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Meine Straße: Valleystraße
Der besondere Reiz der Valleystraße ist etwas Atmosphärisches: Im Frühjahr gibt es die ersten Farben der sprießenden Robinien und der noch unbelaubt blühenden Blauregen an den Hauswänden. Ab da begleitet einen die Valley mit ihrem vielen Grün durch das ganze Jahr. Die kräftigen Blätter der Ahornbäume spenden im Sommer viel Schatten und halten das Kopfsteinpflaster angenehm kühl. Und nach den ersten kalten Nächten im Herbst verwandeln sich die weinberankten Fassaden in wunderbar bunte Teppiche. Die schönste Zeit in der Straße! Sogar jetzt, im Winter, bleibt an den mit Efeu bewachsenen Häusern noch ein Rest Leben.
Ich wohne schon seit zehn Jahren hier, und ich mag einfach nicht mehr weg. Früher war es wohl noch etwas verschlafener, aber selbst heute ist der soziale Wandel der Stadt nur gedämpft zu spüren.
Im Viertel gibt es tatsächlich noch einige urige Boazn und kleine, alteingesessene Geschäfte. Mit den ursprünglichen Bewohnern verschwinden diese allerdings zusehends. So hat zum Beispiel „da gloa Sendlinger Metzger“, eine winzige Metzgerei in einem etwas angestaubten Ladengeschäft direkt hier in der Straße, vor einiger Zeit geschlossen. Dort bekam man zwar keine kulinarischen Besonderheiten, dafür gab’s aber zu jeder Leberkässemmel einen deftigen Spruch vom Metzgermeister. Sendling eben.
Jetzt heißt der Laden Beirut Beirut. Fast jeder in der Stadt kennt ihn oder hat schon einmal etwas von ihm gehört. Dort gibt es schließlich die besten Falafel- und Hummus-Sandwiches außerhalb von Beirut. Absolut empfehlenswert! Im vergangenen Sommer hat ein paar Häuser weiter der zweite Laden der Betreiber eröffnet. Im Manouche kann man kleine libanesische Pizzen und orientalisch gefüllte Teigschiffchen entdecken.
Toll zum Einkaufen hier in der Gegend sind die türkischen Gemüseläden. Weil sie nah an der Großmarkthalle liegen, haben sie immer frische Waren. In der Nähe des Gotzinger Platzes, am Rande der Großmarkthalle, gibt es das kleine Fischgeschäft Bizim Balikci, das täglich eine große Auswahl an frischem Fisch anbietet.
Genial hier: ein Schwimmbad in der eigenen Straße. Das Südbad ist das kleinste der Münchner Bäder, es ist vor kurzem sehr schön saniert worden. Oft gehe ich abends nach der Arbeit dort noch eine Runde schwimmen oder lasse mich im Winter durch das warme Außenbecken treiben. Die besten Tischtennisplatten der Gegend haben wir natürlich auch. Sie liegen in der Grünanlage am Valleyplatz und eignen sich hervorragend für Rundlaufturniere mit Picknick und Getränk.
Ein Lieblingshaus habe ich übrigens auch. Es ist das Eckhaus zur Reutbergerstraße. Es sieht aus, als sei es noch nie, oder zumindest seit Ewigkeiten nicht gestrichen worden. Der ganze Ruß und Straßenstaub vergangener Jahrzehnte haftet daran. Wie aus der Zeit gefallen. Ich gehe unheimlich gern daran vorbei, es strahlt so viel Ruhe und Beständigkeit aus.
Text: mercedes-lauenstein - Foto: juri-gottschall