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„Handgemachte Dinge machen uns einzigartig“

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Sophie Pester, 28, ist Designerin in Hamburg und hat dieses Jahr die Plattform hello-handmade.com gegründet, auf der Trends der "Do it Yourself"-Szene (DIY) besprochen oder Designer vorgestellt werden. Außerdem veranstaltet Sophie Wettbewerbe und Craft-Märkte, auf denen Designer ihre selbstgemachten Waren verkaufen können. Wir haben mit ihr über Weihnachtsgeschenke aus eigener Produktion gesprochen und eine Bastelanleitung für einen Origami-Weihnachtsstern aus Papier bekommen, die auch ein echter Anfänger hinkriegen sollte.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


  
  jetzt.de: Sophie, ich bin selbst dem Handarbeitswahn verfallen und jetzt auf die Idee gekommen, all meinen Verwandten und Verliebten Selbstgebasteltes zu Weihnachten zu schenken. Meinst du, das ist eine gute Idee?
  Sophie: Im schlimmsten Fall bekommst du um drei Uhr morgens einen Bastelkoller und machst das nie wieder. Und wenn deine DIY-Aktion gut läuft und sich deine Lieben dann aber nicht über die handgemachten Gaben freuen, ist ihnen nicht zu helfen. Hauptsache, du stehst zu deinen Geschenken und hattest Spaß dabei.

Welche Voraussetzungen braucht es, um ein guter Selbermacher zu werden?
  Sophie: Wer Selbergemachtes verschenken möchte, sollte Lust und Mut haben, nicht perfekt sein zu wollen. Perfektionismus finde ich sowieso langweilig in jeglicher Beziehung.

Wie hältst du es mit dem Selbermachen an Weihnachten?
  Sophie: Ich kann mich an kein Weihnachtsfest erinnern, an dem ich keine handgemachten Dinge verschenkt hätte. 
 
Was war das beste Geschenk, das du jemals bekommen hast?
  Sophie: Meine beste Schulfreundin hat mir einmal einen superlangen selbstgestrickten Schal geschenkt. Das ist jetzt bestimmt zehn Jahre her und den hab ich immer noch. Er passt modisch nicht immer zum aktuellen Trend, aber ich könnte ihn nie wegwerfen. Das ist das Geheimnis an handgemachten Dingen man kann sie nicht wegwerfen und gleichzeitig machen sie uns einzigartig.
 
Weißt du ein selbstgemachtes Geschenk, über das sich wirklich jeder freut?
  Sophie: Ich habe mit anderen Kreativen vergangene Woche den ersten craft:raum organisiert, eine Mischung aus Party und Bastelabend. Neben vielen anderen Dingen konnte man aus recyceltem Papier Origami-Weihnachtssterne falten. Das ist so gut angekommen, dass die Leute wirklich stundenlang ganz viele Sterne gemacht haben und sie stolz nach Hause getragen haben. Du brauchst dafür 30 Bögen quadratisches Papier und am besten die ausführliche Faltanleitung, die du unter hello-handmade.com zum Download findest. Dann muss man fleißig diese Quadrate immer nach demselben Muster falten und zum Schluss müssen sie ineinander gesteckt werden. Das kann am Anfang vielleicht knifflig aussehen, aber sobald man den Dreh heraus hat, ist es ein Kinderspiel und macht süchtig. Die nächsten 100 Sterne gehen wie von alleine!
 
Bemerkst du als Designerin einen verstärkten Trend zum selbstgebastelten Geschenk?
  Sophie: Die Verkaufszahlen von Interplattformen wie zum Beispiel Etsy und Dawanda beweisen, dass immer mehr Menschen Lust haben, handgemachte Dinge zu verschenken oder selbst zu behalten. Mittlerweile kann man so viele unterschiedliche handgemachte Produkte kaufen, das glaubst du nicht. Ich habe mir jetzt auch persönlich ganz fest vorgenommen, immer wenn ich etwas kaufen möchte vorher das Angebot an Selbstgemachtem zu checken. Es gibt mittlerweile so viele Kreative, die nach der Designausbildung und neben dem Bürojob richtig gute Sachen machen. 
 
Siehst du die aktuelle DIY-Welle eigentlich durchweg positiv? Oder gibt es auch Auswüchse, die du kritisierst ?
  Sophie: Was ist schon durchweg positiv? DIY ist ein Trend, der auf dem Luxus basiert, Zeit zu haben oder sich Zeit nehmen zu können. Dazu kommen die meist kostspieligen Materialien (die man aber oft improvisieren kann) und das Wissen, wie es geht. Dank dem Internet und den vielen Kreativen, die ihr Wissen gern teilen, kannst du fast alles erlernen. Ich habe mir Stricken zum Beispiel auf Youtube selbst beigebracht. Das Internet hebt aber auch den Ansatz der lokalen Produktion auf. Plötzlich flattert eine Bestellung aus Südamerika in mein Postfach, über die ich mich natürlich riesig freue, die mich aber gleichzeitig auch zum Nachdenken bringt: Die Mango für 69 Cent aus Paraguay wollte ich eigentlich nicht mehr kaufen und stattdessen lieber Äpfel aus dem Alten Land bei Hamburg konsumieren, weil das natürlich viel besser für unser Klima ist. Und nun schicke ich selbst etwas Lebensunnotwendiges auf die andere Seite des Globus. Aber ich kann es mir eben auch nicht leisten, auf diese Bestellungen zu verzichten.



Text: christina-waechter - Foto: hello_handmade.de

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