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"Hier müsste man doch mal...!"
Es gibt einen Satz, den man als Stadtbewohner sehr häufig sagt. Er lautet: „Hier müsste man doch mal. . .!“ Man ruft ihn immer dann, wenn man auf seinen Wegen durch die Stadt einen zwischen- oder neunutzungspotenten Ort entdeckt hat. Alle, die in diesem Moment dabei sind, stimmen in euphorischer Nachdrücklichkeit ein: „Ja, hier müsste man aber wirklich mal!“
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Das leer stehende Café Tela in der Tegernseer Landstraße wäre zum Beispiel eine super Location für so etwas wie die Hauskonzerte. Und in der Filmpassage am Isartor, in der von der einst legendären Videothek nicht viel mehr übrig ist als eine Berliner Telefonnummer auf einem schwachen, blauen Neonleuchten, sollte man doch auch noch mal was machen. Sonst zieht da demnächste irgendein Cronut-Laden oder eine Bubble-Tea-Bar ein. Oder das Maxwerk, das moosbewachsen und vollgetaggt in den Maximiliansanlagen neben dem großen Isarwasserfall steht und vielmehr wie ein kleiner Stadtpalast mit Sonnenterrasse aussieht als ein Wasserkraftwerk: Wäre das nicht die perfekte Rooftop-Bar? Es gibt keine direkten Nachbarn und die Stromversorgung wäre auch geregelt. Oder dieses riesige Bürogebäude kurz vor dem Luise-Kiesselbach-Platz am Mittleren Ring – dafür hat doch bestimmt schon irgendeiner von den Münchner Partymachern die Schlüssel.
Genau mit diesem Argument endet das Gedankenspiel jedes Mal aufs Neue. Man setzt die Ideen nicht um, die einem beim Anblick der Orte kommen. Denn wenn hier wirklich was ginge, dann wäre doch schon längst jemand aktiv geworden, oder? Man denkt, hofft und wünscht einfach, dass die Zehra Spindlers und die anderen Zwischennutzungsprofis dieser Stadt sich schon drum kümmern würden, wenn da was zu machen wäre. So dass man sich eines Tages nur die Schuhe anziehen und los stapfen müsste an den neuen, aufregenden Veranstaltungsort, von dem noch niemand genau wüsste, wie lange er bestehen kann.
Das „Hier müsste man mal“ bringt, zusammen mit dem „Hier war doch mal“ etwas auf den Punkt, das man vielleicht Stadtlust nennen könnte: den Trieb, dem Alten hinterher zu trauern, dem Neuen aber gleichzeitig schon wieder genauso gierig entgegen zu sehnen.
Zum ersten Teil dieser Geschichte ("War hier nicht mal?") geht es hier.
Text: mercedes-lauenstein - Fotos: juri-gottschall