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"Eine tolle Frau ansprechen fällt mir schwer"

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Der Sänger und Songwriter Gisbert zu Knyphausen aus Hamburg hat ein neues Album aufgenommen. Darauf schimpft er über das moderne Leben rund um Computer und Handys. Erst abends, singt er, am Hafen, mit dem Kopf in der Nacht und den Füßen im Sand, da kommt er zur Ruhe. Klingt nach viel Schwermut. Dabei will der 30-Jährige eigentlich nicht mehr viel mit Melancholie zu tun haben. Warum denn? jetzt.de hat er es erzählt. jetzt.de: Gisbert, in deinen Liedern beschreibst du das Leben als grässlich und wunderschön zugleich. „Morsches Holz“ handelt davon, dass du dich mit der modernen Welt nicht arrangieren möchtest. Was findest du so schlecht? Und was findest du gut? Gisbert zu Knyphausen: Die schönen Seiten des Lebens haben für mich immer etwas mit der Natur oder zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Die meisten Menschen sind ja herzensgut und liebenswürdig. Und das, was zwischen zwei Menschen passieren kann, finde ich toll – nicht nur in Mann-Frau-Beziehungen, auch in Freundschaften. Was ich in dem Song meine, ist, dass man sich so abhängig macht vom Internet. Das Internet hat viele Vorteile, ich als Musiker nutze es auch als Plattform. Aber ich merke auch, dass ich zuviel Zeit vor dem Computer verbringe. Das hält mich oft davon ab, am richtigen Leben teilzunehmen, und das geht mir auf die Nerven. jetzt.de: Wünschst du dich manchmal in die Zeit vor MySpace zurück? Gisbert: Es wäre Schwachsinn zu sagen, dass früher alles besser war. Was die Musik angeht, ist MySpace ja auch ein Segen. Manchmal wünsche ich mich aber in die Zeit zurück, in der man nicht ständig ein Handy bei sich hatte. Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich angefangen habe, regelmäßig eines zu benutzen. Vor drei Jahren etwa war das.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

GzK jetzt.de: Auf deinem neuen Album beschreibst du noch mehr Dinge, die dir zu schaffen machen – von der hohen Telefonrechnung bis zum kaputten Herz. In fast jedem Lied singst du aber auch von einem Mut, der dich weiterbringt. Woher kommt der? Gisbert: Es stimmt, ich schimpfe viel auf der Platte. Ich bin ein Mensch, der sehr viel nachdenkt und immer alles anzweifelt. Ich wünsche mir den Mut, stattdessen Aktionen zu unternehmen. Den Mut bekomme ich durch das Überwinden von kleinen und großen Ängsten dem Leben gegenüber. jetzt.de: In welchen Situationen zum Beispiel? Gisbert: Zum Beispiel in Liebesbeziehungen. Oder in meiner Art zu streiten, die eigentlich gar keine ist. Ich kann nicht besonders gut streiten, ich ziehe mich meistens eher zurück und hoffe, dass sich alle wieder vertragen. Es geht aber darum, den Mut zu haben, so was auszustehen und konstruktiv zu streiten; und dass ich nicht mehr irgendetwas nicht tue, nur weil ich Angst vor negativem Feedback oder Zurückweisung habe. jetzt.de: Die besungenen Probleme umschlägst du mit melancholischer Musik. Die scheint dir wichtig zu sein. Oder auch nicht, wenn du plötzlich singst: „Melancholie, fick dich ins Knie!“ Gisbert: Ich habe festgestellt, dass in meinem Leben manchmal so eine Grundmelancholie und Leere vorhanden ist, die ganz unabhängig von dem zu entstehen scheint, was mir gerade so widerfährt. Ich hatte bisher ja ein ziemlich gutes Leben und immer wieder Glück. Mir passiert ständig Gutes. Melancholie nervt mich, wenn sie selbst in den Momenten kommt, in denen objektiv gesehen alles sehr gut läuft und zu meiner Zufriedenheit sein müsste. Deswegen beschimpfe ich in diesem Lied die Melancholie. jetzt.de: Wirst du mit den Jahren melancholischer? Gisbert: Ich glaube nicht, es gibt nur immer wieder melancholische Phasen. jetzt.de: Hamburg ist bekannt für seine vom Hafen ausgehende Melancholie, die du auch auf dem Album beschreibst. Wären deine Lieder womöglich weniger schwermütig, wenn du nicht in Hamburg wohnen würdest? Gisbert: Ich überdramatisiere das ja zum Teil, damit ich ein gutes Lied habe. Aber eigentlich, wenn ich da am Ufer sitze und mir die Kräne anschaue, macht mich das nicht unbedingt melancholisch. Ich finde den Ausblick nämlich vor allem ziemlich geil! Es gibt zum einen die sehnsuchtsvolle Melancholie, die positiv besetzt ist. Und dann gibt es die lähmende Melancholie, von der ich mich freimachen will. Das geht mir in Hamburg aber weniger so. Wenn ich dagegen in einem Dorf im Osten von Deutschland lande, macht mich das sofort melancholisch. jetzt.de: Du wirst auch als sehr schüchtern beschrieben. Stimmt das? Gisbert: Ja, ich bin schon ein schüchterner Mensch. Das merkt man an banalen Sachen – wenn man zum Beispiel eine Frau ansprechen möchte, die man toll findet. Das fällt mir extrem schwer. Ich muss mich schon sehr überwinden, um mich das zu trauen. jetzt.de: Aber das geht doch den meisten Jungs so. Gisbert: Ja, das ist auch das banalste Beispiel von meiner Schüchternheit. Ich bin generell kein Mensch, der gerne im Mittelpunkt steht – obwohl ich auf der Bühne stehe und singe. Das mache ich gerne, aber am Anfang hat es mich viel Überwindung gekostet, vor Hunderten von Leuten diese Lieder zu singen. Mit der Gitarre in der Hand und im Lied selbst fühle ich mich relativ sicher, nur zwischendurch, wenn ich eine Ansage machen will, komme ich mir sofort bescheuert vor. Ich bin einfach nicht der Typ, der sich zwischen den Liedern hinstellen und einen coolen Spruch nach dem anderen raus hauen kann. Das hat ja auch viel mit Selbstsicherheit zu tun. jetzt.de: Wurdest du denn mit der Zeit und von Konzert zu Konzert sicherer? Gisbert: Ja, denn den Zuschauern scheint es irgendwie Spaß zu machen und es scheint sie zu berühren. Das merke ich, und darauf kann ich mich mittlerweile verlassen. jetzt.de: Was hilft dir gegen Nervosität vor einem Auftritt? Gisbert: Ich habe es geschafft, das Trinken vor den Auftritten ein bisschen zu reduzieren. Am Anfang habe ich mich einfach total zugeballert, das war meine Strategie. Natürlich keine besonders gute. Heute ist das nicht mehr so. Ich versuche immer kurz vorm Auftritt irgendwo ein bisschen Ruhe zu finden und wenn es geht, draußen spazieren zu gehen. Oder wenigstens kurz auf dem Klo zu sitzen, alleine zu sein und mit niemandem reden zu müssen. *** „Hurra! Hurra! So nicht.“ von Gisbert zu Knyphausen erscheint am 23. April auf Pias/Rough Trade.

Text: erik-brandt-hoege - Foto: Dennis Williamson

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