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Lebensgefühl in 140 Zeichen
Auf dem neuen Twitter-Account „Munich loves U“ (@munichlovesu) fängt jede Woche ein anderer Münchner in 140-Zeichen-Nachrichten das Leben in der Stadt ein. Jetzt München hat mit Sabine Sikorski aus dem „Munich loves U“-Team über das Projekt gesprochen.
jetzt.de: Sabine, warum habt ihr „Munich loves U“ ins Leben gerufen?
Sabine: Schweden hat seinen offiziellen Twitter-Account an seine Bürger übergeben. Unter @sweden twittert jede Woche ein anderer Schwede. Den Account fand ich toll, weil ich so ein ganz neues Bild von Schweden bekommen habe. Vorher war es für mich ein Land, in dem im Winter die Sonne nicht scheint und wo der Alkohol teuer ist. Jetzt ist mir Schweden emotional viel näher, ich möchte unbedingt bald mal hinreisen. Das konnte ich mir auch für München vorstellen. Nachdem meine Freunde begeistert waren, haben wir ein Team gebildet und das Projekt in Angriff genommen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Das Team von "Munich Loves U" (v.l.) Cathrin Gill, Sabine Sikorski, Lutz Staacke, Daniel Rehn, Alexander Marcus Turek
Und „Munich loves U“ funktioniert genauso wie das schwedische Projekt?
Genau!Mit dem Unterschied, dass unseres zeitlich begrenzt ist. 52 Wochen twittern 52 verschiedene Menschen über das Leben in München. So lernt man viele Perspektiven auf die Stadt kennen und bekommt ein authentisches Bild. Das kann jede Woche anders aussehen, je nachdem, was die Leute daraus machen. Unser erster Twitterer, der Schauspieler Michael Jäger, ist vergangene Woche zum Beispiel in die Bavaria-Filmstudios gefahren und hat aus den Kulissen getweetet, in denen er schon mal gedreht hat. Oder er hat aus den Lokalen geschrieben, in denen er Essen geht. Zwischendurch hat er immer wieder Münchner Eigenheiten erklärt. Etwa warum nur Leute von außerhalb Karlsplatz sagen und Münchner immer vom Stachus sprechen.
Klingt, als ob das ein recht anstrengender Vollzeitjob ist und man viel mehr unternehmen muss, als man das normalerweise im Alltag tut – um seinem Publikum etwas zu bieten.
Niemand muss rund um die Uhr Tweets schreiben. Mal auf dem Sofa zu sitzen und über den Tatort zu twittern ist völlig ok, das gehört ja auch in München zum Leben dazu. Ich vermute, dass sich viele unserer Twitterer aber in ihrer Woche öfter dagegen entscheiden werden, abends auf der Couch zu sitzen und tatsächlich mehr unternehmen als sonst. Es ist eine Möglichkeit, mal wieder bewusst die eigene Stadt zu entdecken und das mit anderen zu teilen.
Wie waren die Reaktionen bisher?
Wir waren echt überrascht von der großen Resonanz. Wir hatten schon am vierten Tag über 400 Follower. Allein durch die Mund-zu-Mund-Propaganda im Bekanntenkreis und natürlich über Twitter. Und wir haben total positive Rückmeldungen bekommen: Reaktionen wie „Ich habe wegen euch meinen Twitter-Account wieder aktiviert“ und Tweets nicht nur aus München und Umgebung, sondern auch aus dem hohen Norden. Es ist auch schon die erste Sponsoring-Anfrage eingegangen.
Wie passen denn gesponserte Tweets mit einem authentischen Blick auf München zusammen?
Wenn jemand unserem Twitterer anbietet, ihn durch seine Brauerei zu führen, kann er das machen. Und dann schreibt der über seinen Besuch – natürlich nur wenn er Lust hat. Es soll auf keinen Fall jemand dazu gedrängt werden! Sollten wir Kooperationen eingehen, werden wir das auch im Blog offenlegen.
Wirst du oder jemand anderes aus dem Team auch selbst twittern?
Ein Teil von uns, ja. Ich selbst auch. Ich überlege schon, was ich dann machen werde in der Woche.
Was willst du denn von der Stadt und deinem Leben hier präsentieren?
Vielleicht, warum ich mich in München verliebt habe. Ich bin wie so viele für den Job nach München gekommen, hatte die Stadt vorher aber gar nicht im Blick. Deshalb frage ich mich: Was macht das München aus, das ich so gerne mag? Will ich die Leute in den Englischen Garten mitnehmen? Zu den Eisbachsurfern? Will ich ihnen meine Lieblingskneipe zeigen? Fest vorgenommen habe ich mir schon, vom Münchner Geocaching zu twittern.
Euer Projektname „Munich loves U“ steht für eine positive Beziehung zwischen der Stadt und ihren Bewohnern. Lasst ihr denn auch jemanden twittern, der die Stadt nicht mag?
Der Name ist entstanden, weil wir sieben alle München lieben. Ich habe aber natürlich auch schon Leute getroffen, die sagen, dass ihnen München zu schön oder zu dörflich ist – und wenn die für uns twittern wollen, dann können die das auch schreiben. Oder die Follower an die hässlichen Ecken der Stadt mitnehmen.
Wenn jemand Lust hat mitzumachen, was muss er beachten?
Erstmal: Jeder kann mitmachen. Je bunter, desto schöner wird das Projekt. Die einzigen Vorgaben sind: Die Twitterer müssen in ihrer Woche in München sein und sie sollten ein Smartphone haben, damit sie auch schreiben können, wenn sie unterwegs sind und nicht nur zu Hause vom Rechner. Ansonsten sind sie völlig frei, aber beleidigende und bösartige Tweets wollen wir nicht. Eigenmarketing auch nicht, der Account ist kein Werbekanal. Er ist auch keine Plattform für Wahlkampf, was wir den Politikern signalisiert haben, die Interesse angemeldet haben, mitzumachen.
Falls also Christian Ude anfragen sollte, würdet ihr ihm absagen?
Nee, wir sagen, klar, machen Sie mit, wir freuen uns! Aber bitte kein Wahlkampf und kein Parteienbashing.
Euer Projekt ist auf ein Jahr angelegt. Was kommt nach Woche 52?
Mal gucken wie es läuft. Wir haben noch viele andere Ideen, die wir gemeinsam umsetzen wollen. Etwa die, einen Blog zu nerdfreundlichen Cafés und Kneipen aufzulegen. Mit WLAN, Steckdosen und wo es ok ist, den ganzen Tag mit seinem Laptop zu sitzen. Die Domain „Nerdfood“ ist schon registriert.