- • Startseite
- • jetztgedruckt
-
•
Die Geschichte vom München-Burger
Im Sommer tauchten auf YouTube plötzlich
Die jetzt-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von youtube angereichert
Um deine Daten zu schützen, wurde er nicht ohne deine Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von youtube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit findest du unter www.swmh-datenschutz.de/jetzt.
Dieser externe Inhalt wurde automatisch geladen, weil du dem zugestimmt hast.
von Wurstfabrikant und Bayern-Präsident Uli Hoeneß auf. Er trug Schnauzbart und Mütze und versuchte – inkognito – auf dem Münchner Viktualienmarkt Nürnberger Bratwürstchen zu verkaufen. Die Videos wurden im Netz oft angeklickt. Hoeneß bekam viel Aufmerksamkeit für seinen „Nürnburger“, den er seitdem bei einer großen Fastfood-Kette verkaufen lässt. Nicht nur, weil wir nicht verstanden, warum Hoeneß seine fränkischen Würstchen ausgerechnet auf dem Münchner Viktualienmarkt verkaufen wollte, stürzte diese Werbekampagne die Redaktion von jetzt.de in tiefe Zweifel. Es muss doch auch stadttypisches Fastfood aus München geben! Davon waren wir überzeugt. Also setzten wir uns in unzähligen Konferenzen zusammen und quälten uns mit dieser einen Frage: Was ist die Münchner Antwort auf den Hamburger und den Nürnburger? Anfang September fassten wir unsere Überlegungen in einem Anschreiben zusammen, das wir an alle großen Fast-Food-Unternehmen schickten, die im Stadtgebiet Filialen betreiben: „Der stadttypische Burger ist eine Mahlzeit mit enormem Erfolgspotenzial. Besonders in einer Stadt wie München, in der sich die Menschen stark mit ihrer Heimat identifizieren, könnte ein solches Konzept gut funktionieren. Die Menschen stehen hier überall Schlange für eine simple Leberkässemmel und McDonalds hat mit seinem ,Nürnburger’ gezeigt, dass die traditionelle bayerische Küche sehr gut mit modernen Fast-Food-Gerichten harmonieren kann.“ Wir wollten helfen, diese Marktlücke zu schließen und entwickelten den München-Burger. Dabei gingen wir vom erfolgreichen Grundprodukt „Leberkässemmel“ aus und fügten unserem Konzeptvorschlag folgendes Münchenburger-Rezept bei:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Eine aufgeschnittene Laugensemmel bildet die Basis des Burgers. Die untere Hälfte ist bestrichen mit süßem, die obere Hälfte bestrichen mit scharfem Senf. Eine Portion Leberkäse ist das Herzstück und die Hauptzutat des München-Burgers. Zwei Gurkenscheiben (unbedingt frische Gartengurken verwenden) und ein geschnittenes Radieserl sorgen für frischen Geschmack. Die Kresse dient als optisches Schmankerl. Abgeschlossen wurde unser Anschreiben von der freundlich gemeinten Ergänzung: „Für Nachfragen, Geschmacksberatung und Blindtests stehen wir gerne zur Verfügung.“ Dann begann eine lange Zeit des Wartens, die wir mit der Verkostung unseres Burgers vertrieben. Je häufiger wir den München-Burger aßen, um so sicherer waren wir: diese Idee hat Potenzial. Die erste Enttäuschung erreichte uns von der Mailadresse sorry@mcdonalds.de: Eine Mitarbeiterin schrieb mit der wenig vielversprechenden Betreffzeile „Vorgangsnummer: HSC-2010/09-15457“ und ohne rhetorische Umschweife, dass „McDonald’s Deutschland Inc. für die von Ihnen eingereichten Ideen derzeit keine Verwendung hat und diese auch zukünftig nicht verwenden wird.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Vielleicht war das nett gemeint. Für uns klang es wie eine Drohung. Vor Enttäuschung überlasen wir beinahe den zweiten Absatz. Dort steht das eigentlich Interessante: „McDonald’s Deutschland ist jedoch Teil eines global tätigen Unternehmens. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass uns bzw. anderen McDonald’s Unternehmen ähnliche Produkte und Konzepte vorgestellt oder von uns oder unseren Partnern zukünftig entwickelt bzw. umgesetzt werden.“ Es keimte wieder Hoffnung: Der München-Burger ist also nicht tot. Es müsste nur ein globaler McDonald’s Mitarbeiter selber auf die Idee kommen. Oder Uli Hoeneß in die Leberkäse-Produktion einsteigen. Ein paar Tage später meldet sich Burger King per Post. „Wir bedanken uns herzlich für die Zusendung ihres Burgeraufbaus“, schreibt die zuständige Product Marketing Senior Managerin gleich am Anfang. „Burgeraufbau“ klingt sehr seriös, finden wir. Ein bisschen so, als könne man auf dem Fundament unserer Idee ein Fast-Food Imperium gründen. Doch dann: „Leider können wir Ihnen keine positive Antwort geben und müssen Ihnen mitteilen, dass wir zur Zeit keine Verwendungsmöglichkeit Ihrer Produktidee in unseren Restaurants sehen.“ Mit freundlichen Grüßen. Ende der Ansage.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Und leider auch Ende der Antworten, denn bis zum Redaktionsschluss erreichten uns keine weiteren Rückmeldungen mehr. Deshalb sehen wir uns gezwungen, heute auf diesem Weg an die Öffentlichkeit zu gehen und unseren München-Burger zu präsentieren. Es hätte so schön werden können – wir hatten sogar schon einen Slogan: „Leberkäse – die schönste Nebensache der Welt.“
Text: anna-kistner - und Max Scharnigg, Illustration: Katharina Bitzl