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Elvis was here: Poporte in München
Hier wären Franz Ferdinand beinahe schon etwas früher berühmt geworden:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Vielleicht würde es ja klappen. Nicholas McCarthy drückte die Tür des Hausmusik-Plattenladens auf. Jemand in Rosenheim, wo er aufgewachsen war, hatte ihm diese Adresse empfohlen – dort, beim renommierten Underground-Label Hausmusik solle er es mit den Demoaufnahmen seiner Band probieren. Da der Label-Chef Wolfgang Petters gerade nicht im Laden war, hörte sich ein Mitarbeiter das Demo an, der sich Nick als „Laufi“ vorgestellt hatte. Laufi war von den Liedern nicht begeistert. Und antwortete Nick auf die Frage, ob er das Demo dalassen könne, damit Wolfgang Petters es sich auch noch anhören könnte, nur lustlos: „Du, der Chef steht auch nicht auf so was“. Ein Jahr später sieht Laufi den damaligen Bittsteller Nick McCarthy erneut. Diesmal mit dessen Über-Band Franz Ferdinand auf den Magazin-Covern aller Musikzeitschriften. Hier hat Elvis zum ersten Mal nackte Mädchen gesehen:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Im März 1959 macht Elvis Urlaub vom Soldatenleben in Friedberg und will eigentlich nach Paris fahren. Statt dessen landet er aber in München, wo er die Schauspielerin Vera Tschechowa besucht, die er bei einem Fotoshooting kennen gelernt hatte. Zunächst absolvieren beide ein straffes Touristenprogramm. Als Elvis abends den Wunsch äußert, nackte Mädchen zu sehen, nimmt ihn die Tschechowa mit in das Striptease-Lokal „Moulin Rouge“. Zwar passen seine Bodyguards auf, dass er statt Champagner Tomatensaft trinkt, Elvis ist aber trotzdem begeistert. Als er drei Monate später nochmal nach München kommt, pendelt er ausschließlich zwischen seinem Hotelzimmer und dem „Moulin Rouge“ in der Herzogspitalstraße 6. In den 80er Jahren wird aus der Stripteasebar das legendäre „Sugar Shack“, heute ist dort der „Club Mia“ zuhause. Hier hatte Black-Flag-Sänger Henry Rollins Angst um sein Leben:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Nach dem Auftritt der legendären US-Hardcore-Band Black Flag am 19. Februar 1983 schrieb der muskelbepackte und schwer tätowierte Sänger Henry Rollins in sein Tourtagebuch „Get in The Van“: „Wir spielten im Löwenbräu Keller, einer großen Bierhalle. Vor unserem Auftritt sah ich mir die Bierkrüge an, aus denen die Leute tranken. Sie mussten leer schon einige Pfund wiegen – ungelogen. Alles, woran ich denken konnte, war, wie einer dieser Krüge meinen Schädel zerschmettern würde. Ich schrieb eine Postkarte an einen Freund, dass dies vielleicht unser letzter Gig sei. Man kann nicht gut singen mit einem Kopf voller Glas. Niemand warf etwas auf uns. Aber sie zerstörten die Absperrungen und erschreckten die Security zu Tode. Kurz vor unserem Auftritt erzählte uns jemand, wie Hitler auf derselben Bühne vor vielen Jahren gesprochen hatte“. Hier bekamen Oasis auf die Fresse:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Es ist der 1. Dezember 2002. Die erfolgreichste Britpopband der Welt lungert angetrunken im Nachtclub des Hotels „Bayerischer Hof“ herum und schnupft Kokain. Als zufällig eines ihrer Lieder durch die Boxen schallt, fühlen sich Liam Gallagher und Kollegen zu einer grölenden Karaoke-Einlage berufen. Danach rempeln sie gegen den Tisch von Gästen, denen der Kragen platzt: Sie strecken die zwei Sicherheitsleute der Briten mit einer Eisenstange nieder und prügeln sich mit der Band durch den noblen Nachtclub bis hinauf ins Foyer. Dabei bekommen die Rockstars einiges ab und Sänger Liam büßt an exponierter Stelle einen Zahn ein. Die lädierte Band wird mit zehn Streifenwagen abtransportiert und erst gegen eine Kaution von 238 000 Euro wieder freigelassen. Die Münchner Prügelgang kann entkommen und wurde erst vor einigen Monaten als eine Gruppe von Immobilienmaklern aus dem Kreis Erding identifiziert. Hier stand Kurt Cobain zum letzten Mal mit Nirvana auf der Bühne:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die ersten Zuschauer verlassen am Abend des 1. März 1994 bereits das Terminal 1 auf dem Gelände des früheren Flughafens, als Nirvana auf der Bühne „Heart-Shaped Box“ anstimmen. Ihr letztes Lied an diesem Abend – ihr letztes Lied für immer. Am Nachmittag war Kurt Cobain angeblich direkt nach dem Soundcheck zum Hauptbahnhof gefahren, um sich Heroin zu kaufen. Als er auf dem ehemaligen Flughafengelände (heute Messestadt Riem) einen Aufzug der Firma Schindler benutzte, soll er in Anspielung auf den damals gerade im Kino gestarteten Film „Schindlers Liste“ nur gesagt haben: „I’m only for a few hours in Germany and already on Schindler’s Lift!“ Bei dem Konzert überanstrengt er seine Stimme, seine Freunde sagten: mit Absicht, um die Tour nicht fortsetzen zu müssen. Am Tag nach dem Konzert wird Cobain mit einer Kehlkopfentzündung nach Rom geflogen, am 5. April nimmt er sich in Seattle das Leben. Hier feilten die Arctic Monkeys an einem Hit:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Im Herbst 2005 wird hinter sämtlichen vorgehaltenen Händen zwischen Sheffield und Stockholm nur ein Bandname getuschelt: Arctic Monkeys. Die vier Britrocker spielen überall ausverkaufte Konzerte, noch bevor überhaupt ihre erste Platte in den Läden steht. An einem Novemberabend kommen sie nach München und spazieren vor ihrem Gig im platzenden Atomic Café noch schnell ins kleine Telstar Studio in Giesing, um dort den Song „Mardy Bum“ nochmal neu aufzunehmen. Das schnucklige Studio von Christian Höck (Phonoboy) und Andreas Bayr mit seinem Edelequipment aus den 70er-Jahren gefällt den britischen Durchstartern richtig gut und der Song wird, wie nahezu alle anderen Arctic-Monkey- Songs, ein Hit. Fotos: Patrick Ohligschläger Texte & Recherche: Christina Kretschmer, Andreas Bernard, Christoph Koch, Max Scharnigg