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Wo Pete Doherty Inspiration für seine Songs findet: Interview mit den Babyshambles

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jetzt.de: Mick, du bist nicht nur Gitarrist, der Babyshambles, sondern wirst auch als Ikone der linken Skinheadszene verehrt. Wie kommt es dazu? Mick: Naja, ich habe in jüngeren Jahren mal in ein paar Oi!-Bands gespielt. Auch in Deutschland. Es waren damals eine Menge Nazis da. Sehr gruselig.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wann und wo war das? Mick: 1991, in einem Einkaufscenter in Rostock. Plötzlich gingen die Türen auf und 500 Nazis drängten rein. Wir waren fassungslos. Kein schönes Gefühl, wenn die eigene Kultur von Nazis vereinnahmt wird. Mick: Ich hasse es. Die Skinhead-Kultur war zu Beginn, in den 60er Jahren, für die Kids sowas wie HipHop heute. Und es macht mich wirklich fertig, dass das heute alles . . . Drew: . . . gekidnapt wurde. Mick: „Skinhead“ ist mittlerweile ein Synonym für „Rassist“. Das ist fürchterlich. Die eigentlichen Skinheads waren Mods in dem Sinne, dass sie für die Moderne eintraten. Aber mit den Schlägereien in den Fußballstadien änderte sich das. Diese „Skinheads“ sind nur ein Haufen unverschämter Trottel, mit denen man nichts zu tun haben will. Trotzdem glaubt ihr, dass ihr die ursprüngliche Skinhead-Kultur wieder beleben könnt? Pete: Wir glauben es nicht, wir tun es gerade. Wir versuchen, die Leute von einem Geisteszustand in einen anderen zu überführen. Mit Melodien, mit Mode, mit Musik, mit allem. Sowas bringt die Leute zusammen. Drew: Es geht darum, dass die Leute die Wurzeln dieser Bewegung kennenlernen. Als ich in Spanien aufgewachsen bin, gab’s große Probleme mit Skinheads. Auf Teneriffa machten sie Jagd auf Skater oder HipHoper. In Santa Cruz bin ich dann mal in eine Gruppe von Skins reingelaufen und habe mich zu Tode erschreckt, bis sie meinten dass sie Red Skinheads seien. Und ich: „Red Skins? Was soll das denn sein?“ Und dann klärten sie mich über ihren politischen, kommunistischen Hintergrund auf. Es war eine Offenbarung für mich. Mick: Eigentlich geht’s, wie Pete meinte, nur um die Musik. Als sie erstmal in der Presse erschienen, hießen sie auch nicht Skinheads. In Schottland nannte man sie zum Beispiel Spy Kids. Oder Beanheads. Oder Peanuts. Das waren echte Schwerenöter damals. Die trugen nur die besten Klamotten, maßgeschneiderte Anzüge. Das waren Dandys. Ihr Stichwort, Mr. Doherty. Pete: Lustiges Stichwort. Ich hole mir meine modischen Ratschläge nämlich bei Mick. Aber es stimmt schon, bei Mode geht’s auch darum, sich selbst zu inszenieren, sich zu krönen. Egal unter welchen Bedingungen man lebt – dieses kleine Extra sollte man sich gönnen. Mick: Was nichts anderes heißt, als über seine Verhältnisse zu leben. Pete: Ja, aber es geht doch auch darum, Fantasien auszuleben. In einem guten Anzug kann man sich fühlen wie in einem Song. War das auch der Grund, warum du – bei dem Gespräch, das Paul McCartney letztens mit dir führte – vor allem über die Klamotten der Beatles Bescheid wissen wolltest? Pete: Ja, es war nämlich ziemlich lustig. Es hat mich überrascht, wie bodenständig er war, wie einfach es war, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ich dachte zunächst eigentlich, dass ich in dem Gespann der Normalo bin und er der Unnahbare. Am Ende war’s fast umgekehrt. Ich war total nervös und er total unkompliziert. Da war wohl eher ich der Freak. Stimmt es, dass es McCartneys ausdrücklicher Wunsch war, mit dir zu sprechen? Pete: Ja, ziemlich schmeichelhaft. Weil’s Paul McCartney ist. Aber ich hatte ihm nicht viel zu sagen. Ich stammelte irgendwas und dann hat er das Ganze wieder in die Hand genommen. Vielleicht hatte ich einfach schon zu viele Vorstellungen von ihm in meinem Kopf. Seit ich denken kann, verehre ich die Beatles. Ich kann mich noch erinnern, wie es war, als ich das erste Mal „Ticket To Ride“ gehört habe, da war ich sieben oder acht Jahre alt. Ich hab in Deutschland gelebt damals, in Krefeld, in der Gutenbergstraße. Ich war völlig überwältigt. Von jedem kleinsten Detail dieses Songs. Drew: Ich weiß genau, was du meinst. Als ich den Song das erste Mal hörte, war da etwas beim Klang der Gitarren und dem gemeinsamen Timbre der Stimmen von Lennon und McCartney, das mich umgehauen hat. Pete: Er ist ein Gott. (auf deutsch:) Er ist mein Gott. John Lennon oder Paul McCartney? Pete: Naja, John Lennon ist wohl tot, oder? Gott lebt, vestehst Du? Lennon ist sozusagen mein Nietzsche-Gott. Und Paul McCartney ist mein Gott. Und mein Großvater ist Jude. Bist du auch Jude? Mick: Lasst uns übers Album reden. Pete: Das Album zeigt, wie professionell wir sind. Schau dir mal unsere Schuhsohlen an! Alle unsere Sohlen sind im Arsch. Schau mal! Ist das schön, Mann. Könnt ihr euch noch erinnern, als wir in Walcott diesen Taxifahrer an einem Imbiss getroffen haben. Diesen Irren? Wir haben zusammen gegessen und irgendwann hat ihn diese Kleine abgeschleppt, der er’s dann ziemlich übel besorgt hat. Womit wir wohl wieder bei deinem Gespräch mit Paul McCartney wären. Pete: Du denkst an„Satyricon“, oder? Ja, darauf hab ich ihn angesprochen. Das hat mich echt fasziniert. Lennon soll die Beatles-Tourneen nämlich mal mit „Satyricon“ verglichen haben, einem Film von Fellini. Eine Art Edelporno. Dekadent. Die Beatles haben in ihrer Anfangszeit auch rumgehurt wie wahnsinnig! Das waren verdammt versaute Kerlchen. Und weit und breit keine Fotografen. So sollte es sein! Wie dekadent geht’s derzeit denn bei den Babyshambles zu? Pete: Wir sind keine Waisenknaben, aber wir passen auf uns auf. Man will ja schließlich abends seinen Auftritt absolvieren können. Man muss darauf acht geben, auftreten zu können. Das ist jetzt am allerwichtigsten. Und dass wir uns weiterentwickeln. Bis jetzt haben wir’s ganz gut hingekriegt. Was sind eure persönlichen Ziele für die nächste Zeit? Pete: (singt) „With a little bit of luck, we’ll make it through the night“ Ach ja. Snoop. Wir wollen die Grenzen verschiedener Kulturen ausloten. Wir machen zwar unser Ding aber schnuppern ganz gerne mal hier und mal da rein. Und da haben wir auch schonmal einen kurzen Blick in die Londoner Gangsta-Szene geworfen. Aber in Amerika läuft das alles ganz anders ab. Da wird den Leuten ins Gesicht geschossen. Verstehen Sie? Das ist etwas völlig anderes dort. Sprechen wir lieber über Erfreulicheres. Die Queens Park Rangers zum Beispiel, deinen favorisierten Fußballclub. Pete: Yeahhh! Der Verein gehört jetzt Bernie Ecclestone und Flavio Briatore. Gut oder schlecht? Pete: Es musste was passieren. Zumal der Club nicht das beste Image und nie viele Anhänger hatte. Es ist fast schon ein Fluch, QPR-Fan zu sein. Aber man kann’s eben nicht ändern. Einmal Fan, immer Fan. Mein Club in Deutschland ist übrigens Bayer Uerdingen. Leider krebsen die jetzt ziemlich weit unten rum. Aber das ist ein netter kleiner Betrieb. Hast du eigentlich schon eine der Pete-Doherty-Puppen? Pete: Nein! Hast Du eine mitgebracht? Leider nicht. Habe nur davon gehört, dass es welche geben soll. Pete: Und ich habe gehört, dass bei jeder Puppe eine kleine Crack-Pfeife dabei ist. Drew: Wie bitte? Pete: Naja, du weißt schon, als Spielzeug. Leider hab ich’s noch nicht gesehen. Sie haben mich auch nicht um Erlaubnis gefragt. Völlig illegale Sache. So eine Schwarzmarkt-Angelegenheit. Die dich aber nicht zu kümmern scheint. Pete: Ehrlich gesagt nicht. Schließlich ist es keine echte Crack-Pfeife, oder?

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