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"Es verpufft viel Kreativität"

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Raiko Schwalbe ist einer der Köpfe hinter der Street-Art-Messe Stroke. Mit Carola Klöckner von der Designagentur Helmut Morrison hat er jetzt das Portal young-munich-creatives.com ins Leben gerufen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



jetzt.de: Auf eurer Webseite schreibt ihr: „München ist die Kunsthauptstadt im Süden Deutschlands. Stimmt das überhaupt?“ Und? Stimmt’s?
Raiko: München tut sehr viel tut für Kultur. Das umfasst aber vor allem Pinakotheken, Theater und Museen. Der junge Teil kommt ein bisschen zu kurz. Es ist sehr schade, dass das Geld eher in die klassische Kunstecke gesteckt wird, die Generation 40 Plus. Wir merken, dass München den Ruf verliert, für Kreative da zu sein – ich denke da an die Schließung des Domagk-Geländes und ähnliches. Viele Kreative wandern eben ab.
 
jetzt.de: München hat also viel junge Kreativität zu bieten, die aber nicht an die Oberfläche kommt?
Carola: Genau. Viele Leute verfolgen ihre Kunst ja nicht hauptberuflich. Die haben es richtig schwer, und da verpufft ziemlich viel. Wir versuchen, auch die zu animieren, die es vielleicht gar nicht in Erwägung gezogen haben, auszustellen.
 
jetzt.de: Womit haben junge Kreative in München zu kämpfen?
Carola: Sie haben Probleme, etwas aufzuziehen oder eine Ausstellung auf die Beine zu stellen. Weil sie keine passenden Räume finden oder auch gar nicht wissen, wie das mit der Organisation läuft.
 
jetzt.de: Warum fühlt ihr euch berufen, da Abhilfe schaffen?
Raiko: Wir hatten auf der Stroke so viele Anfragen von Künstlern, die ausstellen wollten. Aber das ging nicht, weil die Stroke eine Messe für Street-Art ist und deshalb auch nicht jede Art von Kunst dorthin passt. Ich kann da kein Gemälde zeigen, dass eine Oma mit ihrem Enkel auf der Blumenwiese zeigt. Wir mussten also ganz viel absagen. Aber wir haben eben aufgrund unserer Arbeit die Kontakte und die Erfahrung, die den Jungen vielleicht fehlen. Damit können wir ihnen helfen, ihre Sachen auszustellen.
Carola: Es macht Spaß, Dinge zu erschaffen. Das treibt mich an. Wir wollen Leute unterschützen, die es nicht gewohnt sind, unterstützt zu werden. Und ich glaube, dass wir selbst auch viel dabei lernen werden.
 
jetzt.de: Wie soll die Community funktionieren?
Carola: Die Kreativen müssen sich bewerben, einen kurzen Lebenslauf schicken mit Eckdaten zur Arbeit, die man vorstellen möchte. Zwei, drei Bilder dazu, fertig. Wenn das gut genug ist, dann stellen wir es auf unsere Plattform und auf Facebook. Dort kann man sich präsentieren, und wenn wir eine Location haben – voraussichtlich alle zwei bis drei Monate –, starten wir einen Aufruf, wer sich an einer gemeinsamen Ausstellung beteiligen will.
   
jetzt.de: Wie entscheidet ihr, welche Bewerber ihr aufnehmt?
Raiko: Prinzipiell sind wir sehr offen. Wir versuchen nicht, irgendeinen Rahmen zu setzen. Wir haben bewusst das Wort „Creatives“ gewählt und nicht etwa von Künstlern gesprochen. Die Arbeiten müssen auch nicht irgendeinem Standard entsprechen. Die einzige Krux ist vielleicht, dass die Kreativen ein bisschen zusammen passen müssen, wenn sie zusammen ausstellen. Das äußert sich darin, dass wir den Ausstellungen vielleicht jeweils ein Motto geben – Foto, Design, und so weiter. Andererseits wollen wir auch Vielfalt zeigen. Wenn ein Aussteller grüne Pinselstriche macht, kommen meistens Leute, die grüne Pinselstriche mögen. Vielleicht kämen aber noch mehr, wenn noch jemand blaue oder gelbe Pinselstriche ausstellen würde. Die Bandbreite der Leute, die angesprochen werden, ist größer – und damit die Zahl der Leute, denen sich die Kreativen präsentieren können. Und sie können untereinander netzwerken und in Zukunft besser agieren.
 
jetzt.de: Vor etwa zwei Wochen habt ihr die Aktion gestartet. Wie ist der Rücklauf?
Raiko: Wir haben vorher noch Round Tables mit Künstlern gestartet, um zu sehen, ob unsere Idee überhaupt Sinn macht. Eigentlich waren alle begeistert, und wir haben innerhalb der ersten Woche auch gleich Bewerbungen von fünf Künstlern bekommen. Wir haben Leute von der Kunstakademie dabei, Designer, Songwriter, Fotografen. Die Hürde ist wohl, dass man sich bewerben muss. Aber wir haben versucht, das Verfahren so stark wie möglich zu vereinfachen.
Carola: Die erste Ausstellung im Provisorium in der Lindwurmstraße Ende Oktober wird jedenfalls sehr bunt.


Text: christian-helten - Foto: juri-gottschall

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