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Pantoffelkino: Totenmarsch in Zeitlupe
Warum diesen Film auf DVD? Der Film wird leider nie in Deutschland im Kino laufen. Nur auf DVD dürfen wir Blake aka Kurt Cobain auf seinem letzten Weg begleiten. Mit von der Partie sind Kim Gordon (Sonic Youth), Asia Argento und Harmony Korine (Kids, Gummo)
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Worum geht’s? Michael Pitt ist Blake und er sieht aus wie Kurt Cobain. Gus van Sant (Elephant, My Private Idaho) hat Last Days der Grunge-Ikone gewidmet. Es ist seine Version der letzten Tage des depressiven Popstars bevor eine Ladung Schrot ihn aus dem Leben riss. Zu Beginn des Films sehen wir einen ausgemergelten Mann durch einen Wald schlurfen. Er macht sich ein Feuer und friert, er schwimmt durch einen Fluß und pinkelt dann im hohen Bogen in die Fluten. Er kämpft sich durch einen Sumpf, am oberen Bildrand fährt ein Zug durchs Bild. Die Zivilisation bricht in die Abgeschiedenheit der Natur. Eine Szene, die das Thema von Last Days vorgibt. Denn Blake ist auf der Flucht, sucht Ruhe und findet sie nicht. Weder im Wald noch auf dem verblichenen Anwesen, das der Sänger eines erfolgreichen Rocktrios mit seinen Bandkollegen angemietet hat. Die Band will neue Songs schreiben. Daraus wird aber nichts. Das Band zwischen Blake und seiner Außenwelt ist längst zerschnitten. Keiner kommt mehr an ihn ran. Seine Mimik scheint durch Opiate erschlafft, sein Blick geht nach innen, jedes Gespräch scheitert an seinem unverständlichem Murmeln („I am not,…, hhhm, I am on my way to wherever today). Wer sich von Last Days eine minutiöse Aufarbeitung der rätselhaften Todesumstände Kurt Cobains oder gar neue Erkenntnisse erhofft, wird bestimmt enttäuscht sein. Gus Van Sant verzichtet auf eine klare Storyline, vielen Aktionen von Blake fehlt jeder Grund. Einmal zieht er sich ein Frauennachthemd an. Warum? Man erfährt es nicht. Er gräbt etwas im Garten aus. Was? Man erfährt es nicht. In elend langen Einstellungen stellt Van Sant unsere Geduld auf die Probe. Der Film ist so schläfrig und abwesend wie Blake selbst und über allem liegt eine dumpfe, morbide Stille. Van Sant hat eine Art Totenmarsch in Zeitlupe gedreht. Einen Film auf Heroin, in sich gekehrt und sooooo langsam. Das hat man so noch nicht gesehen. Es entsteht das genaue und großartige Porträt eines Mannes, der schon gegangen ist, lange bevor er aus dem Leben scheidet. Van Sant kommt damit Cobian wahrscheinlich näher, als jeder der tausend Versuche in Biographien und theoretischen Abhandlungen dessen Tod zu rekonstruieren.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Bestes Bonusmaterial Ein exklusives Musikvideo von Blakes Band. Der Song heißt „Happy Song“ und ist natürlich überhaupt nicht happy, klingt aber wie ein unveröffentlichtes Nirvana-Stück. Blake-Darsteller Michael Pitt hat den Song selbst geschrieben und gesungen. Schlechtestes Bonusmaterial: Der ganze Rest. Die Interviews mit der Crew sind zwar ein bisschen interessant, erzählen aber nicht viel über den Film. Dann wird noch das Making-Off eines langen Dolly Shots gezeigt. Na ja. Schönstes Standbild: Bei 1:23:07 verläßt Blake seinen toten Körper. Wann ansehen? Wenn man gerade frisch verliebt ist, im Job alles so super läuft, die Sonne lacht, die Vögel singen, das Thermometer steigt, dann ist es Zeit für Last Days. Um endlich wieder runterzukommen. „Last Days“ ist im gut sortierten DVD-Verleih und über Import erhältlich.