste Schrankfächer und Kellerkartons über, wo sie schließlich vergessen wurden. Oder von Papa, im Zuge einer typischen Frühpension-Saubermachaktion, entsorgt wurden.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Man selber sammelt zu dieser Zeit vielleicht noch Platten oder Turnschuhe, aber man würde es eigentlich nicht mehr Sammeln nennen, weil diesem Begriff so etwas Altphilologisches anhaftet. (Wer schon mal auf einer Plattensammlerbörse war, weiß, dass dort nicht ausschließlich Sympathieträger verkehren. Eigentlich kein einziger.) Aber später, wenn die Platten immer seltener benutzt und nur noch abgestaubt werden, fängt man vielleicht doch wieder an richtig zu sammeln – ordentliches Zeug natürlich: Moderne Kunst, Antiquitäten, Uhren sollen es dann sein.
Der Reiz ist immer der Gleiche: Man freut sich an dem, was man in seinen Besitz retten konnte und giert nach dem, was einem noch fehlt. Und natürlich ist ein richtiges Sammelgebiet so angelegt, dass man nie Vollständigkeit erlangt, sondern vorher unperfekt verstirbt. Und die Erbengemeinschaft darf sich dann über den Sammeltrieb aufregen (im Falle einer Sammlung alter Betonmischer) oder freuen (im Falle einer Gerhard-Richter-Sammlung).
Wie stehst du zum Sammeln? Was hast du früher gesammelt, was sammelst du jetzt, was wenn du Zeit dafür hättest? Oder willst du dich möglichst frei halten, von jeglichen Besitzlasten? Wie gelingt dir das?
Text: max-scharnigg - Foto: dpa