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Hin und Track

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Reichenbach-Kiosk ▶ Isarufer

Der Nino aus Wien – Am heissesten Tag des Sommers
Dauer: drei Minuten (in Flip-Flops)
Soundtrack: Der Nino aus Wien – "Am heißesten Tag des Sommers"
Darum: Hitzebetäubter Drei-Akkord-Folk – die ideale Wegzehrung, um mit frisch erstandenen Getränken die Brücke zu überqueren und unten auf den Stufen die Füße im Wasser abzustellen. Die Flasche (unbedingt Glas) noch nicht öffnen, sondern fest unter die Achsel klemmen, das kühlt. Genau am Scheitelpunkt der Brücke, mit freier Sicht auf den Baumbestand der Isarinsel im Süden, kurz innehalten und der Zeile nachlauschen: "Wenn die Boote auf der alten Donau wandern, um das Sonnenlicht zu meiden." Dann aber weitergehen, bevor die Sandalen im heißen Asphalt festkleben.
 

LMU-Hauptgebäude ▶ Chinesischer Turm

http://www.youtube.com/watch?v=y48QJ1AKqu0
Dauer: fünf Minuten (mit dem Rad – mit Müßiggang erweiterbar)
Soundtrack: Sepalot – "Beat Konducta Bavaria"
Darum: Gerade für zugezogene Studenten taugt der Biergarten am Chinesischen Turm mit seiner Blasmusi ja durchaus zum Kulturschock. Deshalb: langsam eintauchen ins Volkstümliche. Erst mal nur einen Zeh reinhängen, dann Stück für Stück weiterwagen. Zeit ist genug: Sepalots Verhackstückung bayerischen Liedguts bietet auf gut 17 Minuten eine beat-unterlegte Erst-Orientierung. Bei Minute 4:40 empfiehlt es sich zum Beispiel, mit Blick auf den Monopteros zu "Kennst du den" innezuhalten. Bei Ankunft am Turm lässt sich die Playlist vorsichtig und in selbst gewähltem Tempo nahtlos ins reale "Prosit der Gemütlichkeit" überfaden.
 

Favorit Bar ▶ McDonald’s am Stachus

Tyler, The Creator – Burger (Featuring Hodgy Beats)
Dauer: knapp vier Minuten (Fahrrad, gemütlich)
Soundtrack: Tyler, The Creator – "Burger"
Darum: Wegen Hunger, mehr aber wegen Vorfreude, denn genau die steigert der Song. Weil der Bass, der mit seiner mächtigen Gravitation sogar die Zeit zu verlangsamen scheint, dich bremst – als würdest du, während du von der Josephspital- auf die Sonnenstraße abbiegst, durch zähen Morast strampeln. Und weil der Schlachtruf aus dem Refrain "Now that’s some burger for your ass, nigga" deinen ohnehin schon gigantischen Grillfleischhunger ins Herrlichste anwachsen lässt.
 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Holy Home ▶ Pimpernel

Donna Summer – I Feel Love
Dauer: fünf Minuten (verkehrskonform)
Soundtrack: Donna Summer – "I Feel Love"
Darum: Giorgio Moroder und Pimpernel, da lässt sich durchaus Karl Valentin heranziehen, "gehören zusammen wie eine Suppe ohne Salz". Als Moroder München als Produzent unter anderem von Donna Summer zur Disco-Hauptstadt machte, feierte er regelmäßig in der Müllerstraße. "I Feel Love" ist mit seinen Synthie-Arpeggien und dem einst revolutionären Beat also erstens schwer tänzelnder Geschichtsunterricht, zweitens geil und drittens zu lang. Also: Schnell radeln und zum Beispiel das gesangsfreie Bassgeplucker zwischen Minute 5:15 und 6:27 nutzen, um sich noch einen Döner auf die Hand zu bestellen.
 

Hauptbahnhof ▶ Café Kosmos

Kanye West – Homecoming
Dauer: gute drei Minuten (zu Fuß, zügig)
Soundtrack: Kanye West, Chris Martin – "Homecoming"
Darum: Wegen Energie und Drive. Wer von einer Reise mit dem Zug in München einreitet, verspürt womöglich den Drang, sich im trauten Heim einer gemütlichen Wehmut hinzugeben. Das ist falsch! Also lieber hinaus aus dem Bahnhof und bis zur Arnulfstraße noch den Hintergrundgeräuschen der Stadt lauschen, dann Kopfhörer aufsetzen und sich vom Takt von Chris Martins Klavier und dem monoton getriebenen Raps von Kanye West vor die Tür des Kosmos’ tragen lassen.

 

Olympiasee ▶ Olympiaberg

The Postal Service – Such Great Heights
Dauer: gute vier Minuten (eilig zu Fuß, sehr gemütlich mit dem Rad,)
Soundtrack: The Postal Service – "Such Great Heights"
Darum: Weil man für den Berg mit der gemeinsten Steigung in ganz München einen solch treibenden Bass sehr gut gebrauchen kann. Und weil der bei Minute 1:25 einsetzende Refrain einem in Erinnerung ruft, warum man die Plackerei auf sich nimmt: "They will see us waving from such great heights/Come down now, they’ll say/But everything looks perfect from far away/Come down now, but we’ll stay".
 

Mixed Munich Arts ▶ Königsplatz

Brian Eno – An Ending (Ascent) - 2005 Digital Remaster
Dauer: zwei Minuten (bitte zu Fuß)
Soundtrack: Brian Eno – "An Ending"
Darum: Landen – und zwar möglichst sanft. Deshalb aus dem Club raus und bereits die Katharina-von-Bora-Straße gemächlich entlangmäandern, bewegt nur von Enos glitzrig schwebender Synthiefläche. Unbedingt bewusst auf das erste Tageslicht achten (genießen, nicht bedauern!) und kurz innehalten, die Brienner Straße rechterhand hinunterschauen und überprüfen, ob hinter dem Obelisken bereits die Sonne aufgeht. Danach bleibt von den gut vier Minuten des Songs noch genug Zeit, um das schönste Wiesenstück zum Niederlassen zu finden.
 

Hauptbahnhof ▶ Starnberg

Stan Getz – Getz/Gilberto
Dauer: 33 Minuten (S-Bahn)
Soundtrack: Stan Getz & João Gilberto – "Getz/Gilberto" (Album)
Darum: Dass jetzt bloß niemand "Klischee" krakeelt! Natürlich liegen Bossa-Nova-Klassiker und sommerliche Gemütlichkeitsfahrten an Badeseen nah beieinander. Aber: Getz’ beinahe unerträglich schön sämiger Saxofon-Ton und Gilbertos Gitarre liefern eben auch noch die exakt richtige Melancholie, die ein anständiger Sommer braucht. Und wenn "O Grande Amor" in "Vivo Sonhando" übergeht während linkerhand der stillgelegte Bahnhof Mühltal vorbeizieht: Himmel, ist das traurig-schön.

Hauptbahnhof ▶ Flughafen

Bon Iver – Bon Iver
Dauer: 40 Minuten (S-Bahn)
Soundtrack: Bon Iver – "Bon Iver" (Album)
Darum: Durchatmen, tief. Eine Station die Umgebungsgeräusche genießen und danach die Reise vor der Reise antreten: nach "Perth" und "Minnesota, WI", wie die ersten beiden Songs heißen. Und dann bei "Holocene" auf den Sonnenflutungs-Effekt freuen: Ziemlich genau in dem Moment, in dem die S-Bahn aus dem Tunnel auftaucht, umspülen warme, analoge Keyboards die stahlkühle Szenerie. Ab da trägt das geisterhaft schöne Album über "Hinnom, TX" nach "Calgary" und "Lisbon, OH" – ehe man vom wolkigen "Beth/Rest" wattiert im Flughafen einschwebt.
 

U-Bahn Thalkirchen ▶ Flaucher

Bilderbuch – Plansch
Dauer: fünf Minuten (zu Fuß)
Song: Bilderbuch – "Plansch"
Darum: Weil die letzten Meter zum Wasserloch nie schnell genug gehen können! Die ersten hundert Schritte geben die Synthie-Rimclicks den Takt zu einem zügigen Gang vor. Die Spannung entlädt sich genau bei Sekunde 58, wenn zur einsetzenden Gitarrenwalze die ersten Kajakfahrer zu sehen sind.

Text: jakob-biazza - jan-stremmel und christian-helten; Illustration: katharina-bitzl

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