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"Wie man Geld verdient, das versuchen wir noch herauszufinden!"
jetzt.de: Woran arbeitet ihr gerade?
Ania und Maciej:Da die Ausstellungen für dieses Jahr vorbei sind, arbeiten wir gerade theoretisch, schreiben viel und überlegen uns neue Konzepte.
Wie kam es zu eurer fahrbaren Küche?
Die Küche ist nicht als Produkt entstanden, wir haben einen Auftrag von ArtDesign Feldkirch erhalten, um eine Aktion im öffentlichen Raum durchzuführen. Wir wollten etwas entwerfen, das auf ungenutzten Raum aufmerksam macht und auf die Verantwortung, die jeder dafür hat. Um unsere Idee zu kommunizieren, ist uns ziemlich bald der große Tisch als Plattform in den Sinn gekommen. An diesen Tisch wollten wir viele fremde Menschen zusammen bringen und mit ihnen gemeinsam essen.
Sieht ja komplex aus, hat der Entwurf eine Chance auf serielle Produktion?
Ich glaube nicht. Wir haben zwar Anfragen von Firmen, sind aber noch am Abwägen, wie wir dieses Objekt behandeln, wir machen die Küche gerade nur auf Bestellung. Das Wichtigere an diesen Objekten ist das, was sie kommunizieren. Der Markt für ein solches Objekt ist beschränkt, ich denke eine Kleinserie ist realistisch, aber es war auch nie unser Ziel, dieses Projekt zu kommerzialisieren.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Das fahrbare Küchenmodul „Mobile Gastfreundschaft“ von Ania Rosinke (27) und Maciej Chmara (28) gewann im Sommer den NWW Design Award für innovatives Interieur Design der Vienna Design Week.
Welche nötige Fähigkeit für euren Beruf habt ihr nicht auf der Uni gelernt?
Wie man ein Produkt zur Serienreife bringt, wie man als selbständiger Designer zurechtkommt, wie man sich vermarktet.
Und wisst ihr heute, wie man als Designer Geld verdient?
Das versuchen wir noch herauszufinden. Wir haben ein gemischtes Einkommen. Dienstleistung, Galeriearbeit, Ausstellung. Wir sind nicht die besten Vorbilder, aber wir machen was uns gefällt.
Es gibt so viele Designblogs – wie wichtig ist das Web für euch?
Das Internet und Blogs sind natürlich ein wichtiges Marketingtool. Für das „schnelle“ Marketing ist es inzwischen wahrscheinlich wichtiger als der Printsektor. Aber die Blogs sind schnelllebig und reduzieren Design auf den formalen Eindruck. Theoretische Inhalte werden im Internet bisher nur spärlich behandelt.
Was muss dringend neu entworfen werden?
Im Prinzip gibt es Tausende Dinge, die besser entworfen gehören, was nicht immer nur ein Problem des Designs, sondern des gesamten Kontexts ist. Schauen wir uns ein Marmeladenglas an. Die Vorfahren sind die Einweckgläser, man machte Marmelade und weckte sie ein. Nachdem sie verbraucht war, wurde das Glas gesäubert und wieder etwas eingeweckt. Heute kaufen wir kleine Marmeladengläser im Supermarkt, essen den Inhalt und werfen das Glas fort, auch wenn es noch zum Einmachen geeignet wäre. Wenn es rezykliert wird, wird es irgendwohin gefahren, zusammengeschmolzen und vielleicht wieder zu einem Marmeladenglas. Wir benutzen ein Produkt als Einwegprodukt, welches ganz anderen Ansprüchen genügen könnte. Manches ist völlig irrsinnig , etwa eine Portion Kaffee in einen Aluminiumbehälter zu stecken. Es muss uns bewusst werden, dass auch Recycling viel Energie verbraucht, insbesondere das Schmelzen von Aluminium oder Glas. Hier hilft auch das sogenannte Upcycling wenig, das uns zeigt ,wie man Stiftbehälter oder Blumenkästen aus Verpackungen macht, denn unser Bedarf an diesen Objekten in Mülloptik ist schnell gestillt. Wir glauben, dass in den nächsten Jahren viel Arbeit auf Designer und Ingenieure zukommt, um unsere Produktwelt halbwegs realistisch zu gestalten.
Text: max-scharnigg - Fotos: chmara.rosinke