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Hingehen wo's wehtut: Als Junge beim Enthaaren
Das da hinten, sagte die nette Dame von der Drogerie, das würde sie nicht empfehlen, „außer man ist masochistisch veranlagt.“ Bingo. Also weg mit der Enthaarungscreme, fort mit dem Weichwachs – wenn ich mir schon die Beine enthaaren soll, müssen es die Kaltwachsstreifen sein.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Auf der Packung steht vorne „Neue Formel – mit Mandelöl!“. Hinten drauf steht, dass vor jeder Erstanwendung ein Hauttest durchzuführen ist, ältere Menschen und Diabetiker besser von einer Anwendung absehen, schwangere Frauen mit blauen Flecken zu rechnen haben, das Produkt bei Pickeln, Muttermalen und gereizter Haut sowie in Gesicht, Kopf, Brust und Genitalbereich nicht verwendet werden sollte und erst recht nicht bei Hautkrankheiten, bitte konsultieren Sie vorher einen Arzt. Für die Zeit danach wird empfohlen, 24 Stunden auf Deos oder Parfüms zu verzichten. Sieht ganz so aus, als hätte ich das richtige Produkt gefunden. Die Drogerie-Dame glaubt mir nicht, dass es für mich sein soll. Sie glaubt, es sei für eine Freundin, die nicht mehr meine Freundin ist oder aus einem anderen Grund hassenswert. Es ist aber für mich. Warum sollen sich nicht auch Männer die Beine enthaaren dürfen? Und zwar so schmerzvoll wie möglich? Zurück zuhause, ziehe ich die Packung hervor. Ich müsste jetzt den Hauttest durchführen und dann 24 Stunden warten, ob etwas auftritt, was in der Sprache der Bedienungsanleitung liebevoll „Irritationen“ genannt wird. Dann und erst dann dürfte ich loslegen. Soviel Zeit habe ich nicht. Ich knete den Streifen sofort, haue ihn auf meinen Schenkel, streiche glatt, setzte an und – kurzer Blick auf die Bedienungsanleitung – ziehe gegen die Haarwuchsrichtung ab. Die Schmerzen sind, nun, wäre ich eine Bedienungsanleitung, so würde ich sagen: nicht unbeträchtlich. Aber keine Sorge, auf der Packung steht: „Wenn das Brennen anhält, suchen Sie bitte einen Arzt auf.“ Illustration: Dirk Schmidt