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Die Kellner-Kolumne (1): Laura über ihre Arbeit in einem Studentencafé

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1. Was macht einen angenehmen Gast aus? Höflichkeit, aber auch Bestimmtheit (vor allem Sonntag nachmittags um fünf bitte erst dann ungeduldig winken, wenn man sich entschieden hat, ob man jetzt die Schokolade mit oder ohne Sahne will). Ganz schlimm sind vor allem dumme Anmachsprüche oder weniger als fünf Prozent Trinkgeld. Da hätte ich dann oft lieber jemanden, der mir offen und ehrlich sagt, ob und warum mein Service nicht in Ordnung war. 2.Was denkst du über ein Rauchverbot? Mir persönlich ist es egal. Für ihre Gesundheit ist es wahrscheinlich eher positiv, wenn sich Raucher etwas einschränken müssen, nicht nur für sie selber, sondern auch für Nichtraucher und Kinder. Aber vor allem abends würde das Flair einer richtigen Münchner Studentenkneipe etwas verloren gehen. 3.Gibt es Konsum-Trends im Ausschank, die du beobachtest? Gefragt sind tagsüber „gesunde“ Sachen, wie zum Beispiel Bionade. Der Abendklassiker bleibt wohl Bier, vor allem wenn Fußball läuft; und bei den Frauen Weißwein. 4. Die höchste Zeche, die du je kassiert hast? Knapp 200 Euro bei einem Frauengeburtstagstisch. Die Gastgeberin hatte ihre Gäste komplett eingeladen. Nett! 5.Der Satz, den du nicht mehr hören kannst? „Wird die Schokolade mit Wasser oder mit Milch gemacht?“ 6. Was lernt man beim Kellnern? In Bezug auf den Gast Höflichkeit und Distanz. In Bezug auf die Arbeit Disziplin und Arbeitsablaufsoptimierung. Aber auch innerhalb eines Teams entwickelt man sich selbst weiter – und wenn dies nur heißt, dass man merkt, wo die eigenen Grenzen liegen und ab wann sie überschritten werden. 7. Dein typischer Gast? Ein Studentenpärchen, welches etwas zu lange ratscht, um auf die Karte zu schauen und dann ein kleines Fanta bestellt (was wir leider nicht haben), sich dann für eine Ovomaltine und einen Caipirinha entscheidet, und, nach einer weiteren Stunde Gedankenaustausch, doch noch Hunger bekommt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Laura beim Abtragen. (Foto: Jan Stremmel) 8. Wie viel Trinkgeld gibst du selbst? Wenn der Service zufriedenstellend war, immer zwischen acht und zehn Prozent. 9. Was machst du, wenn du dich über einen Gast ärgerst? Es auf keinen Fall zeigen, sondern entweder drüber stehen und versuchen, ihn trotz aller Ägernisse zufrieden zu stellen, oder, falls ich meine, dass ich es nicht schaffe, eine Kollegin bitten, ihn zu bedienen. 10. Wie sieht deine Arbeitskleidung aus? Vorgabe ist nur ein schwarzes Oberteil (zwecks der Einheitlichkeit) und eine Schürze. Dazu meist Jeans und, ganz wichtig, Turnschuhe! 11. Der beste Wochentag zum Arbeiten? Entweder Donnerstagabend, da fängt für viele das Wochenende schon an, oder am Wochenende gegen Mittag. Da gehen viele brunchen. 12. Größtes Vorurteil über Kellner? Kellner oder Barmänner/-frauen gehen nach der Arbeit (vor allem nach der Abendschicht) immer noch feiern. 13. Hast du dich schon mal in einen Gast verliebt? Nein. Das versucht man auch ganz bewusst zu vermeiden. 14. Dein größtes Missgeschick? Ein Latte-Glas ist mir vom Tablett gefallen und direkt vor einem Gast auf dem Boden in tausend Teile zersprungen. 15. Bekommst du genug Trinkgeld? Ich denke, jede Kellnerin bekommt (zumindest grundsätzlich) in ihrem Trinkgeld die Qualität ihrer Arbeit widergespiegelt. Das heißt: Sollte ich wirklich einmal zu wenig Trinkgeld bekommen haben, dann weiß ich in den meisten Fällen auch ganz genau, warum. 16. Hast Du schon mal von einer Bestellung abgeraten? Nur wenn jemand, der schlecht deutsch versteht, mir erklärt, dass er Vegetarier ist und dann „Ein Hüftsteak, bitte“ sagt. +++ Protokoll: Jan Stremmel

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