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Meine Straße: Schleißheimer Straße

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Niemand kennt eine Straße so gut wie die Menschen, die in ihr leben. Deshalb bitten wir hier regelmäßig junge Münchner, uns ihre Straße zu zeigen – die schönsten Ecken, die besten Läden, die schrulligsten Typen, die nettesten Anekdoten. Heute: 

Florian, 33, Schauspieler, Autor

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


 Die „Schleise“, wie wir sie nennen, ist eigentlich eine Prunkstraße im Dornröschenschlaf. Mein Bruder sagt immer, wir müssen es nur aussitzen, irgendwann erwacht sie. Man muss sich das mal vorstellen, die Schleißheimer Straße führt durch fünf Bezirke. Eine der längsten Straßen der ganzen Stadt. Aber mein Teil ist eigentlich nur der zwischen Maßmannpark und Nordbad. Allein auf dieser Strecke kann man sich aber jederzeit durch die Nationalitäten essen. Es gibt afrikanisches Essen, chinesisches, vietnamesisches, japanisches, bayerisches, einfach alles.
 
Besonders mag ich zur Zeit den türkischen Imbiss Saray in der Schleißheimer 77, den betreibt so ein türkisches Paar. Total nett, super Dürüm, türkische Salate und türkisches Gebäck. Immer frisch. Und man kriegt hier auch den original türkischen Chai. Ich sitze da sehr gerne und hole mir neue Ideen für Drehbücher.
 
Auch der Italiener Blu Notte ist eine Empfehlung. Die haben nur vier Plätze und im Sommer zwei Tische draußen, da sitze ich gerne und schaue, was so passiert in der Straße. Der Görreshof ist perfekt für bayerische Küche, hier gibt es ein günstiges und sehr gutes Mittagsmenü für 8,90 Euro und einen witzigen Biergarten, der sich über eine Einfahrt bis in den Hinterhof erstreckt. Beim Vietnamesen Kim Phat bestellte ich immer Thaicurry rot.
 
Ich bin vor sechs Jahren hergezogen, es war meine erste Wohnung in München und ich will nicht mehr weg. Das ist genau meine Ecke hier. Hier ist die Maxvorstadt sehr bescheiden und vielfältig, niemand will mehr sein, als er ist. Aber natürlich passiert auch hier langsam der übliche Wandel. Die beste Boazn der Straße, Nessie, zum Beispiel gibt’s schon nicht mehr. Das war eine plüschige Zeitreise und die 70-jährige Wirtin Johanna kannte jeden mit Namen.
 
Dafür ist das Du&I noch da und der Fairplay Saloon. Der ist legendär. Man kann dort Billard spielen, Bundesliga anschauen und immer jemanden treffen, der interessant ist. Das ist ja auch nicht gang und gäbe. Hier erzählt man sich ganz geradeheraus sein Leben. Und der Chef, Pano, weiß immer Bescheid, was in der Straße gerade passiert – das ganz normal Leben halt. Eine tolle neue Bar gibt es übrigens da, wo früher eine alte Boazn war: gleich um die Ecke in der Georgenstraße. Ein paar coole Jungs haben da das Schorsch aufgemacht, das hat nur Donnerstag bis Samstags offen und im Sommer ab Mittwoch.
 
Im Winter geh ich gern ins Nordbad, vor allem in die Sauna, denn der Saunabereich da ist super renoviert. Denkt man ja von außen im ersten Moment nicht. Dass es gegenüber im Karstadt unten eine Feinkostabteilung gibt, ist auch großartig. Vor allem der Fisch dort ist sensationell.
 
Ich bin zwar kein Mitglied im, aber großer Fan vom Jugendzentrum für Senioren, ins Leben gerufen von Abi Ofarim. Alte Menschen können sich dort treffen, gemeinsam Musik hören, Spiele spielen, malen. Es gibt Lesungen und Vorträge. Ein Fitnessprogramm auch. Ich finde das ein großartiges Konzept.
 
Nicht zu vergessen ist hier in der Ecke natürlich außerdem noch das Stadion, die Fußballkneipe, in der man auf Rängen an den Wänden sitzt und Fußball schauen kann. Wenn ein großes Spiel ist, musst du dich ungefähr fünf Stunden vorher schon draußen anstellen, damit du einen Platz kriegst. Eine Institution.


Text: mercedes-lauenstein - Foto: juri-gottschall

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