Die allgegenwärtige Drogeriekette "Schlecker" hat am Montag Insolvenz angemeldet, die anthroposophisch angehauchte Konkurrenz "dm" boomt hingegen. Spielt moralisch-korrektes Einkaufen für Dich eine Rolle?
charlotte-haunhorst
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"Im Vergleich zu Schlecker ist Aldi eine soziale Oase", so lautete einst das vernichtende Urteil der Gewerkschaften über Deutschlands bekannteste Drogeriekette. Dementsprechend ist auch unser Bild eines Durchschnitt-Schlecker-Mitarbeiters nicht gerade schillernd: Er wird unter Tarif bezahlt, komplett überwacht und darf während seiner Arbeitszeit nicht einmal auf Toilette gehen. Die in den Medien oft erhobene These, dass es in Schlecker-Filialen aufgrund der schlechten Sicherheitsvorkehrungen vermehrt zu Gewaltdelikten käme, konnte nie jemand so richtig beweisen. Berichte über den Geiz der schwäbischen Gründerfamilie Schlecker, die ihren Mitarbeitern bis Ende der 90er nicht einmal Festnetzanschlüsse in die Filialen legen lassen wollten, trugen zumindest ihr Übriges zu "Mord-im-Schlecker-Theorien" bei. Dementsprechend spekulieren nun viele Medien über die Gründe der Schlecker-Insolvenz. Neben fehlendem Charme der Märkte ("Zu klein, falsche Lage, unattraktiv"), wird dabei auch oft die Mitarbeiterpolitik des Drogerie-Riesens angeführt. Die Kunden hätten mit ihrem Boykott die Schleckersche Form des Unternehmertums bestraft und seinen deshalb zu arbeitnehmerfreundlichen Drogerien, wie beispielsweise der Karlsruher Kette "dm", gewechselt.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Kauft Du nur in moralisch anständigen Läden ein?
Doch ist an dieser Theorie etwas dran? Haben wir wirklich nicht mehr bei Schlecker gekauft, um damit gegen geringe Löhne und Mitarbeiterüberwachung zu protestieren? Wenn man genauer hinschaut, sind auch Supermärkte wie Lidl oder Aldi zwar als billig, jedoch ethisch grenzwertig verschrien. Ganz zu schweigen vom Textil-Ramschladen Kik und wie Unkraut aus der Erde schießenden 1-Euro-Läden. Diese müssen allerdings nicht über ins Bodenlose sinkende Umsätze klagen. Insbesondere Kik und Lidl konnten in den letzten Jahren ihre Gewinne sogar steigern.
Wo ist also für euch die Grenze? Achtet ihr darauf, in moralisch korrekt einzukaufen? Oder schmeckt euch die Cola gleich, egal ob sie von einer unterbezahlten Mitarbeiterin ins Regal eingeräumt wurde, oder nicht?