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„Ich halte nichts von der Idee der positiven Role Models“

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Frauen sind genügsame Wesen, die sich immer wieder mit den selben Themen beschäftigen können, ohne sich zu langweilen. Wichtig sind ihnen ausschließlich Mode, Männer und Kosmetik. Bis sie eine Familie gründen. Ab dann dreht sich alles um kinderfreundliche Mahlzeiten, die Heimdekoration und die Suche nach der verlorenen Libido. Klingt ziemlich spaß- und frauenfeindlich, ist aber ein logischer Schluss, wenn man von den Magazinen ausgeht, die in Deutschland für weibliche Leserinnen produziert werden. Außer Emma, die vielen zu feministisch ist, gibt es in Deutschland kaum intelligente Zeitschriften für Frauen. Eigentlich ist das seltsam. Denn so ein Magazin ist möglich. Das beste Beispiel dafür ist Bust, ein Frauenmagazin aus den USA. Gegründet wurde es 1993 von Debbie Stoller. Die hatte sich an der Universität jahrelang mit feministischer Medientheorie beschäftigt und sagt heute: „Ich war fertig mit der Wissenschaft und wollte etwas auf dem Markt verändern.“ Schließlich entwarf sie mit zwei Freundinnen ein Frauenmagazin, „bei dem man nach dem Lesen ein besseres Gefühl hat und kein schlechtes.“ Zunächst erschien Bust viermal im Jahr. „Wir hatten überhaupt kein Geld und haben die Hefte in unserer Freizeit mehr oder weniger zusammenkopiert – so eine Art Fanzine.“ Erst seit dem Jahr 2000 erscheint Bust so, wie es heute aussieht: In DIN-A4, farbig gedruckt, mit zahlreichen Fotos auf hochwertigem Papier. Ohne moralischen Zeigefinger Bust ist ein Magazin für Mädchen, die sich in erster Linie für Popkultur und Politik interessieren, denen schöne Kleidung aber auch etwas bedeutet: Eine Mischung aus Reportagen, Interviews, Modestrecken und Sextipps. Wer Frauen wie die Sängerinnen Leslie Feist oder Amy Winehouse gut findet, verknallt sich sofort in das Heft. Jede Ausgabe hat einen Themenschwerpunkt und enthält große Geschichten und Gesellschaftsberichte. Texte, die Frauen ansprechen aber auch für Männer lesenswert sind. Und die sind Bust so wichtig, dass jedes Jahr eine Sonderausgabe zum Thema „Men We Love“ erscheint.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Prinzip von Bust, sagt Debbie Stoller, ist ganz einfach: „Wir machen ein Magazin für Frauen, die schlau sind und Spaß haben. Wir sind aber keine feministische Publikation“, betont sie. Stoller selbst war Anfang der 90er Jahre ein Riot Grrl und gehört zur Generation der „Third Wave Feministinnen“, die in einen modernen, pop- und männerfreundlichen Feminismus schufen. Und sie mag keine Bevormundung. „Ich will meine Leserinnen nicht zu bestimmten Verhaltensweisen erziehen“, erklärt sie. Deswegen stehen in Bust auch nie Aufforderungen oder Anleitungen. Dieselbe Liberalität gilt für die Frauen und Männer, die in der Zeitschrift vorgestellt werden. Das kann jeder sein, den Stoller gerade wichtig findet, von Iggy Pop über Gwen Stefani zu dem jungen britischen Musikwunder Bat for Lashes. Und wenn es einen guten Grund gäbe, würde Stoller auch Paris Hilton auf das Cover nehmen. „Ich halte nichts von der Idee der positiven Role Models“, sagt sie. „Jedes Mädchen hat ein eigenes Gehirn, mit dem sie entscheiden kann, wer gut ist und wer nicht.“ Diese Haltung macht sie bei jungen Frauen unglaublich beliebt. Debbie Stoller ist eine Heldin der US-amerikanischen Indieszene. Kritisiert wird sie dennoch. Und zwar vor allem von Feministinnen. Vorgeworfen wird dem Team von Bust vor allem, dass es sich auch mit Kosmetik, Körperlichkeit und Konsum beschäftigt und also bestimmte Kategorien der Weiblichkeit nicht in Frage stellt. „Ich glaube einfach nicht, dass alles, was sich historisch als typisch weiblich entwickelt hat, zwangsläufig eine Unterdrückung darstellt. Man kann doch nicht bestreiten, dass viele Menschen sich gerne schön anziehen. Denen zu erzählen, sie würden sich deshalb dem Patriarchat unterwerfen, ist doch einfach nur die Fortsetzung des Paternalismus“, sagt Stoller. Wer trug den Lidstrich zuerst? Genauso kritisch sieht Stoller aber die Mainstream-Frauenmagazine. Ihrer Meinung nach ist „die relativ sexistische Kultur“ in den USA der Grund für deren einseitiges Frauenbild. „In unserer Gesellschaft wird es immer noch als Bestimmung der jungen Frau gesehen, Männern das Leben angenehmer zu machen“, sagt sie. „Diese Zeitschriften dienen dazu, die Frauen in diese Rolle einzuführen.“ Deswegen sind auch die Mode- und Kosmetikgeschichten bei Bust sehr genau durchdacht. „Ich habe lange genug weibliche Repräsentation in den Medien untersucht, um zu wissen, worauf wir achten müssen.“ Models sind also unterschiedlich groß und breit. Mit den Schminktipps wird immer auch die Geschichte des jeweiligen Looks erzählt: Wer trug zuerst diesen Lidstrich und was wurde kulturell damit assoziiert. „Wie gesagt: Hinter allem steckt feministisches Denken. Aber wir ziehen dir nicht mit der Theorie eins über, sondern setzen sie lieber in die Praxis um.“ Die Spannung, die dabei entsteht, ist natürlich nicht immer einfach zu halten und manchmal kippt auch Bust ins Alberne. Aber das ist gut auszuhalten. „Wir wollen jungen Frauen vor allem zeigen, dass sie eine enorme Spanne an Möglichkeiten in ihrem Leben haben“, sagt Debbie Stoller. Und in der haben auch Banalität und Albernheit locker Platz. Bust kann man auch in Deutschland im gut sortierten Bahnhofskiosk kaufen. Oder im Internet besuchen unter bust.com

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