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Glückliche Sau im Plastikbeutel

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An dem, was man Lokale mit sehr durchdachtem Konzept nennen könnte, ist München nicht eben arm. An Essens-Lieferdiensten, für die das gilt, eher schon noch. Munchee will das ändern. Mit einem System, das gut zur Stadt passt – vor allem auch ästhetisch: Sehr gut fotografierte Gerichte wie Kürbis-Ingwer-Suppe, Ricotta Hähnchenbrust, Piccata von der Aubergine oder geschmorte Kalbsschulter kommen vorgekocht in getrennt verschweißten Plastikbeuteln, die zu Hause noch ins Wasserbad müssen. Teure Lokale machen das auch so. Damit man das merkt, sieht die Homepage eher aus wie von einem Designmöbelhaus. Stimmigerweise besteht das Team deshalb auch aus „Genussbotschafter“ (Marco Alberti), Chefkoch (Johann Mikschy) und „Creative Director“ (Fiona Struengmann).

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


 
jetzt.de München: Okay, wenn man sich über den Creative Director wundert?
Marco: Ist okay. Es ist ja tatsächlich keine ganz alltägliche Teamkonstellation für einen Lieferservice.
 
Warum habt ihr einen?
Marco: Anders als ein Restaurant sind wir ein Distanzhandel. Da bekommst du Vertrauen nur über eine saubere Ästhetik.
Fiona: Es geht uns drum, eine gute Marke zu bauen. Damit das, was wir da tun, glaubwürdig wird, haben wir erst mal nur das Visuelle. Kunden können unsere Produkte auf der Homepage zunächst eben nur sehen. Da war es, als die Idee mit Munchee aufkam, naheliegend, dass wir das verbinden und ich mich um das ganze Drumherum kümmere.

Hättet ihr das in einer anderen Stadt anders gemacht? Wäre die Ästhetik in Bochum eine andere?
Marco: Die Ästhetik folgt nicht dem Markt, sondern einfach unseren Vorstellungen davon, was gut ist. Wir glauben, dass es cool ist, wie es ist, und hoffen, dass andere das auch so sehen. An München sind dabei eher andere Dinge interessant.

Nämlich?
Fiona: Einmal natürlich, dass wir alle von hier sind. Wir haben also eine große lokale Verbundenheit. Vor allem hast du hier aber eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Großstädten: Ab 20 Uhr ist die Stadt zu. Du brauchst also etwas, das dir danach noch gutes Essen liefert.
Marco: Das ist uns selbst oft genug passiert: Du rennst kurz vor Ladenschluss in einen Supermarkt, hast aber kein Rezept, weil du nix geplant hast. Das ist genau die Lücke, in die wir wollen – zumindest Montag bis Freitag. Am Wochenende sollst du selber kochen und dich damit entspannen und vorher gerne zwei Stunden über den Markt schlendern. Aber unter der Woche machen wir das für dich.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


 
Und liefert es in Plastikbeuteln. Da werden doch sicher viele skeptisch sein.
Marco: Klar, da gibt es kleinere Berührungsängste: Da kommt etwas in Plastikbeuteln, die man in heißes Wasser tut, und da soll dann ein Essen herauskommen. Da tasten sich alle noch ran. Tatsächlich ist es ein Verfahren, das seit Jahrzehnten in der Spitzengastronomie verwendet wird. Und diejenigen, die’s ausprobieren, sind zumindest mal top-zufrieden.

Ihr werbt auf eurer Homepage mit Philosophien wie „Die ‚ideale‘ menschliche Ernährung“ oder „Zurück zur Basis“. Was bedeutet das?
Marco: Ich wollte gerade sagen: Wir kaufen alles regional. Aber das ist eine zu totalitäre Aussage. Wir kaufen, wo es geht, nachhaltig regional. Ich vermeide das Wort „Bio“ da bewusst, weil das eine Zertifizierung ist, die Geld kostet. Und das können oder wollen sich unsere Lieferanten zum Teil nicht leisten. Und wir wollen lieber mit jemandem arbeiten, bei dem wir wissen, dass die Sau glücklich hinterm Haus aufgewachsen ist und den Acker zerpflügt hat.
Fiona: Wir wollen den Leuten vor allem das Gefühl zurückgeben, zu wissen, wo ihr Essen herkommt: Wir waren da, wir wissen, wie es da aussieht, wir wissen, dass das gut ist.
Marco: Heißt aber auch, wenn du was mit Erbsen bestellst, kann es passieren, dass wir sagen: Gab heute keine, die uns gefallen haben. Müssen wir Bohnen nehmen.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Das Konzept wirkt auch etwas, als wolltet ihr damit irgendwann in andere Städte expandieren.
Beide schmunzeln.
Marco: Ja, schon. Es ist eigentlich ein bundesweites Konzept, bei dem wir jetzt schon überlegen, wie wir es in andere Städte ausrollen können.

Text: jakob-biazza - Fotos: oh

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