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Meine Straße (9): Westendstraße

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Ich wohne hinter dem Augustiner-Bräu-Gelände, mit Blick auf die rote, hintere Fassade, die einen genialen Industriecharme versprüht. Fast ein bisschen englisch. Es riecht immer sehr nach Brauerei und überhaupt ist die Straße sehr vom Augustiner geprägt. Die meisten, die sich hier herumtreiben, arbeiten dort. Ein Klassiker ist der Getränkemarkt in der Nummer 43 mit seiner völlig vergilbten, verstaubten Auslage. Alle hier im Viertel holen dort ihre Getränke – vorrangig Bier.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Seit das Georgenstüberl gegenüber zugemacht hat, hocken all die Älteren und Handwerker zum Rauchen und Trinken immer hier rum. Man spürt noch ganz deutlich, was für ein linkes Glasscherbenviertel das einmal war und irgendwie auch noch ist. Es gibt viele Werkstätten und die Büros von der DKP und den Linken. Außerdem all die Türkenläden. Wenn ich nachts das Fenster aufmache, kann ich mir aussuchen, in welchem Land ich sein will, so viele unterschiedliche Sprachen und Fernsehprogramme höre ich aus den umliegenden Wohnungen. Hier existiert alles so lebendig nebeneinander her, das mag ich.

Direkt nebenan wohnen so ein paar crazy Leute, die habe ich bis heute noch nicht verstanden: Sie haben einen Eingang wie ein Ladengeschäft, sitzen da aber den ganzen Tag nur rum und hören Eminem. Etwas weiter die Straße hoch, zwischen Nummer 89 und 91, gibt es im Hinterhof einen Griechen, der in seinem Keller immer freitags von 15 bis 19 Uhr und sonntags von 9 bis 15 Uhr frisches Gemüse, Feta und Oliven verkauft. Eine Freundin von mir sagt, es sei das frischeste und günstigste Gemüse der Stadt. Da oben ist auch der beste Copyshop, den ich kenne: der ABC (Nr. 118). Der ist der geheime Treffpunkt für die kopierfanatischen Mitglieder von Damenkapelle – der Band, in der ich spiele.

Und an der Ecke Westendstraße/Trappentreustraße gibt es auch noch die Münchner Federzentrale. Der Inhaber ist unglaublich. Er hat alle möglichen Federn, von der Kugelschreiberfeder bis zum Stoßdämpfer, und wenn du etwas Bestimmtes suchst, dann findet der das für dich. Ganz am Ende mündet die Straße schließlich in den Westpark, mit dem komisch verlorenen Restaurant am Rosengarten – ich nenne es seit Kurzem: das Autobahnrestaurant am Ende des Westparks.


Text: mercedes-lauenstein - Foto: juri-gottschall

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