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„Oft ist es wie bei DSDS“

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Sogar für die dunkelsten Löcher zahlt man oft hohe Mieten, muss darüber aber schon fast glücklich sein: Denn der Münchner Mietmarkt ist grausam, und immerhin hat man einen Unterschlupf gefunden. Viele suchen monatelang erfolglos, bis sie ein WG-Zimmer oder eine Wohnung gefunden haben. Der Münchner Student Benjamin Ölke ist noch auf der Suche. Weil er oft nicht einmal zu den berüchtigten „WG-Castings“ eingeladen wurde, hat er ein kurzes, herzerwärmendes Bewerbungsvideo gedreht und vor ein paar Tagen über den Kräftner-Verteiler, den wichtigsten privaten Wohnungs-Mailverteiler verschickt. In dem Video steht Benjamin im Wohnzimmer seiner Eltern und erzählt locker und natürlich von sich, empfiehlt sich aber auch als nachdrücklich als Mitbewohner: er kenne sich schließlich gut mit Computern aus. Zum Beweis seiner Putzfähigkeiten nimmt er sogar die Kamera mit in die Küche, die er gerade sauber geschrubbt hat. jetzt.de München hat mal bei Benjamin nachgefragt, ob sich der Aufwand lohnt, und mit ihm über den Wahnsinn Wohnungssuche in München gesprochen.

jetzt.de München: Benjamin, vor etwa einer Woche ist dein Bewerbungsvideo für ein WG-Zimmer auf dem Kräftner-Verteiler aufgetaucht. Hast du inzwischen ein Zimmer gefunden?
Benjamin Ölke: Leider nein, gerade erst habe ich wieder eine Absage bekommen.

Ist das Video etwa nicht so gut angekommen?
Ich denke, das Video trifft keine Schuld. Ich habe es ja nicht nur als Gesuch über den Verteiler geschickt, sondern auch auf Angebote geantwortet und dabei den Link zum Video mitgeschickt. Seitdem hat sich die Einladungsrate auf jeden Fall signifikant erhöht. Es wird ja schon bei dem Anschreiben für ein WG-Zimmer erwartet, wahnsinnig kreativ zu sein. Und weil ich auch keine Lust mehr hatte, mir wieder und wieder die Finger wund zu schreiben, habe ich mir gedacht, drehe ich halt ein Video. Das macht schließlich sonst niemand. Außerdem hat man gleich einen optischen Eindruck und bekommt mit, wie jemand redet, wie der sich gibt, das sind ja auch wichtige Faktoren. Leider musste ich das Video inzwischen aus dem Netz nehmen.

Warum denn das?
Meine Eltern waren nicht gerade begeistert, dass ich ihr Zuhause im Internet zeige.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Im Moment wohnst du auch bei ihnen, oder?
Genau, das ist nicht nur sehr ungünstig für mich, weil meine Eltern am Stadtrand wohnen, sondern auch mit 30 nicht mehr besonders angenehm. Notgedrungen musste ich aber vor drei Monaten wieder bei ihnen einziehen, nachdem erst der Vermieter meiner Münchner Wohnung Eigenbedarf angemeldet hat, und ich danach aus dem Zimmer raus musste, in dem ich zur Zwischenmiete untergekommen war.

Wohnungssuche in München ist ja oft ziemlich aufwändig. Wie viele WG-Zimmer hast du dir schon angesehen in den vergangenen Monaten?
Seit Mai habe ich ungefähr 200 E-Mails verschickt. Ich habe aber längst nicht immer eine Einladung zu einem WG-Casting bekommen. Insgesamt habe ich mir 15 Zimmer angesehen.

Woran ist es denn bisher gescheitert? Sind deine Ansprüche an ein Zimmer so hoch?
Meine Ansprüche sind insofern hoch, dass ich in zentraler Lage wohnen will: Ich bin wegen der Uni in der ganzen Stadt unterwegs, muss nach Martinsried, nach Garching, muss aber auch in der Innenstadt sein. Dann habe ich noch ein paar extracurriculare Aktivitäten, die sich auch über die ganze Stadt verteilen. Das würde alles nicht wirklich funktionieren, wenn ich in Solln oder Moosach wohnen würde. Es muss deshalb nicht die Altstadt oder das Glockenbachviertel sein, aber innerhalb des mittleren Rings sollte die Wohnung schon liegen.

Das klingt aber doch nicht außergewöhnlich anspruchsvoll. Oder soll es gleichzeitig ein besonders günstiges Zimmer sein?
Nein, das muss es nicht sein, mein Limit liegt bei 450 Euro.

Glaubst du, du präsentierst dich schlecht oder dass sich die Leute bei dir an etwas Bestimmtem stören?
Klar fragt man sich irgendwann: Was ist eigentlich verkehrt mit mir? Ich habe keine Ahnung, warum es nicht klappt. Ich bin immer freundlich, lieb und nett. Vielleicht trage ich die falschen Schuhe oder sehe einfach nicht gut genug aus für die Leute in München! Ich bin neben dem Studium bei den Piraten engagiert, aber ich habe den Eindruck, dass mein politisches Engagement den meisten egal ist. Gerade bei den jüngeren Leuten, die einen Mitbewohner gesucht haben, hatte ich aber oft den Eindruck, dass sie schon eine ganz genaue Vorstellung haben, wer bei ihnen einziehen soll. Das fühlt sich dann an, als hätten sie sich vorher alle Staffeln von „Deutschland sucht den Superstar“ angesehen.

Irgendwo muss der Ausdruck „WG–Casting“ ja seinen Ursprung haben. Was hast du denn erlebt, dass dich an eine Castingshow erinnert hat?
Viele Leute scheinen zu erwarten, dass du sie bespaßt, dass du dich als besonders interessant darstellst. Es gab eine WG, da wurde mir ein Mikro in die Hand gedrückt und es hieß: Sing mal was! Ich mache mir bei solchen richtigen Castings inzwischen auch mal den Spaß, dass ich zum Beispiel erzähle, dass ich laut schnarche oder etwas Anderes Abschreckendes. In solche WGs will ich schließlich auch nicht einziehen. Diejenigen, die schon mehr WG-Erfahrung haben, machen das in der Regel aber nicht so castingmäßig. Sondern man setzt sich zusammen hin und unterhält sich ein bisschen. Schaut, ob man schnell eine Verbindung zueinander aufbauen kann.

Hast du denn noch andere Ideen, wie du deine Zimmersuche zum Erfolg führen willst, nachdem du das Video jetzt nicht mehr einsetzen kannst?
Wahrscheinlich mache ich einfach ein neues Video, draußen, und schneide ein bisschen was zusammen. Ehrlich gesagt, resigniere ich aber so langsam schon. So richtig Lust zu suchen habe ich nicht mehr. Eigentlich ist diese ganze Wohnungssuche und WG-Casterei doch vor allem die Frage danach, wie du Menschen am schnellsten und am besten dazu bringst, sich für dich zu interessieren und dich toll zu finden.

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