Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Behältst du deinen Organspendeausweis?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Ich weiß noch, wie wir in der achten Klasse in Bio über Transplantation und Organspenden gesprochen haben. Unsere Lehrerin hatte Broschüren und Organspendeausweise dabei, die wir ausfüllen konnten, damals noch mit der Unterschrift unserer Eltern.    

Seitdem habe ich meinen Organspendeausweis im Geldbeutel. Elf Jahre ist das jetzt her. In jede neue Geldbörse ist der Ausweis mit umgezogen, inzwischen ist er schon etwas zerknittert und an manchen Stellen ausgebleicht. Nie habe ich daran gezweifelt, dass der Ausweis in meinen Geldbeutel gehört, ich war mir immer sicher, dass diese Haltung die einzig richtige ist. Bis ein paar Ärzte Wartelisten manipuliert haben und rausgekommen ist, dass immer mehr Spenderorgane an der offiziellen Warteliste vorbei vergeben werden sollen.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nach dem Transplantationsskandal sind potenzielle Organspender verunsichert. 

Jetzt bin ich verunsichert und mit diesem Gefühl nicht allein. "Was hier gemacht wurde, wird in Zukunft viele Menschen leider das Leben kosten", sagte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung Wolfgang Zöller den Zeitungen der "WAZ"-Gruppe, "Es wird garantiert Monate, wenn nicht Jahre dauern, um das Vertrauen in die Organspende wieder herzustellen." Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa haben 45 Prozent der Deutschen Bedenken, sich als Organspender zur Verfügung zu stellen. 

Am Schluss habe ich den Ausweis in meinem Geldbeutel gelassen. Skandal hin oder her, jeden Tag sterben in Deutschland Menschen, weil sie kein Spenderorgan bekommen haben. Natürlich ist es unverantwortlich, was in Regensburg und Göttingen passiert ist, und ich hoffe, dass es bald mehr Gesetze oder Sanktionen gibt, die solche Manipulationen in Zukunft verhindern. Aber aus der Sicht des Spenders geht es ja vor allem darum, dass das Organ einem anderen Menschen das Leben rettet, egal, ob der Nummer eins oder acht auf der Warteliste. 

Wie siehst du das? Ziehst du Konsequenzen aus dem Organspendeskandal? Hast du einen Organspendeausweis? Behältst du ihn oder denkst du darüber nach, ihn zu zerreißen und wegzuwerfen?

Text: kathrin-hollmer - Foto: dpa

  • teilen
  • schließen