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Happy Diwali in Giesing
Von Selina Nayyar Es heißt Farbe bekennen: In dem rubinroten Sari, das ich für den heutigen Tag angezogen habe, falle ich im Grau der Münchner U-Bahn besonders auf. Der afghanische Schneider, der mir das traditionelle indische Gewand verkauft hat, meinte: „Diese Farbe steht ihnen wirklich gut. Das könnten Sie doch jeden Tag anziehen.“ Es ist nicht dieser typische Bollywood-Glitzerfummel, aber dennoch komme ich mir ein bisschen verkleidet vor. Das ist keine Kleidung für jeden Tag. Normalerweise trage ich eher gedeckte Farben, jetzt komme ich mir vor wie in einem alten indischen Film. Doch im Krishnatempel des Vereins für vedische Kultur in Giesing falle ich in meinem roten Gewand gar nicht mehr auf. Viele Frauen tragen prächtige, bunte Saris und so langsam fange ich an, mich in dem fünf Meter langen Stoffstück wohl zu fühlen. Fest der Farben Es ist Diwali, das Fest der Lichter. An diesem Tag wird die Glücksgöttin Lakshmi verehrt. Mit verschränkten Beinen sitzen wir auf dem Boden im Krishnatempel und lauschen. „Hare Krishna, Hare Rama“, erklingt die Glaubensformel in einem feierlichen Singsang. Der Tempelraum erstrahlt im orangen Licht zahlreicher Kerzen. Mit ruhiger Stimme rezitiert der in safrangelbes Tuch gehüllte Hindu-Priester Mantras, Gebetsverse in Sanskrit. Er bittet um den Segen der Göttin für die Gläubigen, die im Halbrund um den Altar versammelt sind. Die tiefere Bedeutung dieses Festes ist, dass Rama – eine der wichtigsten Inkarnationen Krishnas – nach jahrelangem Exil zu seiner Familie zurückkommt. Man empfängt ihn mit Lichtern, Blumen und Früchten.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
In Indien ist Diwali ein riesiges Ereignis: An diesem Tag werden bei Einbruch der Dunkelheit Kerzen oder Öllampen in die Fenster gestellt und die Häuser mit bunten Lichterketten geschmückt. Auch wir in Deutschland feiern diesen Tag: Im Haus meiner Eltern schalten wir in jedem Raum des Hauses das Licht ein, damit Rama den Weg auch zu uns findet. Wir essen indischen Kuchen und sehen uns gemeinsam im indischen Fernsehprogramm an, wie die Menschen in Bombay und Delhi auf den Straßen tanzen und Feuerwerksraketen in die Luft schießen. Ein Fest der Farben: Die Gebetsräume sind in einem satten Gelbton gestrichen und mit bunten Blumengirlanden geschmückt. Glitzernde Stoffe zieren die Altäre der Götterstatuen. Es riecht nach frischen Früchten. Apfelsinen, Weintrauben und Bananen liegen in kleinen Schälchen auf den Fensterbänken. Der Geruch vermischt sich mit dem schweren Duft von Sandelholz. Der Priester hält zwischen den gefalteten Händen Räucherstäbchen, deren Dunst das Halbdunkel des Tempelraums erfüllt. Er steigt nach oben und verfängt sich in den bunten Tüchern, mit denen der Raum abgehängt ist. „Jeder ist heute hier, weil er Lakshmi um Glück bitten möchte. Jeder von uns ersehnt etwas anderes. Der eine ein neues Auto, der andere Gesundheit“, erklärt der Priester und lächelt. „Aber es ist der Göttin überlassen, uns zu geben, was wir tatsächlich brauchen – nämlich nicht nur vergängliche materielle Dinge, sondern etwas viel wichtigeres: Glück für unser spirituelles Leben.“ Damit uns die Göttin wohlgesonnen ist, opfern wir ihr Blüten, Früchte und Süßigkeiten. Essen und Tanzen „Happy Diwali and a Happy New Year“, ist in glitzernden Buchstaben auf den Karten zu lesen, die die Verwandten jedes Jahr aus Indien schicken. Klappt man sie auf, erklingt in schiefen Tönen „Jingle Bells“. Meinen Freunden beschreibe ich Diwali als zweites Weihnachten, weil es für meinen Vater so wichtig ist, wie für meine Mutter Heilig Abend. Geschenke gibt es aber nicht. Stattdessen freuen wir uns auf die leckeren indischen Süßigkeiten, die mit viel Aufwand aus viel Butter, Milch, Pistazien und Mandeln zubereitet werden und die es deshalb auch nur einmal im Jahr gibt. Abschließend zur Zeremonie bläst der Priester in ein Muschelhorn. Eine Trommel setzt ein und mischt sich mit den Klängen des Harmoniums und der Querflöte. Einige Frauen bilden einen Kreis und beginnen zu tanzen. Sie bedeuten uns mit einer Handbewegung mitzumachen. Die Musik reißt uns mit und im Bauch breitet sich ein wohliges Gefühl aus. Wir fassen uns an den Händen und wirbeln durch den Raum.