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Bademeister der Herzen: Arbeiten, wo andere vom Rand reinspringen

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Karl-Heinz Schuster, 38, arbeitet im Westbad im Münchner Westen und ist dort seit 15 Jahren Bademeister

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Karl-Heinz Schuster in der Aussichtskanzel; Fotos Patrick Ohligschläger Eigentlich wollte ich ja Tierpfleger werden, aber seit Beginn der Lehre habe ich meinen Beruf schätzen und lieben gelernt. Mich reizt vor allem die Arbeit mit den Menschen, die Kommunikation. Der Respekt, der einem entgegen gebracht wird, kommt immer aufs eigene Auftreten an. Es liest sich ja nicht jeder gleich die Hausordnung durch. In ganz extremen Fällen, wenn andere Leute belästigt werden, haben wir die Möglichkeit, das Hausrecht auszuüben. Das kommt aber nur etwa dreimal im Jahr vor. Bei den klassischen Kleindelikten, wie etwa vom Rand in das Becken zu springen, drückt man schon mal ein Auge zu. Die jungen Leute wissen, wie weit sie gehen dürfen und wie wieviele Frechheiten sie sich erlauben dürfen. Das ist manchmal ein Problem. In meiner Anfangszeit war man noch der Bademeister in Weiß, da war man wirklich noch eine Respektsperson, da sagte man nur „Bursche...!“ und hat die Störenfriede hinausbefördert. Heute wissen sie: „Sobald er mich anlangt macht er sich strafbar.“ Als Bademeister weiß man um die Verantwortung, die man hat und es ist auch schon mal vorgekommen, dass ich Leute vor dem Ertrinken retten musste. Eigentlich finde ich nichts an meinem Beruf unangenehm. Klar, im Berufsalltag geht es auch um Sauberkeit und Reinigung der Duschen. Jemand, der sich davor scheut, ist hier fehl am Platz. Man muss eben mit Leib und Seele dabei sein. All die Baywatch-Klischees sind total abgegriffen, aber die meisten Leute akzeptieren das nicht, wenn ich ihnen erzähle, dass ich Bademeister bin. Damen anbaggern, das erlaubt sich heutzutage niemand mehr. Das Bild vom tollen Bademeister, der am Beckenrand sein Unwesen treibt, ist schon seit Jahren passé. Das Westbad ist für mich das schönste Bad, weil es so groß und sauber ist, die Leute kommen gerne her. Privat gehe ich trotzdem lieber an den Baggersee und auch da schaue ich oft, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Das ist eine Berufskrankheit. Dann muss man sich ab und zu eine Watschn geben, um den kritischen Blick abzulegen und den Sommer auch selbst zu genießen. ++++ Erich Kühberger, 41, arbeitet im Michaelibad im Münchner Osten und ist seit 21 Jahren Bademeister

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Erich Kühberger am Sprungturm Für mich ist das ein Traumberuf, aber nicht aus den Gründen, die sich manche Menschen so denken. Das Bild, welches der normale Bürger von uns hat, sieht ungefähr so aus: Die sind immer an der frischen Luft, immer an der Sonne und haben immer mit hübschen Frauen zu tun. Die Realität sieht schon ein bisschen anders aus. Man muss sich sehr viel mit Technik und Verwaltungangelegenheiten befassen und auch noch die Besucher unterhalten. Und teilweise müssen wir auch Sachen tun, die normalerweise der Fließenleger übernimmt. „So wie ihr arbeitet, möchte ich gerne Urlaub machen“, heißt es immer, aber ich würde gerne die Normalsterblichen sehen, wie sie bei 30 Grad am Becken zu stehen und zwölf Stunden lang aufpassen, dass ein paar tausend Leute keinen Unsinn machen. Da würden manche ihre Meinung ganz schnell revidieren, das hier ist ein Knochenjob und wenn etwas passiert ist man allein verantwortlich. Das ist unsere Arbeit – aber wenn man sieht, wie die Leute ihren Spaß haben, hat man auch selbst Spaß. Früher war man vielleicht noch ein Vorbild, heute ist das anders. Heute wird man akzeptiert. Man muss die Gäste eben so behandeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte. Ein bisschen schlimmer sind die Jugendlichen schon geworden. Aber meistens komme ich gut zurecht. Einmal hat man versucht, mich ins Wasser zu schmeißen, aber so einfach ist das nicht. Allerdings ist es nicht immer lustig, was die Leute tun – einen Platzverweis am Tag erteile im Durchschnitt. Das Michaelibad ist für mich das schönste Münchner Bad weil es so vielseitig ist. Wir sind auch eines der letzten Bäder mit einem großen Sprungturm. Ich selbst bin aber, seit ich zehn war, nicht mehr von ganz oben gesprungen. Trotz all der Zeit, die ich beruflich hier verbringe, komme ich auch privat gerne her. Aber das hat vor allem mit meinen Kindern zu tun, die mögen die Attraktionen. Man erlebt jeden Tag Außergewöhnliches. Einmal haben wir den Anhänger von unserem Traktor aus dem Becken gefischt. Den haben Jugendliche ins Wasser geschoben, als sie des Nachts über den Zaun gesprungen sind. Aber man kann ja nicht immer aufpassen.“ An guten Tagen ist das ganze Leben ein Freibad – für die schlechten gibt es das jetzt.de-Sommerposter. Es ist sehr groß und du kannst es kaufen – auf SZ-Mediathek oder im Kundencenter in der Sendlinger Straße in München. Fotos: Patrick Ohligschläger, Protokoll:

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