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Allein unter Frauen: Ortstermin beim Konzert von Max Buskohl

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Empty Trash machen ihre Sache erstaunlich gut. Frontmann Max Buskohl, seines Zeichens „Deutschland sucht den Superstar“-Flüchtling auf eigenen Wegen, hat Dieter Bohlens Starschmiede durchlaufen, in der jede Bewegung und jede Mimik Teil der Show ist. Auch seine vier Bandmitglieder wissen, was Rockstars auf der Bühne zu tun haben. Es wird mit dem Fuß der Takt gestampft, der Gitarristen-Ausfallschritt eines James Hetfield und der Mikro-Klammergriff eines Eddie Vedder sind deutlich wiederzuerkennen. Und selbst wenn Max RTL-Auftritte es nicht erwarten ließen, auch die Musik kann überzeugen. Solide Gitarrenriffs, die Melodien eingängig, gemischt mit der nötigen Portion Härte, Geschrei und Dreckigkeit. Jungsmusik zum Pogen und zum Betrunkensein nach der letzten Abiturprüfung.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Allein, sie sind nicht da, die Jungs. Genau zwei Exemplare stehen zwischen kreischenden Buskohl-Groupies im Ampere. Ihr zwischenzeitlicher Versuch, einen Moshpit ins Leben zu rufen, scheitert kläglich. Statt dessen die aus Sonntagnachmittag-Chartshows bekannten Groupiehandbewegungen zwischen Hiphop-Gebounce und Feuerzeugschwenken. Der verknipste Speicherplatz auf Handykameras dürfte sich auf mehrere Gigabite belaufen. Pro Lied, nicht pro Abend. Ganz vorne nimmt das Gehabe fast dramatische Züge an: Die Blicke sind so sehnsüchtig wie die eines Verdurstenden, für den die Oase in unerreichbarer Ferne liegt. Auf den Lippen liegen keine Songtexte, sondern immer nur ein Wort: Maaax! Wegen der Musik ist wohl keines der Mädchen hier. Vielleicht ist das der Grund, warum der DSDS-Flüchtige eine gewisse Distanz zum Publikum bewahrt. Er spricht kaum zwischen den Liedern, bewegt sich fast immer außerhalb der nach Berührung schmachtenden Hände. Auch direkten Blickkontakt vermeidet er – durch den ins Gesicht gezogenen Hut, der auch manches Groupiehaupt im Publikum ziert. Nach dem Konzert in der VIP-Lounge auf dem Ampere-Balkon sind die Rockstar-Anwärter plötzlich unbeholfene Teenager. Drummer Per fragt, ob er das Red Bull selber zahlen müsse, der Papa diktiert, wann man sich zum Frühstück trifft. Unten lauert die Groupie-Horde. Wieder offenbart sich, wie sehr sich alles nur um Max dreht. Ob Ampere-Mitar-beiter oder Journalist – jeder, der die Treppe herunterkommt, löst bei den Mädchen einen Warnschrei aus, dass „einer von der Band“ sich nähert. Ehe es sich versieht, hat das wehrlose Opfer drei Vierzehnjährige für ein Starfoto im Arm. Empty Trash sind Gefangene. So gut sie auch spielen mögen, so sehr man sich vorstellen könnte, dass sie das Ampere tatsächlich rocken: Solange Max Gesicht auf Bravo-Covern prangt und Kreischemädchen seine Konzerte bevölkern, kann kein Junge sie gut finden – selbst wenn er möchte. Mehr zu Max Buskohl, den "Robin Hood" der Superstar-Szene gibt es hier

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