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Meine Straße: Pfeuferstraße
Ich wohne seit einem Jahr in Sendling. Man denkt ja immer, das sei total weit weg von allem, aber ich muss nur mit dem Rad die Theresienhöhe runterrollen und schon bin ich mitten im Zentrum. Und im Herbst finde ich es ein cooles Gefühl, so nahe der Wiesn zu wohnen, die gehört dann so richtig zum Alltag und man kann nachmittags mal schnell hingehen und sich einen Schoko-Erdbeerspieß kaufen. Und von den Besoffenen verirren sich zum Glück nur die Allerwenigsten bis zu uns in die Pfeuferstraße.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Lili in der Pfeuferstraße
Mir gefällt aber auch diese gewisse altmünchnerische Atmosphäre hier oben, das ist so eine Mischung aus Arbeiterhäusern und bäuerlichem Erbe. Der alte Stemmerhof ist gleich nebenan, bis 1992 war der noch in Betrieb und es gab sogar Kühe, die gleich dahinter auf einer großen Wiese standen. In dem Hof gibt es heute einen alten Bioladen, einen Laden mit „Italian Streetfood“ und einen etwas gehobeneren Imbiss mit regionalem Essen. Und an der Kreuzung zur Lindwurmstraße erinnert ein altes Denkmal an den Bauernaufstand der sogenannten Blutweihnacht von 1705. Von vorn sieht die Statue aus wie ein alter griechischer Adonis. Von hinten sieht man dann aber sehr gut, dass er Lederhosen trägt.
Ansonsten gibt es in meiner Straße vor allem viele Beautyangebote, ein Fitnessstudio, Massage- und Nailstudios, man kann sich also austoben. Gleich bei mir hat gerade ein uigurischer Imbiss eröffnet, da gibt es eine köstliche Mischung aus chinesischer und orientalischer Küche. Ich esse gern die Laghman-Nudeln, die zieht die Mama da drinnen immer frisch aus und sie schmecken sehr gut. Gegenüber ist das Spektakel, eine bayerische Wirtschaft, die so ein bisschen auf modernen Landhausstil und „Erlebnisgastronomie“ macht. Einmal saßen wir da zu einer Besprechung und plötzlich kamen Donnergeräusche aus den Lautsprechern und die Lichter fingen an zu blitzen und es hieß, das sei jetzt die Simulation eines „hochalpinen Gewitters“. Besser sitzt man definitiv in dem schönen Biergarten der Wirtschaft. Aber das Essen kann man leider vergessen – drinnen und draußen.
In der Maytap-Bar kann man sich nach Ladenschluss noch Bier holen. Früher war das die Keyef-Bar. Der Besitzer ist derselbe geblieben, aber nun hat er sich das Konzept „Design meets Drinks“ vorgenommen, was draußen auch groß drangeschrieben steht. Drinnen äußert sich das in einer glänzenden Tapete mit Flügeln drauf, und auf der Bar stehen Absolut-Vodka-Flaschen im Discokugellook. Irgendwie vermute ich ja, dass da drinnen noch etwas anderes als „Design meets Drinks“ vor sich geht. Und dann gibt es noch den Camly, da sagen immer alle: Krass, du wohnst beim Camly! Weil den alle eigentlich nur als Bestellservice und damit nur vom Namen her kennen. Kein Laden, in den man sich gern setzt, weil alles blinkt und immer die gleichen fünf vietnamesischen Klimpersongs auf Dauerschleife laufen. Es sitzt auch tatsächlich selten jemand drin. Das Essen ist schon ganz okay, aber nicht von gleichbleibender Qualität. Nur auf die Phô kann man sich verlassen!
Im Eispresso kann man gut Eis essen und Kaffee trinken, das wird von einem sehr freundlichen italienischen Pärchen betrieben und man trifft dort immer die Schüler der französischen Schule. Am Ende der Pfeuferstraße, da, wo sie schon in die Ganghofer übergeht, führt eine Fußgängerbrücke rüber in den Westpark. Da kann man super joggen und im Sommer auch grillen.
Text: mercedes-lauenstein - Foto: Juri Gottschall