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Ehre ist: Wenn Männer für Frauenrechte kämpfen
Worum geht es bei „Sharaf Hjältar“? „Sharaf“ heißt auf Arabisch Ehre und „Hjältar“ bedeutet im Schwedischen Helden. Wir sind also arabisch-schwedische Helden der Ehre. Unsere Gruppe besteht aus 41 muslimischen Jungs, die bereit sind, gegen das patriarchalische Denken in ihrer Umgebung zu kämpfen. Im Rahmen dieser Gemeinschaft bilden wir bei „Sharaf Hjältar“ Jungs in Menschenrechts- und Gleichberechtigungsfragen aus.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Welche Idee steckt hinter dem Projekt? Die Gruppe wurde 2003 von der schwedischen Frauenrechtsorganisation Elektra gegründet. Der Anlass war die Ermordung einer jungen Kurdin in Uppsala. Ihr Vater hatte sie umgebracht, weil er gegen ihre Beziehung war. Unser Hauptziel ist es, ein großes Netzwerk junger Menschen zu errichten. Dadurch wollen wir das Bewusstsein für Menschenrechte stärken und so Gewalt im Namen von Ehrvorstellungen verhindern. Warum richtet ihr euch so explizit an Jungs? Weil wir glauben, dass man sich längerfristig auf die Haltung der jungen Männer konzentrieren muss, wenn man Gewalt gegen Frauen und Mädchen reduzieren will. Es reicht nicht aus, Frauenhäuser und Schutzmaßnahmen für die Mädchen einzurichten. Wir müssen dem Wertesystem der Männer mehr Ressourcen geben als nur diesen einen Begriff der Ehre. Was bedeutet denn für dich Ehre? Zu meiner Vorstellung von Ehre gehört es, sich für Menschenrechte einzusetzen. Frauenrechte sind ein Teil davon, deswegen arbeite ich bei „Sharaf Hjältar“. Allerdings bin ich selbst kein aktiver Held. Ich koordiniere die Arbeit mit den Jungs. Was für Jungs treten euch bei? Unsere Mitglieder sind zwischen 16 und 22 Jahre alt. Sie stammen ursprünglich aus Regionen, in denen eine Ehrenkultur praktiziert wird, aus Ländern wie Pakistan, Indien, der Türkei oder Somalia. Sie leben in Stockholm, Göteborg oder Malmö und wollen sich gegen Gewalt an Frauen einsetzen. Und wie tun sie das genau? „Sharaf Hjältar“ will etwas in den Köpfen der jungen Männer verändern: Das Wort Ehre von der Gewalt abkoppeln, und mit dem Einsatz für die Menschenrechte verbinden. Ein Sharaf Held versucht ein Vorbild zu sein für andere, die etwas für die Gleichberechtigung der Geschlechter tun möchten. Jeder von uns absolviert ein elfwöchiges Trainingsprogramm, bei dem wir alles über Menschenrechte, Gleichberechtigung, Rassismus und Gewalt lernen. Danach gehen wir in Schulen und Jugendzentren und halten dort Vorträge. Gleichzeitig versucht man natürlich auch, seine eigene unmittelbare Umgebung, Familie und Freunde, zu beeinflussen. Und was bedeutet das Wort Ehre für einen Sharaf Helden? Für die Jungs ist die Definition von Ehre: Ehrenhafte Männer kämpfen für die Rechte der Frauen. Warum ist ihnen das so wichtig? Der Kampf für die Frauen ist ein Weg, ein aktiver Teil der Gesellschaft zu sein. Das ist wichtig für die Jungs. Sie haben das Gefühl etwas Gutes für die Gemeinschaft zu tun, und sie freuen sich über die positiven Reaktionen der Öffentlichkeit. Worauf freust du dich bei deinem Besuch in Deutschland? Ich freue mich darauf, mich hier mit anderen über den Umgang mit Gewalt an Frauen auszutauschen. Ich bin gespannt, wie ihr in Deutschland mit der Ehre-Thematik umgeht und ob ihr auch eine Methode habt, um männliche Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, bei der die Männer eingebunden sind. Und vielleicht schaffen wir es sogar, in Deutschland eine Gruppe zu mobilisieren. Die Ausstellung „Tatmotiv Ehre“ läuft noch bis 13. Februar im Anton-Fingerle-Bildungszentrum, Schlierseestr. 47, in München. Hier kannst du sehen, wann die Ausstellung in deine Satdt kommt. noch viele weitere Städte in Deutschland. „Sharaf Hjältar“ gehört zum schwedischen Jugendverband „Fryshuset“. Foto: Emre Güngor