Entscheiden. Immer wieder. (Foto und Bearbeitung: Marcus Holzmayr)
Lange Zeit hat es ja auch funktioniert. Und dann ganz schleichend merkt man, dass da eine Unzufriedenheit in einem wächst und die wird größer und größer und größer. Bis sie irgendwann so groß ist, dass man nur noch zu Hause sitzt, vor dem Fernseher und dauernd weinen möchte. Gerne hätte ich geglaubt, dass das einfach „nur“ eine Depression ist, ganz unspezifisch und ungerichtet. Aber in meinem Bauch drin, da saß dieser Zwerg, der mich immer gepiekst hat und gestoßen und der hat mit dem Finger auf meinen Freund gezeigt, auf meine Beziehung. Und auf all die Defizite, die da schon immer waren und die ich nie hatte sehen wollen. Und hat nicht aufgehört zu pieksen, bis ich dann mit meinem Freund geredet habe. Richtig erklären konnte ich das alles trotzdem nicht. Oder er nicht richtig verstehen. Dass jetzt auf einmal alles schwierig sein sollte, falsch vielleicht sogar, was in seinen Augen zehn Jahre lang wunderbar funktioniert hatte. Was in seinen Augen immer noch wunderbar funktionierte.
Wie erklärt man auch jemandem mit dem man Jahre lang sein Leben geteilt hatte und der einen nach eigener Aussage vom Fleck weg heiraten würde, dass das nicht genug ist. Dass meine Vorstellung vom Leben nicht seine ist. Dass ich nicht zufrieden bin. Dass selbst zufrieden nicht genug wäre.
Verstanden hat er mich nicht, aber irgendwann dann eben akzeptiert was unausweichlich war. Dann für sich entschieden mich gehen zu lassen. Ist in eine neue Wohnung gezogen, hat eine neue Freundin, hat sich entschieden, dass es weiter geht auch ohne mich.
Für mich geht es natürlich auch weiter. Aber nicht im Augenblick. Im Augenblick geht es mir genauso schlecht wie vor meiner Entscheidung. Gut, der Zwerg in meinem Bauch piekt nicht mehr, aber dafür weint er jetzt, Tag und Nacht.
Zurücknehmen will ich trotzdem nichts. Will nicht zurückgehen, sondern nach vorne. Aber das geht eben nicht immer einfach so und von selber. Und wer glaubt, damit, eine wichtige Entscheidung zu treffen, sei alles getan, der irrt sich eben. Weil danach geht es ja erst richtig los. Mit dem Leben und dem ganzen Rest.
Protokoll: barbara-wopperer