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Meine Straße: Oettingenstraße

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Niemand kennt eine Straße so gut wie die Menschen, die in ihr leben. Deshalb bitten wir hier regelmäßig junge Münchner, uns ihre Straße zu zeigen – die schönsten Ecken, die besten Läden, die schrulligsten Typen, die nettesten Anekdoten. Heute: 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Sebastian, 27, Sportjournalist

Ich wohne jetzt in der Straße, in der ich auch studiert habe. Am Geschwister-Scholl-Institut am Englischen Garten war das. Von dort aus hat während des Kalten Krieges der Sender Radio Free Europe gesendet, um dem Osten Europas freien Nachrichtenzugang zu ermöglichen. Nun wurde es entkernt, renoviert und „studienfreundlich“ eingerichtet. Schräg gegenüber vom GSI gibt es einen netten kleinen Kiosk, bei dem man von Kaffee bis Bier fast alles bekommt. Und natürlich die legendären Tivoli-Tennisplätze, die scheußlichen Containern weichen mussten.

Da zieht jetzt das Wilhelms-Gymnasium vorübergehend ein. Ich habe dort selbst einmal Tennisunterricht gegeben. Leider ist das vorbei. Mittags gab es in der Tennishütte immer leckeres Mittagessen. Und der Besitzer, Alexandros, hat mit seiner Frau für eine tolle, familiäre Stimmung gesorgt. 

Etwas weiter Richtung Süden geht man dann über eine Brücke, unter der der Eisbach durchfließt. Von da aus kann man auch die zweite Surfer-Welle sehen. Im Sommer ist es besonders lustig, hier zu stehen, weil da dann die ganzen halbnackten Kids und Jugendlichen gleich dahinter aussteigen und mit der Tram wieder vor zur Prinzregentenstraße fahren, um das Spiel zu wiederholen – ohne Klamotten, ohne Handtuch, ohne Fahrschein, tropfnass. Ich frage mich immer, ob das die Tramführer in der Ausbildung gesagt kriegen, dass das hier einfach so ist und man das tolerieren muss. Kommt mir fast so vor. Finde ich super von der MVG und ich nutze es auch noch ab und zu. 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Erzähl uns was! Vielleicht auch über deine Straße.

Ansonsten ist es hier eher ruhiger und familiär. Hier gibt es eher keine richtig eigene Kiezkultur – vielleicht weil in der Gegend viele alte Leute wohnen, die seit Jahrzehnten ihre Wohnungen am Englischen Garten haben. Etwas verwirrend an der Oettingenstraße ist außerdem ihr komischer Verlauf; sie schlägt mehrere Haken und schluckt dann an einer Stelle einfach die Emil-Riedel-Straße, was einem total unlogisch vorkommt. 

Die Gaststätte Paradiso hat einen tollen Garten zum Sitzen und Wein trinken, aber gegessen habe ich dort noch nie. Im Leib & Seele ist vor allem mittags bei schönem Wetter immer Full-House, den Schweinebraten empfehle ich hier nicht so, dafür aber die Weißwürste umso mehr. 

In der Brotmanufaktur Schmidt gibt es richtig gutes Brot, immer frisch und es hält wirklich ewig, wenn sie dir die perforierten Tüten geben. Mein Favorit ist die Bauernkruste. Und nebenan macht in diesen Tagen eine neue Eisdiele auf: Bayerische Eismanufaktur. Ziemlich pompöse Aufmachung mit Bayerischen Flaggen und Löwen. Ich bin sehr gespannt. Und die Kinder aus den Kitas um uns rum drücken sich immer die Nasen am Schaufenster platt.

Das Bistro Windrose ist eine Geheimempfehlung für tolles italienisches Essen und gute Weine. Die haben immer mittags und einmal im Monat abends während der „Notte italiana“ offen. Da gibt es dann ein Mehr-Gänge-Menü. Mit Wein. 

Im Pizzaladen Pepino kann man eine okaye Pizza essen und ganz gute Salate. Der Besitzer heißt allerdings gar nicht Pepino, sondern Omid. Er ist superfreundlich, arbeitet total sauber und hat immer frische Zutaten da, nur am Pizzateig könnte er noch etwas feilen, finde ich. Er ist großer Bayernfan und während der Bayern-Spiele hat er oft geschlossen. 

Ich gehe gern am Atelier- und Werkstättengebäude der TU und des Bayerischen Nationalmuseums in der Oettingenstraße 13 vorbei. Wenn man da in die Fenster guckt, entdeckt man oft irgendwelche alten Statuen und Kunstwerke, an denen gerade herumrestauriert wird, das ist irgendwie total magisch.  

Morgens sehe ich in meiner Straße oft Nino, meinen ehemaligen Chef von einer Boutique auf der Maximilianstraße, der mich scheinbar nicht mehr kennt. Der radelt immer in den feinsten italienischen Anzügen auf seinem Hollandrad die Straße hinunter Richtung Luxus-Einkaufsmeile. Eine Straße weiter steht häufig das Auto von Sebastian Rode herum. Das weiß ich, weil ich das Prinzip der FC Bayern-Autokennzeichen kenne, auf denen am Schluss nach M-DM (Deutscher Meister) immer die jeweilige Rückennummer steht.

Text: mercedes-lauenstein - Foto: juri-gottschall

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