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Schaut euch mal die Snowboarder an!
Ein Mietshaus in München-Schwabing, im Erdgeschoss wohnt Christian Miessner, Erfinder von shralp.com , einem der erfolgreichsten deutschen Video-Podcasts. Einmal die Woche baut er hier im Wohnzimmer vierminütige Videobeiträge rund ums Snowboarden zusammen. In dieser Woche reist er nach Vaille, Colorado, zur Honda-Session (12.-15.1.), um von dort zu berichten. In seinem Gepäck: ein Laptop, eine Kamera und ein Mikrofon. Mehr braucht er nicht, um aus offiziellen Bildern, die er von den Veranstaltern bekommt, aus Filmen, die Zuschauern ihm schicken und aus selbst gefilmtem Material die wöchentliche Folge „shralp“ zu erstellen. jetzt.muenchen: Wie bist du auf die Idee zu shralp gekommen? Christian: Videocasts gibt es ja schon länger. Die meisten sind mir aber zu sehr ich-Bezogen und haben kein anderes Thema als „heute habe ich gelernt und jetzt schneide ich mir die Nasenhaare“. Das ist mir zu langweilig. Deshalb habe ich nach einem Weg gesucht, mal was mit Video zu machen, aber auch mehr Inhalte zu haben. Und da ich einen losen Kontakt in die Snowboarder-Szene habe, bin ich halt auf shralp gekommen. jetzt.muenchen: Das war im Sommer 2005. Christian: Damals habe ich gedacht, dass 500 Downloads in der Woche viel wären. Entsprechend habe ich mir ein Webpackage gekauft, das diese Anzahl an Downloads beinhaltet. Naja und dann hat itunes (der Musikstore von Apple, über den man kostenlos Podcast und Video-Podcasts abonnieren kann, Anm. d. Redaktion) begonnen, shralp zu promoten. Und seitdem sind die Download-Zahlen in die Höhe geschossen. Die aktuelle Folge haben jetzt über 15 000 Leute runtergeladen. Das ist weit jenseits von dem, was ich mir erwartet hatte. jetzt.muenchen: Wenn viele Menschen die Folgen runterladen, erzeugt das eine Menge Traffic. Das ist doch teuer. Christian: Nachdem ich am 1. Dezember bereits 17 Prozent des Monatsvolumens verbraucht hatte, habe ich mir einen anderen Provider gesucht. Da habe ich jetzt ein günstiges Sonderangebot für unlimitierten Traffic. jetzt.muenchen: Wer schaut shralp an? Christian: Mich hat total überrascht, dass mindestens ein Drittel der Zuschauer Amerikaner sind. Die lassen sich hartnäckig auf Deutsch zuquatschen und schauen die Bilder an. Für die habe ich jetzt Untertitel in die Folgen reingebastelt. jetzt.muenchen: Und wie kommen deine Zuschauer technisch an shralp? Christian: Die meisten kommen über itunes. Andere schauen sich die Filme einfach auf der Webseite an, aber das Spannende ist, wie auch anderen Arten wie Playstation Portable (PSP) oder Handys genutzt werden. Das klingt vielleicht hochtrabend, aber ich glaube, dass ist der nächste Schritt vom Web: Es wird nur noch das IP-Protokoll zur Verfügung gestellt und dann gibt es verschiedene Clients, die darauf zugreifen, eben übers Handy, über die PSP und so weiter. jetzt.muenchen: Das klingt kompliziert. Christian: Man muss sich da ein wenig auskennen. Aber ich habe mir Mitte der 90er Jahre, als die Mobilfunk-Anbieter vor allem Werbung mit Geschäftsleuten gemacht haben, schon gedacht: Schaut euch mal die Snowboarder an, die sind für euch interessant. Und das ist heute wieder so: Die interessieren sich für Technik, haben einen Video iPod oder eine PSP. 15 oder 20 Prozent der Suchanfragen von Nutzern, die dann auf meiner Seite landen, kommen genau über diese Anfragen: „Filme für PSP“ oder „Filme laden“und so weiter. jetzt.muenchen: Wirst du irgendwann Geld für den Video-Podcast verlangen? Christian: Wen jede Folge zwei Euro kosten würde, würde sich keiner mehr dafür interessieren. Trotzdem muss ich etwas für die Refinanzierung tun. Geld kann durch Werbung oder durch Abo-Gebühren kommen. Das muss man ausprobieren. Ich weiß es noch nicht. jetzt.muenchen: Du zeigst auch Bilder, die Zuschauer dir schicken. Warum? Christian: Ich glaube, es gibt viele Leute, die filmen und vielleicht einmal im Jahr eine DVD machen. Für die ist shralp eine ideale Plattform, um ihre Bilder zu zeigen und auch ihre DVD zu bewerben. jetzt.muenchen: Was wird eigentlich aus shralp, wenn kein Schnee mehr liegt? Christian: Dann geht’s natürlich weiter. Snowboarden ist ein Sport fürs ganze Jahr geworden. Es gibt zum Beispiel Camps in Neuseeland, über die man auch im Sommer berichten kann. Und wenn es nicht geht, mache ich shralp halt vierzehntägig – und dann ist der Sommer ganz schnell vorbei. Interview: dirk-vongehlen