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Wenn das Licht angeht

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Das Schöne an den Morgenstunden nach dem Ausgehen ist, dass sie so zeitlos sind. Der alte Tag ist längst vorbei und der nächste Tag hat noch nicht begonnen; er beginnt ja erst, nachdem man geschlafen hat. Die einzelnen Stunden liegen jetzt so dehnbar und pflichtbefreit vor einem wie sonst nur auf einem Langstreckenflug oder während der Zeitumstellung.    

Die, die im Morgengrauen schon arbeiten müssen, sind Protagonisten einer Parallelwelt und man selbst ist wie aus dem Off dabei, eine Art Spieler in einer virtuellen Welt, in der man nichts zu verlieren hat. Die Stadt zeigt sich einem von ihrer intimen Seite und ausnahmsweise ist man ein klein bisschen mehr allein mit ihr als sonst, weil all die anderen schon schlafen.    

Es ist jetzt alles erlaubt, denn es guckt kaum noch jemand zu, und selbst wenn: Der ausklingende Rausch schützt einen vor der Scham vor eventuell Gewesenem oder noch zu Passierendem. Oft sind diese Stunden deshalb auch am nächsten Tag halb vergessen, verwaschen und unvollständig erinnerbar wie ein seltsam echter Traum, von dem man sich nicht sicher ist, ob es ihn wirklich gab oder ob er doch nur Teil des Rausches war. Die erinnerten Geschehnisse sorgen vielleicht für späte Scham, vielleicht für ein paar Lacher, die dann Kopfweh machen wegen des Katers.   

Klar ist: Auch wenn man sich schwört, das nächste Mal früher nach Hause zu gehen – er wird wieder kommen, der Moment, in dem es plötzlich hell ist, wenn man nach dem Tanzen auf die Straße tritt. Wenn sich alles wie in Watte gepackt anfühlt nach all der lauten Musik. Die Hauswände haben plötzlich wieder eine Struktur, der Asphalt schmutzige Flecken und die Schuhe auch. Der Himmel flimmert ein bisschen, wenn man versucht hineinzugucken, und in den Straßen duften schon die Brötchenschwaden. Das letzte Bier vom Kiosk schmeckt nicht mehr, Spezi wäre jetzt besser, ein Kaffee vielleicht, oder auch einfach nur ein Bett.      

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


4:37 Uhr: Miri, 23, und Wolfgang, 26, haben die Nacht im Atomic Café verbracht, die neue Frau ihres besten Freundes kennengelernt und für gut befunden. Gehen jetzt noch zu McDonald’s und dann nach Hause.      




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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


4:51 Uhr: My, 21 und Camilla, 22. Haben sich bei My zu Hause getroffen, wollten zusammen in der Rubybar tanzen gehen. Haben das Haus aber erst um drei Uhr nachts verlassen und dann eine Trittleiter auf der Straße gefunden, die sie auf die Reichenbachbrücke getragen haben. Hier warten sie jetzt auf den Sonnenaufgang.   


   

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


5:05 Uhr: Sandra, 22 und Paul, 29, kommen gerade aus dem Paradiso und gehen jetzt ihre Jacken holen, die sind nämlich im Yip Yab geblieben. Danach gehen sie ins Pimpernel, bis sie richtig müde werden.    


 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


5:35 Uhr: Solvi, 22, hat eine dieser Nächte verlebt, die vielleicht gerade deshalb so gut sind, weil man keine Erwartungen an sie hatte. Sie war zuerst im Hans im Glück zum Burgeressen, ist dann im Sausalitos und später im Jack Rabbit gelandet.      




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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


6:30 Uhr: Andreas, 28 hat Besuch von seinem Kumpel Benjamin, 28. Die beiden haben die ganze Nacht im Sauna-Club in der Marsstraße verbracht. Sie sind gerade mit dem Taxi zum Reichenbachkiosk gefahren, um sich noch ein Spezi zu kaufen vor dem Schlafen.



Text: mercedes-lauenstein - Fotos: Juri Gottschall

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