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Die Verpflegung planen

Martin, 25: „Ich bin Teil einer Gruppe, die in Garmisch-Partenkirchen kocht. Wir haben uns vorher hingesetzt und genau durchgerechnet, wie hoch der Energiebedarf bei den Demonstranten liegt, damit es ein sehr ausgewogenes Essen wird. Genug Kohlenhydrate, damit auch genug Energie da ist, um zum Beispiel von Garmisch bis zum Schloss zu laufen. Das sind circa 15 Kilometer. Da braucht man schon ziemlich viel Energie.
Insgesamt gibt es fünf verschiedene Kochgruppen. In unserer sind wir 30 bis 40 Köchinnen und Köche. Zusammen mit den anderen wollen wir 1000 bis 3000 Demonstranten versorgen, auch auf den Aktionen draußen.
Wir kochen vegan, aus politischen Gründen und weil da jeder mitessen kann. Außerdem versuchen wir, alles in Bioqualität zu besorgen und haben den Anspruch regional einzukaufen. Zumindest da, wo es möglich ist.
Der Speiseplan ist mittlerweile komplett vorbereitet. Samstagabend gibt es zum Beispiel bei uns Couscous in Erdnusssoße mit Dunstgemüse und angebratenen Kichererbsen. Das sind dann 180 Kilogramm Couscous, 500 Kilogramm Gemüse und 20 Kilogramm Kichererbsen. Das Abendessen bereiten wir direkt nach dem Mittagessen vor, eigentlich kochen wir die ganze Zeit, teilweise auch nachts. Dabei verwenden wir elf bis 16 Hockerkocher mit 7.5 Kilowatt pro Topf. Das sind ziemlich große Töpfe, bei uns fangen die ab 80Liter an. Der größte fasst 240 Liter. Für den Kaffee morgens haben wir aktuell 200 Kilogramm auf Lager. Das reicht vermutlich nicht, dann müssen wir nachbestellen.“

Die richtigen Mitstreiter finden

Alma,24: „Vor der Abfahrt nach Elmau treffen wir uns noch mal mit ein paar Leuten in unserer Küche. Wir wollen gemeinsam die neuesten Pressemitteilungen lesen, um uns zu informieren, was jetzt, nachdem das Camp verboten wurde, überhaupt an Infrastruktur vor Ort sein wird. Außerdem wollen wir zusammen den Aktionskonsens lesen, eine Packliste erstellen und überlegen, wie wir am besten hin- und zurück kommen.
Ich persönlich möchte dabei auch gerne ansprechen, was unser persönlicher Aktionskonsens ist, also: welchen Risiken wir bereit sind, uns auszusetzen. Zum Beispiel ist es wichtig zu klären, inwieweit das Risiko einer Festnahme tragbar ist, weil man da ja alle seine Daten abgeben muss. Manche Menschen stecken allerdings in Lebenssituationen, in denen das das denkbar Ungünstigste ist, was ihnen passieren kann. Es ist aber auch prinzipiell gut zu wissen, für wie belastbar wir uns selbst einschätzen. Für manche mag es eine blöde Vorstellung sein, 24 Stunden auf einer Blockade zu sitzen, dann müssen wir überlegen, wie wir damit umgehen.
Wir sollten auch klären, wer welche Krankheiten hat. Ich trage Kontaktlinsen und wenn ich eine verliere, bin ich blind. Wenn man eine Ladung Pfefferspray abbekommt, ist man natürlich sowieso außer Gefecht gesetzt, aber ich bin dann wirklich handlungsunfähig. Das müssen die Leute wissen, die dort mit mir rumlaufen.
Ich denke, es ist schon gut, sich dann auch in kleineren Bezugsgruppen von drei oder vier Leuten zusammenzufinden, die dann bei den Aktionen besonders aufeinander achten und versuchen, räumlich zusammen zu bleiben. Am schönsten ist das wahrscheinlich mit Leuten, die sich schon gut kennen und wissen, wie sie zusammen funktionieren. Weil wir uns, denke ich, schon auf eine ungemütliche Situation einstellen müssen.“

Auf der nächsten Seite: Warum Anais seit Wochen Seil springt und Henry den Akku aus dem Handy nimmt

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Körperliche Grundlagen schaffen


Anais, 25: „Als immer deutlicher wurde, dass G 7 nach Deutschland kommt, dachte ich: Da fahr ich hin. Weil ich es wichtig finde, gegen den Gipfel zu protestieren. Dann habe ich mir aber klar gemacht, dass es ganz schön bergig in der Gegend ist und dass man bei solchen Veranstaltungen auch immer mal vor der Polizei wegrennen muss. Dabei ist es wichtig, möglichst schnell zu sein. Meine Fitness ließ zu diesem Zeitpunkt aber zu Wünschen übrig. Joggen mag ich nicht. Deshalb habe ich beschlossen, Seil zu springen. Mir wurde gesagt, dass das gut für die Ausdauer sei. Ich habe dabei auch daran gedacht, dass man in dem Gelände dort am besten Wanderschuhe trägt und dass es darin noch schwerer ist, richtig zu rennen. Deshalb war mir Fitness so wichtig.
Sechs Wochen vor dem Gipfel habe ich mit meinem Training angefangen. Dazu passend habe ich mir noch ein Fitnessprogramm bei Youtube gesucht, das heißt ‚Fit in vier Wochen’. Das ist richtig nervig. Da macht so eine Frau Aerobic-Übungen vor. Das Training habe ich allerdings vorher abgebrochen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich wirklich hinfahre. Den Demonstranten wird der Protest nämlich ganz schön schwer gemacht. Das eine Camp für Gipfelgegner wurde ja verboten. Vielleicht ist das auch genau der Grund, warum man hinfahren sollte. Und falls ich hinfahre, hoffe ich immer noch, dass das dort kein ewiges Gerenne wird.“ 

Den Rucksack richtig packen

Henry, 24: „Ich nehme auf jeden Fall ein paar schwarze Sachen mit. Ich finde es auch schön, wenn Demos bunt sind, aber man macht es der Polizei in manchen Situationen leichter einzelne rauszugreifen, wenn man nicht schwarz gekleidet ist.
Meine Regenjacke nehme ich auch immer mit. Es können ja Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt werden, deshalb finde ich es auch legitim, zum Schutz eine eng anliegende Sonnenbrille dabeizuhaben und etwas, das man sich schnell über Mund und Nase ziehen kann. Außerdem packe ich bequeme Schuhe ein, mit denen ich gut den ganzen Tag rumlaufen kann.
Einen dünnen Hüttenschlafsack habe ich auch dabei. Bei Blockaden ist das nicht das Schlechteste, um sich darauf auf die Straße zu setzten. Dazu Wasser, Bananen und Müsliriegel. Ich nehme auch immer Zettel und Stift mit auf Demos, zum Beispiel um die Nummer vom Ermittlungsausschuss aufzuschreiben. 
‚Handy – ja oder nein?’ ist immer eine große Frage. Einerseits kann man mit dem Handy schnell über Twitter oder von anderen Leuten erfahren, was gerade so los ist. Andererseits kann die Polizei theoretisch über Funkzellenabfrage feststellen, wer sich alles im Demogebiet aufhält. Auch wenn man festgesetzt wird, ist das Handy immer das erste, was eingesammelt und ausgewertet wird. Deshalb finde ich es wichtig, vorher zu gucken, welche Informationen im Handy gespeichert sind. Wenn man gemeinsam losgeht, finde ich es okay, das Handy ausgeschaltet mitzunehmen und den Akku rauszunehmen. So kann man nicht geortet werden, sich aber im Notfall trotzdem noch anrufen.
Einen Perso und ein bisschen Geld dabei zu haben ist natürlich auch wichtig, aber ansonsten sollte man nicht zu viel im Portemonnaie haben, das Informationen über einen preisgibt.
Ein Blockupy bewährtes, handliches A4-Transparent kommt auch mit. Darauf steht: ‚Die beste Demokratie, die man für Geld kaufen kann’. Das steht für mich sowohl dafür, dass fast alle Bereiche dem Kapital untergeordnet werden, als auch für die Arroganz des Westens, zu glauben, die beste aller Staatsformen zu besitzen.“

Auf der nächsten Seite: Wie kommen alle Teilnehmer nach Elmau und München und darf "G7 kills" auf die Transparente?


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Busse für die Anreise organisieren

Joel, 23: „Seit März arbeiten wir zu zweit 40 Stunden die Woche daran, die 20 bis 30 Busse zu koordinieren, die von ganz Deutschland aus nach München zur Demonstration fahren. Dafür müssen wir ziemlich viel telefonieren, um zu überprüfen, wie viele insgesamt kommen wollen. Die einzelnen Busse werden dann aber von Bündnissen und Parteien in den einzelnen Städten organisiert. Busse von München nach Elmau organisieren wir allerdings auch, die benötigen dann auch noch Parkplätze in der Stadt, um die wir uns ebenfalls kümmern.
Die bayerische Polizei macht uns das Leben nicht leicht. Mir wurde erzählt, dass sie Warnungen an die Busunternehmen ausgegeben hat, sie sollten keine Busse nach Garmisch fahren lassen. Was genau gesagt wurde, weiß ich nicht. Aber das macht das Ganze natürlich ziemlich schwer. Wir mussten mit vielen Absagen von den Busunternehmen leben. Aber irgendwie bekommen wir das schon hin.“

Transparente malen

Eva, 22: „Wir sind gerade dabei, innerhalb der Grünen Jugend Sprüche für die Transpis zu finden. Da gibt es echt viele Ideen und wir müssen bald wählen, welche wir malen. Vorne dabei sind ‚Sinneswandel statt Klimawandel’ oder, so ein bisschen im Zigarettenpackungs-Stil, ‚G 7 schadet der Demokratie und den Menschen in seiner Umgebung’. Alle Mitglieder der Grünen Jugend in Bayern, die Lust hatten, konnten online Ideen für Motive beisteuern. Insgesamt hatten wir dann 50 Vorschläge, von denen wir immer mehr abgewählt haben. Am Ende sollen drei Ideen überbleiben, die wir dann mit 15 Leuten auf Stoff-Transparente aus dem Baumarkt malen wollen. Ob ‚G 7 kills’ dabei bleibt, diskutieren wir gerade noch.
Die ganze Organisation ist immer viel Arbeit: Ich habe in den vergangenen Monaten 1704 Mails zum Thema G 7 geschrieben und in ganz Bayern für die Grüne Jugend Workshops zum Thema gegeben. Das Malen dauert auch eine Weile und dann muss man sie ja noch trocknen.
Farben und Pinsel hatten wir noch im Schrank. Nur Grün mussten wir nachkaufen, das ist eine beliebte Farbe. Nach der Demo ist immer die Frage, was mit den Plakaten passiert. Ich denke, dieses Mal werden die in unser Transparente-Archiv kommen, in der Hoffnung, sie noch mal zu benutzen. Wenn G 7 bis dahin wieder zu G 8 wird, bessern wir das kreativ aus.“



Text: pia-rauschenberger - und lou-zucker / Illustration: Yinfinity

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