Wie sehr die Deutschen und die Polen aneinander vorbei reden, ist fast absurd: Zum Beispiel kennt in Polen absolut jeder Erika Steinbach, die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, die diese umstrittene Ausstellung in Berlin mitorganisiert hat – sie ist jedes Jahr ein paar Mal auf dem Cover großer Zeitungen. Frau Steinbach erzählt immer gerne, wie sehr die Deutschen während und nach dem Zweiten Weltkrieg leiden mussten. Ich verstehe, dass das in Polen viele Leute stört, vor allem die Alten: In fast jeder polnischen Familie gibt es einen Großvater oder eine Großmutter, die von den Deutschen ins KZ oder als Zwangsarbeiter verschleppt wurde. Diese Menschen haben die Deutschen als Täter erlebt, nicht als Opfer. Aber ich erkläre in Polen die ganze Zeit vergeblich, dass Frau Steinbach in Deutschland total unwichtig ist.
Andersrum muss ich die Deutschen dann wieder davon überzeugen, dass die meisten jungen Polen die Kaczynski-Brüder und ihre nationale Regierungskoalition völlig bescheuert finden. Die Kaczynskis sind zwar keine Nazis oder so, aber sie sind sehr altmodische, verbohrte Politiker, die zu dem modernen, weltoffenen Polen, das ich kenne und mag, nicht passen.
Maria, 21 Jahre, studiert in Krakau Literaturwissenschaft und wird ab Oktober in Erlangen ein Auslandssemester machen
Die meisten Studenten und Intellektuellen in Polen hassen die momentane Regierung richtig. Sie sagen, dass die Kaczynski-Brüder naiv, nationalistisch und provinziell seien. Ich finde man muss das differenzierter sehen. Ich habe diese Regierung zwar auch nicht gewählt, aber ich verstehe die Leute, die sie gewählt haben.