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Der Poetry-Slammer-Psychotest - Die Ergebnisse

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Die gefühlvolle Poetin

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Als du das erste Mal in deinem Leben das Wort „Seelen-Striptease“ gehört hast, wusstest du sofort: Das ist genau dein Ding! Du stehst gern auf Bühnen und schüttest dein Herz aus, es ist halt so viel drin. All das Leid, all die Sorgen und Gedanken, die du dir machst, kleidest du in Verse und Reime, denn Lyrik ist die Sprache der Gefühle! Wenn du mit deinem Text „Fliegen“ auftrittst (natürlich auswendig, das wirkt besser!), sind alle ganz leise, und das findest du gut, denn Lachen ist vulgär, mit Tränen und Sehnsucht hingegen werden Ozeane überwunden. Meistens gewinnst du trotzdem nicht, aber darum geht es ja auch nicht – dir am allerwenigsten. Außerdem kommen hinterher mindestens drei Zuschauer zu dir, die „Dich fand ich echt am allerbesten!“ sagen und sich wünschen, dass du ihnen den Text mal per Mail schickst, „damit ich den noch mal in Ruhe nachlesen kann“. Und der Veranstalter freut sich, weil du sein liebstes Beweisstück bist, dass Poetry Slams keine Comedy-Veranstaltungen sind.  

Der Rapper

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Eigentlich kommst du ja ganz woanders her. Aus dem Hip-Hop nämlich. Deine Kleidung (weit), deine Bewegungen (ausladend bei vorgebeugtem Oberkörper) und deine Aussprache (bisschen schleppend) auf der Bühne lassen daran auch keinen Zweifel. Manchmal sagst du sogar „Yo!“ Außerdem kannst du beatboxen, was auf Slams, wo Singen und Instrumente ja verboten sind, verdammt hilfreich ist. Das setzt du auch gerne ein, wenn du gar keinen Text dabei hast, sondern das Publikum um drei Begriffe bittest, mit denen du einen Freestyle hinlegen kannst. Problem: Wenn du nicht gut freestylen kannst (und die Chancen dafür stehen leider sehr gut) hilft auch die beste Beatbox-Einlage nix. Dann wird dein improvisierter Text rund um die Worte „Erdbeertorte“, „Igel“ und „endoplasmatisches Retikulum“ nämlich sehr peinlich und alle wünschen sich, dass die fünf Minuten schnell vorbei sind.  

Der lustige Storyteller

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Deine Devise ist: Das Leben schreibt die besten Geschichten – man muss sie nur ein bisschen übertreiben! Also stehst du mit deinen zerfledderten Zetteln oder dem abgegriffenen Notizbuch auf der Bühne und liest einen fünfminütigen Text vor, dessen Protagonist du bist und in dem dir ziemlich verrückte Sachen passieren. Was mit Babys, Hunden, Beamten, Eltern oder Mitreisenden im ICE, die total bescheuert sind, und was mit vielen Pointen, einer nach der anderen, sodass der Text vor lauter Lachern und Zwischenapplaus auf einmal viel länger dauert und du aus Angst vor dem Zeitlimit immer schneller liest. Und immer lauter. Und du regst dich auf und schreist ein bisschen rum und bist schon ganz rot im Gesicht, das Publikum hält sich den Bauch und deine Slam-Kollegen freuen sich wie verrückt, dass du mal wieder deinen Klassiker liest, der jedes Mal aufs Neue witzig ist. Danach klopfen sie dir auf die Schulter, weil deine Performance heute besonders gut war, und du brauchst erst mal dringend ein Bier.    

Der Freak

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Hier ein dir sehr bekannter Gedanke: „Geieeel, eine Bühne, da muss ich raaaauuf!!!“ Du bezeichnest dich selbst als „Rampensau“, bist sehr, sehr selbstbewusst, hast eine sehr, sehr niedrige Schamschwelle und gibst einen Scheiß auf das, was andere denken. Poetry Slams mit einer offenen Liste, bei denen jeder auftreten kann, sind dein Revier und beim Slam in deiner Heimatstadt bist du Stammgast. „Der macht jedes Mal mit“, flüstern die immer-zum-Slam-Geher den das-erste-Mal-zum-Slam-Gehern im Publikum zu, wenn du, exzentrisch gekleidet und/oder frisiert, die Bühne betrittst und deine extrem einfach gereimten Gedichte/mit Frauen- oder Hitlerwitzen gespickten Monologe/kryptischen Wortcluster vorträgst. In deinem ganzen Leben warst du noch nie im Finale, nicht mal nah dran. Aber alle, denen es ganz, ganz wichtig ist, dass Poetry Slam Underground war, ist und bleiben soll, lieben dich dafür, dass du nicht aufgibst (auch, wenn du ihnen trotzdem jedes Mal gehörig auf die Nerven gehst).  

Das Anti-Mädchen

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Das Klischee von den witzigen Männern, die die Poetry-Slam-Bühnen dominieren, und den Lyrik-Mädchen, die es deswegen nie ins Finale schaffen (oder zumindest niemals die Meisterschaften gewinnen werden) nervt dich. Tierisch. Du willst der Welt beweisen, dass das wirklich bloß ein Klischee ist. Darum bist du laut, rotzig, machst dreckige Witze, benutzt gerne die Worte „Vagina“ und „Penis“ und erntest Lacher, wenn du dich auf der Bühne ganz undamenhaft aufregst oder einen witzig-morbiden Text vorliest, der gar nicht richtig zu deinem süßen Gesicht passt. Überhaupt ist „Da sieht man dich Kleines und dann kommt da SOWAS raus!“ der Satz, den du nach deinen Auftritten am häufigsten hörst. Die Meisterschaften gewinnt dann trotzdem wieder ein witziger Mann und du fragst dich im Stillen, ob das Klischee vielleicht doch mehr ist als ein Klischee und ob du dich vielleicht doch ein bisschen mehr auf dein Studium konzentrieren solltest.


Text: jetzt-redaktion - Illustrationen: Katharina Bitzl

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