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Der Tollpatsch

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Schau mal auf deine Hände. Siehst du zehn funktionstüchtige Finger? Dann sei froh: Wenn es nach reiner Stochastik geht, müsstest du dir in deinem bisherigen Leben als Tollpatsch mindestens zwei Fingerkuppen amputiert haben - beim Fahrradputzen. Wenn es um manuelle Arbeit geht, bist du völlig untauglich. Du wärst froh, wenn du wenigstens die berühmten „zwei linken Hände“ hättest, von denen alle immer sprechen, denn damit könntest du wenigstens eine Linkshänderschere bedienen. Wenn du dich nach Weihnachtsgeschenken umsiehst, solltest du deshalb einen großräumigen Sicherheitsabstand zu Baumärkten oder Bastelläden einhalten. Flohmärkte? Auf keinen Fall! Schon das Abstauben einer alten Schreibtischlampe könnte dir zum Verhängnis werden. Für Menschen wie dich haben Onlinehändler den Button „Als Geschenk verpacken“ erfunden. Und du solltest sie zum Dank dafür täglich in dein verdammtes Abendgebet aufnehmen!
 
 
Der Intime

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Nein, das mit der vibrierenden Weihnachtskugel unter dem Baum ist keine gute Idee. Und nein, auch wenn deine Freundin ab und zu kichert, wenn ihr nach dem Kino am Schaufenster des Orion-Shops vorbeilauft: Sie will zu Weihnachten bestimmt kein Partner-Gleitgel (flutschig für ihn, wärmend für sie). Schon klar, du meinst es gut, wenn du erotische Novellen oder großformatige Aktfotos verschenkst. Es ist deine Art, zu sagen: Schatz, ich bin dir nah, ich bin locker, ich will mal dieses Penis-Lasso ausprobieren! Aber das Problem ist: Die Welt ist noch nicht reif für deine Offenheit. Wirklich. Get over it. Und probier es doch zur Abwechslung mal mit einer schönen Schreibtischlampe.
 
 
Der Kitschige

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Natürlich kannst du nichts dafür. Du bist ein Opfer der Umstände. Die haben dich als Kind zweier Diplompädagogen zunächst in den Waldkindergarten, später ins Montessorihaus verschlagen. Wo man dir in nie enden wollenden Orff-Stunden immer zweierlei eingeträllert hat: Erstens, du kannst alles, wenn du nur willst. Zweitens, wenn du etwas fühlst, lass es raus, egal was es ist! Als du in der Pubertät anfingst, dich für das andere Geschlecht zu interessieren, hast du diese Maximen in eine handfeste Leidenschaft für Minnesang und Dichtkunst verwandelt. Weder deine Mutter noch dein bester Kumpel haben es in jener kritischen Phase je übers Herz gebracht, dir zu sagen, dass, erstens, „Herz“ auf „Schmerz“ zu reimen auf Dauer nicht trägt, und, zweitens, dein Gesangstalent doch eher für das Erlernen eines Blasinstruments spräche. Bevor du also dieses Jahr aufs Neue deine Lagerfeuergitarre und den Spiralblock mit den „neuen Lyrics“ zum Weihnachtsfest mitschleppst – kauf doch lieber mal was Praktisches! Zum Beispiel einen Satz Waschlappen.
 
 
 
Der Joviale

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Der Tag muss erst noch kommen, an dem du dich im Proseminar ohne ein lautes „Tschüsseldorf!“ verabschiedest. Und wann wäre ein besserer Moment für gute Laune als an Heiligabend? Eben! Nur leider übersiehst du seit Jahren konsequent, dass die Überraschung deines Vaters nur laienhaft gespielt ist, wenn er mal wieder eine Motiv-Krawatte mit skispringenden Elchen aus dem Geschenkpapier wickelt. Zugegeben, die selbstgestrickten „Eierwärmer“, die du vergangenes Jahr deinem Bruder und dessen Verlobter unter großem Hallo unter den Baum gelegt hast, waren eine Pointe – aber warum fragst du diesmal nicht vorher mal kurz, was sich deine Mitmenschen wirklich wünschen? Wäre natürlich möglich, dass es tatsächlich das Klopapier mit Dollarnoten-Aufdruck ist. Aber – vielleicht eben auch nicht.
 
 
 
Der Hobby-Therapeut

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Dein Erkennungsmerkmal ist das verständnisvolle Kopfnicken. Das wendest du in markuslanziger Ernsthaftigkeit selbst dann an, wenn jemand dich auf der Tanzfläche nach Zigaretten fragt. Für dich ist klar: Wo Kommunikation passiert, transportieren sich versteckte Emotionen. Und die kann – und darf! - man nicht ignorieren. Jeder Plausch in der Teeküche über den morgendlichen Graupelschauer ist für dich deshalb Anlass, ungefragt Lebenshilfe anzubieten. Die Beziehungsprobleme deiner Freunde erkennst du schon Monate vor deren Trennung, die du ihnen mit wohlwollender Hartnäckigkeit immer wieder nahelegst. In dieser Tradition verschenkst du seit Jahren Gutscheine für eine Woche im Schweigekloster („Dafür wirst mir noch in Jahren danken!“), Weight-Watchers-Kochbücher („Du wirst vielleicht lachen, aber...“) und Termine für Darmspülungen („Du glaubst ja gar nicht, wie verspannt du da unten bist...“). Falls du in diesem Jahr überhaupt noch irgendwo eingeladen bist: Verschenk doch ausnahmsweise mal was total Unpersönliches. Zum Beispiel eine Käsereibe!

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