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Stabi-Catwalk und Stammstrecken-Sperrung
Klar, es gibt den Marienplatz und das Oktoberfest. Aber für alle, die in München leben, prägen andere Dinge den Alltag: die ewige S-Bahn-Durchsage zur jüngsten Störung auf der Stammstrecke etwa. Oder das Gefühl, über einen Catwalk zu schreiten, wenn man den Mittelgang in der Stabi entlanggeht. Solche typisch Münchener Situationen bebildert die Jura-Studentin Vicky Stoll auf ihrem Tumblr-Blog When you really live in Munich mit GIFs, kurzen animierten Bilderfolgen. Ein Interview über Städte-Tumblr und Insider-Humor.
jetzt.de München: Vicky, seit Kurzem gibt es lauter „When you really live in...“-Städte-Tumblr. Welcher hat dich dazu inspiriert, eine Münchner Version zu starten?
Vicky Stoll: Der Berliner Blog – der ist meiner Meinung nach auch der beste. Ich fand ihn sofort superlustig, obwohl ich als Nicht-Berlinerin nur die Hälfte der Witze verstanden habe. Da dachte ich, sowas müsste es doch auch für München geben. Gab es aber nicht, also habe ich es selbst in die Hand genommen. Natürlich kam kurz nach dem Start der Vorwurf, dass wir Münchner den Berlinern immer alles nachmachen.
Dein Blog hat in kurzer Zeit schon über 1300 Facebook-Likes eingesammelt. Da gab es doch wahrscheinlich auch positive Reaktionen?
Ja, die allermeisten Rückmeldungen waren ausnahmslos positiv. Viele kamen auch gleich mit neuen Ideen, welche GIFs ich noch unbedingt posten sollte. Das hat mich natürlich wahnsinnig gefreut. Genauso wie, dass meine Freunde die Facebook-Seite zu meinem Tumblr geliket haben – ohne zu wissen, dass ich dahinter stecke.
Einer von Vickys Posts: when i hear “störung on the stammstrecke”
Oft basieren deine Einträge auf einem Insider-Humor, der sich nur Münchnern erschließt. Glaubst du, man kann einen Städte-Tumblr so gestalten, dass er auch für Nicht-Münchner lustig ist?
Auch wenn man manche Einträge bestimmt auch als Nicht-Münchner lustig finden kann, weil es so viele Klischees über die Stadt gibt und der Münchener an sich ja schon etwas eigen ist: Ich glaube, es ist wichtig, so einen Blog sehr stadtspezifisch zu machen, damit er witzig ist. Dann setzt man zwangsläufig auch auf Insider-Humor. Auf einem anderen „When you really live in...“-Tumblr habe ich ein GIF zur Situation „Wenn mein Freund mit mir Schluss macht“ gesehen. Das kann zwar jeder nachvollziehen, aber hat gar nichts mehr mit einer bestimmten Stadt zu tun.
Stichwort Klischees: Hast du keine Angst, dass du die nicht einfach nur bedienst?
Ich hoffe man merkt, dass mein Tumblr mit den Klischees spielt und sich die Posts auf einer ironischen Ebene bewegen. Ich möchte damit auf keinen Fall jemanden angreifen. Die Seite soll einfach Spaß machen. Und dass neben Münchnern auch Leute, die nicht mehr hier leben, auf den Blog schauen und denken: Ja, genau so ist es in München.
Wie findest du die GIFs für deine Einträge?
Teilweise google ich nach bestimmten Begriffen, wenn ich eine spezielle Reaktion suche. Teilweise stöbere ich auf Seiten wie cheezburger.com oder bei Tumblr direkt und lasse mich von den GIFs dort inspirieren. Mir hilft auch, dass ich sehr serien- und filmaffin bin und oft eine bestimmte Szene im Kopf habe, die super zu einem Münchner Phänomen passen würde.
Hast du einen Lieblingseintrag?
Auf meinem Blog und auf Facebook kamen die Posts über Münchner Porsche-Fahrer und zum Starnberger See am besten an. Ich selbst mag aber „Chilling at Tambosi with my Aperol Spritz in the sun“ am liebsten. Das GIF dazu zeigt einen Schauspieler, der sagt: „Let’s face it, I’m a pretentious fuck“. Und das ist ja genau diese Zerrissenheit, die man ständig als Münchner Student erlebt: Eigentlich hat man überhaupt keine Kohle, alles ist zu teuer – und trotzdem lebt man manchmal dekadent für den Moment und gönnt sich statt dem billigeren Bier einen Spritz.
chilling at tambosi with my aperol spritz in the sun.