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Wer ist hier der Boss?
Tanja und Verena Brock in ihrer M54 Boutique
Tanja (26) und Verena Brock (25) haben 2008 gemeinsam den Concept Store Meschugge54 eröffnet. Im vergangenen Jahr sind sie in die M54 Boutique in der Türkenstraße 47 umgezogen.
Wie es dazu kam: Verena hat zuerst für ein Lifestyle-Magazin gearbeitet und Marketing studiert, Tanja studiert Kunstgeschichte. Den Traum vom eigenen, individuellen Concept Store hatten die Schwestern schon immer. „Es war nie direkt geplant, aber wir haben fast immer dieselben Vorstellungen, also war es für uns klar, dass wir das mit dem Laden gemeinsam machen“, sagt Tanja.
Wer das Sagen hat: Eine Chefin gibt es nicht, jede hat ihre Bereiche. Verena ist für die Buchhaltung zuständig, Tanja für die grafische Gestaltung, Social Media, ihre Webseite und das Personal. Um Einrichtung, Events und Akquise kümmern sie sich immer gemeinsam.
Ihre Beziehung funktioniert, weil: jedes Good Girl ein Bad Girl braucht. Tanja: „Wir können wegen unserer sehr unterschiedlichen Art sehr gut die Goodboy-Badboy-Nummer spielen. Verena ist ein organisierter Mensch, sie hat gerne die Fäden in der Hand und ist eine toughe Businessfrau. Ich bin eher detailverliebt und habe eine sensible Künstlerseele.“
Wenns doch mal kracht: liegt das an ihrem Temperament. Tanja: „Wir streiten uns oft und sehr laut – aber meist vertragen wir uns schnell wieder.“ Verena: „Geschwister sagen sich Dinge, die man einem Geschäftspartner nicht sagen würde. Das kann schnell verletzend sein.“
In München trifft man sie: Im Café neben ihrem Laden. Verena ist am Wochenende oft in der Pizzeria Mario in der Adalberstraße und fast jeden Tag mit ihren drei Hunden im Englischen Garten. Tanja ist mit ihren Freundinnen gerne in der Bar Sehnsucht oder im Bob Beaman.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Barry und Avni Berisha
Seit fünf Jahren betreiben Barry (32) und Avni Berisha (31) verschiedene Lokale in München, deutlich erkennbar an der ähnlichen Namensgebung: die Cafe-Bar Barer61, die Bar Barer47, das Café Gegenüber und seit einem Jahr das Café Königin43.
Wie es dazu kam: Die Berisha-Brüder verbindet eine Leidenschaft für Gastronomie – und die nötige Erfahrung, weil beide vorher schon Cafés geführt haben. Da war es klar, dass sie sich zusammen selbstständig machen.
Wer das Sagen hat: Beide – aber nie am selben Ort. Avni kümmert sich momentan um die Lokale in der Barerstraße, sein Bruder vor allem um das Königin43, das die beiden erst vor einem Jahr eröffnet haben. Barry kümmert sich allgemein mehr um Einrichtung und Produkte, Avni um das Personal.
Ihre Beziehung funktioniert, weil: sie so unterschiedlich sind. Während Barry eher impulsiv handelt, ist Avni ruhiger und schläft eine Nacht über seine Entscheidungen. Am Anfang haben sie diese Eigenschaften am anderen gestört, heute sehen sie sie als Vorteil – und dienen einander sogar als Vorbild. Barry: „Avni hat viel mehr Geduld als ich. Ich versuche, mir das von ihm abzuschauen.“ Avni bewundert seinen Bruder für seine Kreativität und weil er sich immer durchsetzen kann. Am wichtigsten ist den beiden, dass sie einander blind vertrauen und sich respektieren.
Wenns doch mal kracht: ist meistens ihre unterschiedliche Mentalität schuld. So schnell sie sich zanken, vertragen sie sich aber wieder. Barry: „Wir klären das immer gleich, sonst beschäftigt mich das die ganze Zeit.“
In München trifft man sie: in der 089 Bar, im Bob Beaman oder zum Mittagessen im Telos.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Amédée, Kera und Milen Till
Eigentlich ist Kera Till (30) Illustratorin. Ihre Brüder Amédée (21) und Milen (27), die als Kill the Tills Partys in München veranstalten, unterstützt sie als Beraterin und bei allem Gestalterischen.
Wie es dazu kam: Amédée und Milen haben sich als DJ-Duo einen Namen gemacht, ihre große Schwester haben sie als „stille Teilhaberin“ gewinnen können, wie sie sagt: „Ich unterstütze sie mit Illustrationen, bei Verhandlungen oder wenn ich etwas herausfinden muss.“
Wer das Sagen hat: „Kera war schon immer die Chefin, vielleicht, weil sie die Älteste ist, sicher auch, weil sie ein Mädchen ist“, sagt Amédée. Die Aufgabenbereiche der drei Geschwister sind von ihren jeweiligen Talenten abhängig. „Jeder kann etwas anderes ein bisschen besser als der andere, wir tauschen uns aber immer gegenseitig aus“, beschreibt es Milen. Seine Gebiete sind Kunst und Konzepte, bei Amédée sind es Musik und Film und bei Kera das Zeichnen.
Ihre Beziehung funktioniert, weil: ihre Aufgaben klar verteilt sind. Milen: „Wenn wir alle Illustratoren wären, gäbe es sicher öfter Streit. Beim Auflegen hat auch jeder seinen Bereich, Amédée macht die Musikauswahl, ich mixe und kümmere mich um das Technische.“ Kera: „Wir lieben uns sehr, das kann auch mal nerven. Aber was man sich in jedem Arbeitsverhältnis wünscht, ist bei uns ganz natürlich vorhanden: Zuverlässigkeit, Zusammenhalt und Vertrauen.“
Wenns doch mal kracht: merkt jeder, was ihm an seinen Geschwistern fehlt. Kera: „Wir sind zum Glück drei, da gibt es immer zwei, die sich verstehen und dann schlichten können.“
In München trifft man sie: Meistens bei Kera oder ihren Eltern, im Robinson Kuhlmann am Gärtnerplatz oder beim Pizzaessen im Nero.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Michaela und Monika Rozner in ihrer "Frooteria"
Die Zwillinge Michaela und Monika Rozner (38) führen seit 2008 den Smoothie- und Bagel-Laden „Frooteria“ an der Schwanthaler Höhe.
Wie es dazu kam: Nach ihrem gemeinsamen Studium und einigen Jahren bei einem Münchner Onlineshop wollten sich die Zwillingsschwestern selbstständig machen. Auf Reisen nach Australien, Neuseeland und in die USA haben sie gemerkt, dass München Alternativen zu Leberkäse und Döner fehlen. Nach ihrer Rückkehr haben sie ihre „Frooteria“ eröffnet, wo sie unter anderem frisch gepresste Säfte, Smoothies, Bagels, Wraps und Frozen Yoghurt verkaufen.
Wer das Sagen hat: keine. „Chefin sind wir tatsächlich beide, sowohl rechtlich als auch real im Alltag. Wir entscheiden immer alles zusammen“, sagt Michaela. Nur ein paar einzelne Aufgaben teilen sie auf: Michaela kümmert sich um die Buchhaltung und den Einsatzplan ihrer Aushilfen, Monika um die tägliche Obst- und Gemüse-Großbestellung bei der Münchner Großmarkthalle.
Ihre Beziehung funktioniert, weil: ein Blick genügt und die andere genau weiß, was die andere denkt. Die Zwillinge machen schon immer alles zusammen und kennen sich in- und auswendig.
Wenns doch mal kracht: sind meist Kleinigkeiten schuld. Monika: „Wir können stündlich streiten, weil wir uns minütlich wieder vertragen. Man sollte unter Geschwistern nicht alles gleich persönlich nehmen. Eine harmonische Zusammenarbeit unter Geschwistern funktioniert wie mit jedem anderen Kollegen auch: gegenseitig respektieren und auch mal Kompromisse eingehen.“
In München trifft man sie: in gemütlichen Kinosesseln und im Sommer überall dort, wo es selbstgemachtes Eis gibt, wie im Trampolin oder beim Sarcletti.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Alexandra und Philippos Melachrinos
Alexandra Melachrinos (28) und ihr Bruder Philippos (31) führen zusammen das Mode-Label Amsel Fashion.
Wie es dazu kam: Alexandra hat das Label vor drei Jahren neben ihrem Beruf als Redaktionsassistentin gegründet und kümmert sich um das Design. Philippos, der sich durch sein BWL-Studium mit Controlling und Marketing auskennt, unterstützt seine Schwester in der Vermarktung. Seitdem sind sie auch in der Arbeit unzertrennlich.
Wer das Sagen hat: Alexandra, auch wenn es das Wort „Chef“ bei ihnen eigentlich nicht gibt. Trotzdem sagt sie: „Philippos ist klar der Unternehmerkopf und ich der kreative Part. Design, Stoffe, Schnitte und alles, was dazugehört, fallen in meinen Aufgabenbereich. Philippos versucht, die Kreationen dann erfolgreich an die Frau zu bringen.“
Ihre Beziehung funktioniert, weil: „er meine bessere Hälfte ist“, so Alexandra. Philippos: „Wir können uns alles offen sagen, da stauen sich nie Sachen an.“ Darum kritisiert er seine Schwester auch für ihr kreatives Chaos und ihren Zigarettenkonsum, und sie macht ihn darauf aufmerksam, dass sie es nicht leiden kann, wenn er aufbrausend wird.
Wenns doch mal kracht: „Nach 28 Jahren gibt es schon einmal Momente, in denen man sich auf die Nerven geht. Mit den Jahren kennt man jede Macke, jede schlechte Angewohnheit des anderen. Es kann stressig werden, weil wir Privatleben und Beruf miteinander teilen und uns nicht einfach zurückziehen können“, sagt Alexandra. Trotzdem streiten die beiden nur selten, weil sie über alles reden können.
In München trifft man sie: Alexandra am liebsten bei ihrem Freund, Philippos auf Münchens Tennisplätzen.
Text: kathrin-hollmer - Fotos: juri-gottschall