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Hippiemädchen zwischen Heuballen
Als wir vor drei Jahren begonnen haben, gemeinsam Musik zu machen, spielten wir nur in der S-Bahn auf dem Weg zu Konzerten. Lange Zeit war das unser einziger „Proberaum“: Tasmin hat auf ihrer Akustik-Gitarre gespielt, Oda hat getrommelt, wir beide haben gesungen. Seit Tasmin den Führerschein hat und wir mit dem Auto zu den Konzerten fahren, geht das natürlich nicht mehr.
Für eine kurze Zeit haben wir den Proberaum des Wolfratshausener Jugendzentrums nutzen können, denn da darf man als junge, lokale Band für fünf Euro im Monat proben und er stand damals leer. Das war toll, weil wir ihn ganz für uns hatten und für uns herrichten konnten. Auf die orangefarbenen Wände haben wir Hühner, Blumen und Elefanten gemalt, an der Decke haben wir überall unsere Handabdrücke hinterlassen. Dazu ein selbstgebasteltes Mobile und Blumen auf der Fensterbank. Richtig schön!
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Leider kam sehr bald doch eine zweite Band dazu, und zwar eine Metal-Band. Als die begonnen hat, nach und nach unsere Dekoration kaputt zu machen, sind wir wieder raus. Seither haben wir keinen festen Probenraum mehr. Aber das macht nichts. Wir sind ja nur zu zweit und haben leichte und gut zu transportierende Instrumente, da können wir überall proben.
Wir musizieren deshalb einfach nach Lust und Laune an den verschiedensten Orten: Auf den Wiesen und in den Wäldern rund um unseren Heimatort Gelting und Königsdorf im Süden Münchens, am örtlichen Brunnen oder eben hier auf dem Heuboden des Pferdestalls, in dem Odas Pferd steht. Hier ist es trocken und nicht allzu klamm, außerdem riecht es so gut. Als es im Winter eiskalt war, haben wir aber natürlich manchmal auch bei einer von uns zu Hause geprobt. Einmal haben wir uns sogar in der Kantine vom Möbelhaus Mahler verabredet.
Ärger gibt das öffentliche Proben nie, im Gegenteil: Die meisten Leute freuen sich darüber. Manchmal kriegen wir sogar Geld zugesteckt, doch einen Hut würden wir nie aufstellen, das käme uns komisch vor. Genauso ungeplant und spontan wie unsere Proberäumlichkeiten sind auch unsere Probezeiten: Wir haben keine festen Termine, denn wir verbringen ohnehin viel Zeit miteinander und das Musikmachen ergibt sich dabei meistens von allein. Deshalb gibt es auch so gut wie keinen Streit, von ein paar Zickereien oder kleineren Missverständnissen mal abgesehen.
Bisher läuft es sehr gut mit der Band und das freut uns wahnsinnig. Im Sommer erscheint unser erstes Album und dann gehen wir erst mal zehn Tage auf Deutschlandtour.
Text: mercedes-lauenstein - Foto: Juri Gottschall