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Gegen Hopfenprosecco

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In Münchner Clubs wird Bier immer häufiger in 0,33-Liter-Flaschen verkauft. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Pils, das traditionell in dieser Größe auftritt, sondern um echtes Münchner Helles und das – sagen Philipp Stürzenberger und Dirk Wagner – gehört in 0,5-Liter Flaschen. Die beiden bekämpfen den Trend zum kleinen Bier und haben dazu eine Protestgruppe auf der Internet-Community Facebook gegründet. Ein Gespräch mit Dirk über die Hintergründe des Kleine-Biere-Protests.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

jetzt.de: Dirk, wie viel Bier hast du bei deinem letzten Besuch im Club getrunken? Dirk Wagner: Normalerweise würde ich sagen: vier Halbe Bier. Aber wegen der neuen Flaschengrößen muss es jetzt eigentlich 1,3 Liter heißen. Was stört dich konkret an der neuen Flaschengröße? Ich bin in Nordrhein-Westfalen geboren und mit 0,2-Liter-Gläsern sozialisiert worden. Jetzt habe ich mich an die Halbe gewohnt und soll mich schon wieder umstellen? Ein Helles aus einer 0,33-Liter-Flasche ist kein Bier sondern ein Hopfenprosecco. Den trinke ich auf zwei Schluck aus und muss mich schon wieder an der Bar anstellen. Diese Hektik stört mich und die Gemütlichkeit geht verloren. Das Augustiner-Bier ist in Berlin ja gerade wegen der etwas klobigen Form der 0,5-Liter-Flasche im Trend. Ausgerechnet in Münchner Clubs werden diese jetzt durch schlankere Flaschen ersetzt. Warum? Ehrlich gesagt, es ist mir ein Rätsel. Womöglich findet die Münchner Szene die neuen Long-Neck-Flaschen dekadenter und nicht so wirtshausmäßig. Ich persönlich komme mir jedes Mal vor wie im Spielzeugladen, wenn ich so eine kleine Flasche in der Hand habe. Wie argumentieren die Betreiber der Münchner Clubs? Warum, glaubst du, stellen sie auf kleinere Flaschen um? Von befreundeten Wirten hören wir, dass das Münchner Nachtpublikum die Long-Neck-Bottles lieber mag, weil das Bier nicht so schnell abgestanden schmeckt. Wir glauben aber eher, dass es eine Preisfrage ist: Um den Bierpreis zu erhöhen wird einfach die Menge verringert. Drei Euro sind halt leichter zu zahlen als vier Euro. Außerdem gibt es das Argument, dass eine 0,5-Liter-Flasche beim Tanzen stört. Es gibt eben auch Leute, die mit Bier tanzen. Wahrscheinlich mangels Tanzpartnerin. Euch stört also vor allem der Preis? Wir verstehen schon auch, dass die Wirte kalkulieren müssen. Darum haben wir gar nichts gegen Preiserhöhungen. Uns stört viel mehr, dass wir verarscht werden. Auch im Supermarkt gibt es ja diese Mogelpackungen: Der Konsument merkt nicht, dass er für eine geringere Menge einen höheren Preis bezahlt. Wie ernst ist eure Facebook-Protestgruppe wirklich gemeint? Uns war der Spaß schon immer ernst. Philipp und ich stehen hinter dieser Aktion, weil wir es für armselig halten, wenn sich dieser neue Trend in Münchner Clubs normalisiert. Und auch der Zulauf von Mitgliedern bei Facebook zeigt, dass andere Leute das genauso empfinden. München und 0,33-Liter-Bier – das passt einfach nicht zusammen.

Text: andreas-glas - Foto: Dominik Pain

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