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Von Beruf i-Tüpfelchen. Ein Gespräch mit Davorka über ihr Dasein als Starlet

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Davorka. jetzt.de: Was macht ein Starlet? Davorka: Schauspielern zum Beispiel. Vorletztes Jahr habe ich in einem Hollywoodfilm mit John Cusack gespielt. Mein wertvollstes Projekt! Nicht jeder, der keine Erfahrung hat würde sich trauen, mit einem Hollywoodstar zu spielen. Du stehst vor 40 Leuten am Set … Angeblich ist es eine Sexszene. Davorka: Es war keine Sexszene. Es ist ein vorgetäuschter Blowjob. Ich habe auch eine Sprechszene. John Cusack ist vollkommen angezogen und ich auch. Abgesehen vom BH sieht man null. Peter: Die Leinwand geht auf und die erste Szene ist Davorka. Sie beschreibt eine Minute lang in die Kamera den Charakter von John Cusack im Film. Sie spielt ein deutsches Liebchen in dem Film „War, Inc.“, in dem mit Marisa Tomei und Sir Ben Kingsley auch zwei Oscar-Gewinner spielen. Wann läuft der Film an? Davorka: Er wird gerade umgeschnitten und soll in diesem Jahr laufen. Davorka, du bist vor drei Jahren mit einem Auftritt bei einer „Herr der Ringe“-Premiere in Berlin bekannt geworden. Du hattest ein durchsichtiges Kleid an und hast für viel Aufregung gesorgt. Warum dieser Auftritt? Davorka: Die Einladung hatte ich durch Zufall bekommen und – ich hatte Bock drauf. Bei Kleidung bin ich ein mutiger Mensch. Wenn ich das Kleid jetzt an hätte, würde man nicht viel sehen. Deswegen war ich schockiert, als ich mich nach dem Abend auf der letzten Seite der „Bild“-Zeitung gesehen habe. Peter: Halbseitig! Davorka: Wir haben die „Bild“ ja im Studium unter die Lupe genommen – man liest diese Zeitung eigentlich nicht! Aber war das nicht deine Idee, nach dem Motto: Wenn ich die Einladung schon habe, dann trumpfe ich auch auf? Davorka: Ich stehe schon gerne im Mittelpunkt und ich bin auch mit 20 Jahren nicht hochgeschlossen rumgelaufen. Kroatinnen machen sich nun mal schick und haben kurze Röcke an. Das heißt aber nicht, dass man uns haben kann. Was ist dir in Berlin bewusst geworden? Dass du den Kameras stand halten kannst? Peter: Sie frisst die Kameras auf. Sie spielt mit ihnen! Das fasziniert mich auch am „Projekt Davorka“: ihr Mut! Wie waren die Reaktionen auf’s Bild? Davorka: Ich habe sehr viele Anrufe bekommen und musste mich meiner Familie stellen. „Du solltest dich schämen!“ oder „Du bist doch intelligent, das hast du nicht nötig!“ hieß es. Aber für mich hatte der Auftritt eine Katharsis-Wirkung. Ich befreie mich von einer alten Last, von diesem getriebenen Katholischsein ... Viele Zeitungen haben über dich berichtet. Was? Davorka: Dass ich keinen berühmten Mann habe und auch keine Schauspielerin bin und auch noch nicht im Playboy war. Sie wollten wissen, wer ich bin und was ich will? Aber wie soll man sich erklären, wenn man keine Absichten hat? Danach hast du immer mehr Einladungen zu Premieren bekommen. Die „Bunte“ schrieb von einem „Model der Fleischer-Innung“, weil du so freizügig bist. Davorka: Ich frage mich, auf welche Ideen bestimmte Journalisten kommen.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Moment. Du hast dir schon überlegt: Wenn ich mehr zeige, bekomme ich auch mehr Aufmerksamkeit als die Schauspieler. Du hast das genutzt. Peter: Da kam ich ins Spiel. Ich verfolge die Boulevardpresse und ich hatte die Eingebung: Davorka kann man positionieren. Es gibt kein sexy Girl im Moment in ganz Deutschland. In dieser Sparte ist sie einzigartig. Dann gab es einen Boulevardjournalisten, der sie hoch geschrieben hat und sie bekam Einladungen von den Presseagenturen. Dann hat Pro7 Geschichten mit ihr gemacht. Davorka: Ich durfte Reporterin auf dem roten Teppich spielen und war dort, wo ich hin wollte. Bekommst du Geld für deine Anwesenheit bei Premieren? Davorka: Nein. Peter: Aber sie befriedigt einen Teil der Leser der Boulevardzeitungen. Davorka: Es gab in der „Bunte“ ein Vorwort über Paris Hilton: Sie sei wie ein Verkehrsunfall. Wenn es passiert, schaut jeder hin. Ich polarisiere auch. Junge Mädels wollen in der U-Bahn ein Autogramm von mir. Die sagen: „Wir wollen sein wie du!“ Für was stehst du in deren Augen? Davorka: Für eine Welt, in der sie gerne drin wären. Kannst du von deinen Auftritten in dieser Welt leben? Davorka: Nö, das geht gar nicht. Ich arbeite in einer Agentur; schließlich muss ich Dinge wie meinen Friseur oder die Anreisen selbst zahlen. Peter: Bisher ist es nur ein großer Spaß. Aber die Zeit, etwas daraus zu entwickeln, die ist begrenzt. Auch an Davorka nagt irgendwann der Zahn der Zeit. Hast du einen Freund? Davorka: Ich habe keinen Freund. Peter: Das ist nicht unser Konzept. Davorka: Erst wenn ich mit mir zufrieden bin, kann ich mit jemand zusammen sein. Was du tust, könnte auch Teil einer großen Diplomarbeit sein … Davorka: (lacht) Ja, vielleicht. Wie ich einmal die Medien vorführte. Davorka: Nee, quatsch. Willst du fertig studieren? Davorka: Bald. Ich versuche gerade, in mich hineinzuschauen. Mein Vater ist vor kurzem gestorben. Das tut mir leid. Wann war das? Davorka: Im Oktober. Er hat Krebs gehabt und deswegen habe ich mir vom Studium eine Auszeit genommen. Wie stand er zu deinen Auftritten? Davorka: Für ihn war ich seine Tochter und er war allein deshalb stolz auf mich. Bist du in Deutschland aufgewachsen? Davorka: Nein, in Kroatien. Mein Papa kam als Gastarbeiter in die Nähe von Frankfurt. Er hat als Gärtner gearbeitet und uns, da war ich elf, her geholt. Das war schlimm für mich. Warum? Davorka: Ich galt als die Streberin, weil wir in Kroatien an der Schule so auf auswendig lernen getrimmt wurden. Ich war immer der Spießer. Was wohl auch daran lag, dass ich sehr streng katholisch erzogen wurde. Ich bin jeden Sonntag in die Kirche gegangen und habe auch dort gelesen. Es gab Bibel-Olympiaden, so eine Art Quiz, bei dem ich mit meiner Gruppe einmal den ersten Platz gemacht habe! Ich wurde schon sehr streng erzogen. Alles war ... ich durfte zum Beispiel keinen deutschen Freund haben. Warum? Davorka: Die kroatische Gemeinde hier ist ein enger Kreis. Mit den Deutschen kann man nicht so, man beherrscht die Sprache nicht perfekt ... meine Mama hat aufgelegt, wenn mein deutscher Freund anrief. Bist du deshalb nach der Schule nach München gezogen? Davorka: Auch. Ich wollte mich abkoppeln, alles hat mich erdrückt.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ein Starlet bei der Arbeit: Davorka Tovilo in einem eher typischen Outfit auf dem Deutschen Filmball am 19. Januar in München. Du willst jetzt etwas aus deiner Präsenz in den Medien machen. Charakterisiert das ein Starlet? Dieser Wille zum zufälligen Ruhm? Zum Öffentlich-Sein aus dem Nichts? Davorka: Vielleicht, ja. Peter: So ist ein It-Girl. Was ist das? Peter: Sie ist plötzlich da, ohne Vitamin B, ohne Geld - einfach sie selbst. Und wird dabei belächelt. Peter: Was haben die Menschen Arnold Schwarzenegger belächelt! Er wurde nur auf seine Muskeln reduziert. Heute ist er der Gouverneur. Eine der größten Karrieren der Gegenwart. Oder wenn man tiefer greift: eine Pamela Anderson. Was für eine Maschinerie hat sie aufgebaut! Wie viele Kalender, wie viel Geld sie mit Parfums gemacht hat. Es gibt so viele Beispiele, wie man sich aus einer Nische heraus entwickeln kann. Dann kalkuliert ihr. Ihr sagt: Davorka muss sich halb ausziehen, um ins Geschäft zu kommen. Pamela Anderson ist mit ihrem Körper bekannt geworden. Sie war lange Zeit die meistgesuchte Frau im Internet. Weil die Menschen wussten, auf welche Bilder sie stoßen. Peter: Anderson hat sich anfangs nie wirklich ausgezogen. Sie war ein Baywatch Girl. Davorka würde selten etwas tun als Mittel zum Zweck. Aber Davorka, du nutzt doch ein Mittel. Du ziehst dir transparente Kleider an und willst so bekannt werden. Davorka: Das ist meine wilde Seite. Warum machst du das? Davorka: Es gibt so viele Menschen, deren Leben haben keine Highlights. Ich will nie wieder eine spießige Arbeit haben. Vielleicht ist es das: Ich habe mal bei einem Anwalt gearbeitet - nie wieder. Peter: Sie ist ein i-Tüpfelchen. Von den Redakteuren der „Bunte“ höre ich: „Davorka macht ja nichts! Was sollen wir schreiben?“ Das sehe ich ein. Aber Davorka ist auf vielen Partys ein schmückendes Beiwerk! Davorka: Ich zeige meine Oberweite. Sonst habe ich eine weiße Weste. Peter: Davorka geht den steinigen Weg. Sie hätte bestimmt Affären haben können auf den Premieren. Aber warum kann man mit Bettgeschichten zu Ruhm gelangen und wenn man sich nur sexy zeigt, wird das kritisch gesehen? Was war das größte Zugeständnis, das du hast machen müssen? Du hast dich verändert, wenn man die Bilder von vor drei Jahren mit denen heute vergleicht. Davorka: (lacht) Wenn ich mich verändert habe, sind die Veränderungen persönlich. Ich muss ja mit mir selber leben. Peter: Die Beweggründe gehen aus ihrem Perfektionismus heraus. Das ist kein Zugeständnis an die Medien. Was soll künftig unter deinem Bild stehen? Davorka, Starlet? Davorka: Ich denke, Deutschland kann nicht damit leben, wenn ich nur ein Glamourgirl bin. Peter: Deswegen muss ihr Film ins Kino. Dann können wir „Schauspielerin“ schreiben.

Text: peter-wagner - Fotos: Maria Dorner (2); dpa

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