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Suche: Känguru-freie Zone
In unserer Stadt ist es sowieso schon ein schwieriges Unterfangen, ein Zimmer oder eine kleine Wohnung zu einem bezahlbaren Preis zu finden. Doch jetzt, zum Semesterauftakt, ist es fast unmöglich, weil so viele Menschen gleichzeitig eine Unterkunft suchen. Gezwungenermaßen sinken da die eigenen Ansprüche bei der Wohnungssuche. Wir haben Studenten an der LMU gefragt, welche Kompromisse sie bereit sind einzugehen – und worauf sie sich trotzdem nicht einlassen würden.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Lukas, 19, studiert Bachelor Anglistik:
„An sich habe ich gar nicht so hohe Ansprüche, denke ich: Genug Platz für mein Bett, alles halbwegs sauber, das reicht mir schon. Auf ein paar Dinge würde ich mich aber nur sehr ungern einlassen. Sehr weit außerhalb zu wohnen, direkt über einem Club oder in Vierteln mit einem gewissen Ruf wie dem Hasenbergl, das kann ich mir nicht so wirklich vorstellen. Vor allem möchte ich aber nicht in einer WG mit fremden Leuten wohnen. Zum Glück wird in einem halben Jahr ein Zimmer bei einem Kumpel von mir frei, der in Giesing wohnt. Weil bei dem Zimmer dann alles passt, lasse ich mich deshalb im Moment auf den Kompromiss ein, bis dahin von Ingolstadt nach München zu pendeln.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Marie-Christine, 23, studiert Bachelor Theaterwissenschaft und Kunst/Musik/Theater im Nebenfach:
„Ich habe ein halbes Jahr erfolglos nach einem Zimmer gesucht. Am Anfang hatte ich noch gewisse Ansprüche, aber nach 40 Absagen wird man irgendwann extrem kompromissbereit. Schließlich musste ich notgedrungen wieder bei Papa einziehen, eine Stunde Fahrtzeit von der Uni entfernt. Meine einzige zwingende Anforderung ist daher nur noch, dass das Zimmer einigermaßen zentral liegt. Ich habe sogar kurz ernsthaft überlegt, bei einer Frau mit fünf Katzen zur Untermiete einzuziehen – trotz meiner Katzenhaarallergie. Nur eines kann ich nach einem eindeutigen Angebot bei einer Besichtigung in einer Dreier-Jungs-WG ausschließen: Ich würde für ein Zimmer nicht mit einem ekligen Typen schlafen. Die Betonung liegt auf: mit einem ekligen Typen.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Thomas, 21, studiert Bachelor Kommunikations- und Politikwissenschaft:
„Auf alle Fälle bin ich bei der Größe wenig kompromissbereit. Ständig sieht man ja, dass Zimmer vergeben werden, die nur sieben oder acht Quadratmeter groß sind. Da kann ich ja gerade mal einen Besen oder einen Staubsauger reinstellen! Ich habe auch schon davon gehört, dass zum Beispiel Badezimmer kurzfristig untervermietet wurden. So etwas würde ich nie im Leben, nicht einmal für ein paar Tage nehmen. Ich hätte ehrlich gesagt auch keine Lust, mich auf die Vorstellungsrunde für ein Zimmer vorzubereiten wie für ein Vorstellungsgespräch, um dort dann von der ganzen WG begutachtet zu werden und die richtigen Antworten geben zu müssen. Ich weiß von vielen, die sich dann total verstellen, um ein Zimmer zu bekommen. Das wäre für mich ein völliges No-Go. Wenn, dann sollen die Leute mich so nehmen wie ich bin – oder eben nicht.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Julian, 22, studiert Master Journalismus:
„Ein ganz wesentlicher Aspekt ist für mich, dass ich sowohl die Uni als auch die Journalistenschule in Berg am Laim in unter 35 Minuten erreiche, das ist für mich die Höchstgrenze. Noch mehr Zeit morgens früh in den Fahrtweg zu investieren, käme für mich nicht in Frage. An die Größe oder die Ausstattung eines Zimmers habe ich sonst keine besonderen Ansprüche. Wichtig ist mir aber, nicht in einer Zweck-WG zu wohnen. Das hat sich bei der Zimmersuche aber nicht ergeben. Deshalb wohne ich jetzt lieber allein.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Tanita, 20, studiert Gymnasiallehramt Deutsch/Französisch/Beratungslehrer:
„Ich bin ehrlich gesagt nicht bereit, viele Kompromisse zu machen, schließlich zahlt man in München einiges für ein Zimmer. Da bleibe ich lieber bei meinen Eltern draußen in Poing, auch wenn ich gerne ausziehen würde. Natürlich darf es nicht zu teuer sein, man braucht ja noch Geld zum Leben und zum Party-Machen zum Beispiel. Auch das billigste Zimmer würde ich aber nicht nehmen, wenn es in der Wohnung verschimmelt oder verdreckt ist. Sobald es so weit draußen ist, dass ich länger als eine halbe Stunde zur Uni brauche, sehe ich ebenfalls keinen echten Vorteil zu meiner jetzigen Situation. Und sollten die Mitbewohner totale Schnarchzapfen sein, kann ich mir auch nicht vorstellen einzuziehen.“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Yuliana, 20, studiert Bachelor Kommunikationswissenschaft:
„Altbau oder Neubau, solche Fragen sind mir egal. Mich stört mehr, dass die angebotenen Zimmer fast immer unmöbliert und gerade in Uninähe viel zu teuer sind. An erster Stelle muss ich nämlich leider auf den Preis achten. Finanziell kann ich also nicht wirklich Kompromisse eingehen. Allerdings, auf ,WG-Gesucht‘ gab es zwei Angebote, auf die ich mich unabhängig vom Preis nicht einlassen wollte:
Bei einer Anzeige hätte ich einem Kind zweimal pro Woche Deutschunterricht geben müssen und für die Vermieterin, eine alte Dame, einkaufen fahren sollen mit dem Auto. Das Auto hätte ich mitbringen müssen. Bei der anderen Anzeige handelte es sich bei der WG eigentlich um einen Zoo. Zu den Mitbewohnern zählten unter anderem zwei Katzen, zwei Hunde und noch viele andere Tiere. Sogar ein Känguru! Ich kann mir aber wirklich nicht vorstellen, mit einem Känguru zusammenzuwohnen.“
Text: juliane-frisse - Fotos: Torben Schnieber